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Man kann eine Menge Lehren ziehen. Erstens: Ballbesitzfußball geht auch eine Liga höher. Siehe Magdeburg in dieser Saison. Das war im Vergleich zum Hinspiel eine völlig andere Mannschaft. Wenn man den richtigen Trainer hat, dann kann man auch an ihm festhalten. Bei Neuhaus hatten sie gesagt, er hätte große Teile der Mannschaft verloren. Dann tauschen sie den Trainer und am Saisonende tauschen sie die ganze Mannschaft. Schlau ist was anderes und man weiß halt nicht, ob es mit Neuhaus plus Vlap, Okugawa und Voglsammer nicht auch zum Klassenerhalt gereicht hätte.
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Dazu kommt, man braucht als Club ein durchdachtes Konzept. Man wirft nicht einfach neun Jahre Entwicklung einer Mannschaft und eines Gefüges für eine spinnerte Idee über den Haufen. Sowas kann man auch in zwei bis drei kleinen Schritten machen - da braucht man bloss auf Union Berlin schauen. Blinder Aktionsmus mit einem erzwungenen kompletten Umbruch in der Mannschaft, einem von Außen aufdiktierten Umbruch im Sturm und einem falschen Trainer, gepaart mit völliger Blindheit in Bezug auf Entwicklung, Leistung, System und Taktik haben zu der aktuellen Situation geführt.
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Nach einem Abstieg braucht man einen erfahrenen Trainer. Vor allem, wenn man einen solchen Aderlass an Leistungsträgern hatte, wie das bei Arminia der Fall war. Man holt erst den Trainer, dann holt man die entsprechenden Spieler für (s)eine Spielidee. Man kauft nicht blind gefühlte 10 Spieler für die "Acht", aber keinen für die "Sechs" und niemanden für die Außen.
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Wenn die letzten zwei Jahre etwas gelehrt haben, dann dass man im Erfolg die größten Fehler macht. Der Anfang vom Ende war nicht diese Saison, es war der komplette Kaderumbruch in der letzten Saison, zusammen mit der schwachsinnigen Nibelungentreue zu einem komplett überforderten, konzeptlosen und erfolgslosen Trainer. Wenn man daraus nichts lernt, dann wird sich das irgendwann wiederholen.
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Sollte man die Klasse über die Relegation halten, dann muss man trotzdem jeden Stein umdrehen. Man muss sich überlegen, welche Art von Fußball man spielen will und dann muss man gucken, ob das mit Koschinat zu machen ist und die entsprechenden Spieler verpflichten. Ich glaube, dass Koschinats spielweise sehr modernen Fußball abgeben kann, wenn er die richtige Truppe bekommt. Sollte man absteigen, dann muss man sich anschauen, wie die Mannschaft in der Relegation aufgetreten ist und dann überlegen, ob man mit einem Abstiegstrainer überhaupt weitermachen will.
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Ligaunabhängig würde ich nur mit wenigen Spielern weitermachen. Klos (als Backup, wenn er noch ein Jahr will), Consbruch, Klünter, Andrade, Oczipka und Ramos. Für die würde ich mich finanziell bei Abstieg sogar strecken. Alle anderen würde ich ggfs. ziehen lassen.
Beeindruckende Analyse. . Man muss allerdings fairerweise sagen, dass Neuhaus´Fußball in Liga 1 zu keinem Zeitpunkt funktioniert hat. Die Punkte, die er geholt hat, hat er auch sicher nicht mit einem Fußball geholt, der mit dem Magdeburger vergleichbar ist. Aber geschenkt. Ich sehe keinen Sinn darin, immer wieder Neuhaus aus der Mottenkiste zu holen. Seine Entlassung war kein Knackpunkt, schließlich erfolgte erst danach der Schlussspurt zum Klassenerhalt. M.E. ist ein klassischer Fehler bei vielen Argumentationen, die Schwächen von Kramer als Beleg für die vermeintliche Stärke von Neuhaus zu nehmen. Sagen wir es so: beide haben in Liga 1 nur sehr wenig funktioniert.
Eine Erweiterung der sportlichen Strategie um mehr Wertentwicklung (Marktwerte von Spielern) war grundsätzlich richtig. Nur wie Richie richtig schreibt, wurde das viel zu ungeduldig versucht umzusetzen. In der Frage sehe ich quasi einen Konsens unter den meisten Fans. Das war m.E. Fehler Nummer 1. M.E. waren die Abgänge im Sommer 21 aber nicht das Problem, sondern dass dann ein zu hoher Anteil an jungen Spielern verpflichtet wurde. V.a. im Sturm fehlte ein Stürmer auf dem Zenit: es gab 3 Jungspunde und 1 alten Wolf.
Fehler Nummer 2 war das zu lange Festhalten an Kramer.
Fehler Nummer 3 die Verpflichtung von Forte.
Fehler Nummer 4 die unausgewogene Kaderzusammenstellung im Sommer 22. Allen voran das Fehlen eines zweikampfstarken 6ers. Kein Fehler war m.E. der Abgang fast der vollständigen Abwehr. Und zwar weil man diese Spieler nicht halten konnte.
Fehler Nummer 5 war die Verpflichtung des unerfahrenen Scherning.
Fehler Nummer 6 die Nicht-Verpflichtung eines zweikampfstarken 6ers in der Winterpause, weil man nicht noch mehr ins finanzielle Risiko gehen wollte.
Es wäre wünschenswert, wenn Arminia den Großteil der Abwehr halten könnte. Also Andrade, Ramos, Jäkel, Oczipka und Klünter. Dann steht die Basis, auch wenn man auf den beiden AV jeweils 1 neuen Spieler braucht, der reell um den Stammplatz kämpfen kann. Dazu Consbruch und Lasme. Alle anderen Positionen in der Startelf sollten neu besetzt werden. Bei Lasme ist aber die Frage, ob der wegen seiner Defensiv-Schwäche als Rechtsaußen zu gebrauchen ist oder man mit ihm auf ein 442 umstellt. Arminia braucht zuförderst ein ganz neues Mittelfeld inkl. offensive Außen, das auch kompakt nach hinten verteidigt. im Moment nehmen ca. 4 Spieler schlichtweg viel zu wenig an der Defense-Bewegung teil. Das sind viel zu viele.