BIELEFELD: Aus für ein Kneipen-Imperium
Gastronom Stahlberg zahlungsunfähig
VON PATRICK SCHLÜTTER
Bielefeld. Ein Kapitel der Gastronomiegeschichte neigt sich dem Ende zu. Andreas Stahlberg kann den "Schloßhof" und das "Stahlberg am Alten Markt" nicht mehr halten. Der Insolvenzantrag ist nach Auskunft des Amtsgericht gestellt. Sein drittes Lokal, das "dpa" (heute: "Genuss") an der Arndtstraße, hatte sein Bruder Winfried Stahlberg nach einem Insolvenzantrag bereits Anfang des Monats übernommen.
Vor zwölf Jahren kaufte Andreas Stahlberg mit weiteren Partnern den "Schloßhof" im Bielefelder Westen. Mit 230 Innen- und 700 Außenplätzen entwickelte sich das Lokal schnell zu einer der angesagtesten Adressen. Gerade das Sommergeschäft bescherte Stahlberg, der den Schloßhof inzwischen alleine weiterführte, sichere Einnahmen. 2006 plante der gebürtige Rietberger sogar noch den Ausbau des 400 Quadratmeter großen Dachgeschosses. In Spitzenzeiten beschäftigte er dort 14 Festangestellte sowie vier Auszubildene.
Als der Bielefelder Juwelier Fritz Oberwelland (†) 2003 plante, die ehemalige Pfeffersche Buchhandlung am Alten Markt in eine Gastronomie umzubauen, griff Stahlberg zu. Ein Jahr später eröffnete schließlich das "Stahlberg" an Bielefelds bester Adresse mit 60 Plätzen, sieben Festangestellten und einer großzügigen Außenbewirtung. Nach einer kurzen Episode gemeinsam mit Milestone-Betreiber Mevludin Demirovic im Bielefelder Schlachthof (2004 bis 2005) richtete sich Stahlbergs Blick auf ein weiteres Prestigeobjekt.
Die SPD suchte für ihr ehemaliges Pressehaus an der Arndtstraße/ Ecke Emil-Gross-Platz einen Gastronomen. Der Hifi-Händler Waldecker war ausgezogen, Stahlberg sah seine Chance.
Mit dem ,dpa‘ einfach übernommen
Erst waren für den Umbau 600.000 Euro veranschlagt. Am Ende war es noch mehr. Doch das 600 Quadratmeter große Lokal mit 240 Plätzen und der Mischung aus Café, Restaurant, und Lounge fand nicht den erhofften Zuspruch. "Die Investitionskosten hingen uns wie ein Mühlstein am Hals", sagte Andreas Stahlberg Anfang des Monats auf Anfrage der NW. Zu dem Zeitpunkt hatte der 41-Jährige für die "DPA Stahlberg Gastro GmbH" bereits den Insolvenzantrag gestellt. Unter dem Namen "Genuss" führt sein Bruder Winfried die Geschäfte an der Arndtstraße weiter.
Als Insolvenzverwalter für das "dpa"wurde Dr. Alexander Geilert bestellt: "Die Betriebe sind klar getrennt. Die ,DPA GmbH’ hat mit ,Stahlberg‘ und ,Schloßhof‘ nichts zu tun. Allerdings haftet Andreas Stahlberg alleine für die beiden anderen Objekte." Er habe sich mit dem "dpa" einfach übernommen. "Die Erlöse aus ,Stahlberg‘ und ,Schloßhof‘ konnten den Verlust nicht ausgleichen", sagt Geilert.
Zahlreiche Gläubiger konnten nach Branchenangaben seit längerem nicht mehr bezahlt werden. Vermieter Ralf Oberwelland vom Alten Markt: "Banken wie Getränkelieferanten haben bis zuletzt auf eine Lösung mit Stahlberg gesetzt. Jetzt müssen wir erst einmal sehen, wie der weitere Weg bei einem Insolvenzverfahren aussieht." Klar sei aber, dass sowohl das "Stahlberg" wie der "Schloßhof" geöffnet bleiben. "Die Betriebe sind rentabel und werden bestimmt weitergeführt", sagt Geilert. Stahlberg selbst war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Interessenten gibt es zumindest für den Standort Alter Markt. Einer der großen wäre Achim Fiolka (Bernstein, Peppers, Glückundseligkeit). "Es ist noch viel zu früh, um über solch ein Objekt zu spekulieren. Was Andreas Stahlberg passiert ist, könnte uns alle treffen. Gastronomie ist ein hartes Geschäft. Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung", sagt Fiolka.
Andreas Stahlberg
Der Gastronom Andreas Stahlberg stammt aus Rietberg (Kreis Gütersloh). Sein Ingenieurstudium in Minden, Fachrichtung Wasserwirtschaft, hat er kurz vor dem Abschluss abgebrochen und wurde Wirt. Nach Erfahrungen im "Sams" (Mauerstraße) machte er sich mit dem "Milestones" (Viktoriastraße) selbstständig.
Es folgten die "Manufactur" und "Bitches Brew" (beides Feilenstraße). 1996 eröffnete Stahlberg den "Schloßhof", 2004 folgten "Stahlberg", "Schlachthof" (Walther-Rathenau-Straße) und 2006 das "dpa". Der Gastronom hielt sich immer im Hintergrund, war lieber das Getriebe als der Mann an der Front.
Zu seinem Verständnis von guter Gastronomie sagte er einmal: "Der Gast muss sich bei uns wie zuhause fühlen." Über sich selbst sagte er: "Ich bin ein ganz normaler Wirt." (pas)
Quelle: http://www.nw-news.de/nw/news/owl_/_nrw/?cnt=2116697
Schade für den Gastronomen, daß er sich mit einem Objekt das floppt andere erfolgreiche Objekte mit kaputt macht.
Bleibt zu hoffen, daß zumindest die "inoffizielle" Fankneipe Schloßhof ihre Türen offenhalten kann.