SZ NRW: Glaubensverlust am Ortsausgang


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    Glaubensverlust am Ortsausgang 


    Vor der Partie beim Meister Borussia Dortmund ist Arminia Bielefelds Fußballern mulmig zumute


    Bielefeld – Eigentlich ist Benno Möhlmann ein Mann des wohl gewählten Wortes. Vor zwei Wochen aber war das ganz anders: Angesichts einer erbarmungswürdigen Leistung des von ihm trainierten Bundesligisten Arminia Bielefeld bei der 0:3-Niederlage in Mönchengladbach wurde Möhlmann drastisch: In noch jedem Auswärtsspiel dieser Saison habe sein Team „beschissen gespielt“.


    Nun, mit etwas Abstand, zeigt sich der Coach schon milder gestimmt: „Zweieinhalb Spiele waren scheiße, eineinhalb waren vernünftig.“ Ein 1:1 beim strauchelnden 1. FC Kaiserslautern und eine passable erste Halbzeit beim 0:3 in Stuttgart sind es, die Gnade vor Möhlmanns Augen finden. Was nichts daran ändert, dass die Arminia auswärts immense Schwierigkeiten hat. Erst einen Punkt aus vier Spielen hat man in der Fremde geholt und dabei meist das Kaninchen vor der Schlange gegeben. Kein Vergleich zu den couragierten Auftritten auf der heimischen Alm, die dem Aufsteiger bereits drei Siege und einen Platz im erweiterten Mittelfeld eingebracht haben.


    Wer hinterfragt, warum ihre durchaus vorhandenen Fähigkeiten die Bielefelder derzeit beim Passieren des Ortsausgangs verlassen, landet schnell bei der Psychologie. Die Mannschaft sei „zu ruhig und zu brav“, hat Ansgar Brinkmann neulich behauptet, dem man eben dies bestimmt nicht nachsagen kann. Vorgesetzter Möhlmann zieht zur Ursachenforschung die Spielanalyse vor: „Wir müssen es schaffen, länger im Ballbesitz zu bleiben.“ In der Tat haben sich häufige Verluste des Spielgeräts zuletzt als größtes Problem erwiesen, in Mönchengladbach fanden selbst Befreiungsschläge zumeist nur den Gegner. Gegen die deshalb ständig unter Druck stehende Abwehr fielen die Tore mit seltener Zwangsläufigkeit.


    Kein Wunder also, dass den Ostwestfalen vor dem nächsten Spiel ein bisschen mulmig zumute ist – denn ausgerechnet jetzt geht es zum Meister nach Dortmund. „Ein Unentschieden wäre ein Erfolg“, sagt Möhlmann und muss dabei lächeln. Angesichts der Ausgangsposition lenkt der 48-jährige „das Augenmerk weg vom Ergebnis“ und stellt die Aufgabe in einen übergeordneten didaktischen Zusammenhang: üben, lernen, sich weiterentwickeln, um dann „im Saisonverlauf eine Auswärtsstärke zu entwickeln, mit der wir unsere Zielsetzung erreichen können“. Und die heißt immer noch Klassenverbleib. Punkte in Dortmund sind da, auch wenn es „fatal wäre, sich nur auf die Heimspiele zu verlassen“ (Torwart Mathias Hain), nicht eingeplant.


    Angst, mit einer deutlichen Niederlage in die Rekordbücher einzugehen, müssen die Bielefelder indes nicht haben. Vor fast zwanzig Jahren, am 6. November 1982, verlor Arminia bei Borussia Dortmund mit 1:11. Da werden sie, Auswärtsschwäche hin oder her, diesmal nicht heran kommen.


    Jens Kirschneck
    http://www.sueddeutsche.de

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