Vielleicht habe ich ihn übersehen, und es gibt ihn schon, aber ich vermisse einen Thread, wo man Gedanken zur allgemeinen Lage des Teams oder des Vereins posten kann, ohne sich auf spezielle Ereignisse wie Spiele, TV-Berichte, Sitzungen beziehen zu müssen.
Also mache ich ihne mal auf und schicke gleich das erste Posting los.
Ein paar Überlegungen zur Lage am Anfang des neuen Jahres
2008 kann für den Verein ein ganz entscheidendes Jahr werden. Wohin geht der Weg? Werden die positiven Trends im gesamten Umfeld (Mitglieder, Stadion, Marketing etc.) durch die sportliche Seite bestätigt oder stellt ein sportlicher Rückschritt die Entwicklung in Frage?
Wo stehen wir augenblicklich, nach den beiden Niederlagen dieser Woche?
Zunächst einmal, ganz neutral betrachtet, nicht auf einem Abstiegsplatz.
Das ist dann auch das einzig Positive, das wir aus dieser ersten Spielwoche des neuen Jahres mitnehmen können:
Wir stehen noch nicht auf einem Abstiegsplatz, mit der Betonung auf „noch“.
Denn, darüber sind wir uns doch alle einig, lange werden wir nicht mehr über dem Strich bleiben, dazu sind die gezeigten Leistungen einfach zu schwach und auf Dauer werden die unter uns plazierten Teams uns nicht den Gefallen tun, immer nur zu verlieren.
Dazu haben Mannschaften wie Cottbus und Rostock zuletzt einfach zuviel Engagement gezeigt, und Nürnberg gehört schon vom Kader her sowieso nicht in diese Regionen der Tabelle.
Wir werden also aller Wahrscheinlichkeit nach langsam, aber sicher, nach unten durchgereicht werden, wenn sich nichts ändert.
Was aber muß sich ändern, oder besser gefragt, was kann sich ändern?
Eine Verbesserung des Kaders?
Neuverpflichtungen, die die Qualität des Kaders steigern könnten, sind nicht mehr möglich, weil unsere sportliche Führung in der Winterpause meinte, wegen des starken Kaders darauf verzichten zu können (oder steckten finanzielle Zwänge dahinter, da unter anderem vielleicht deshalb kein Geld in der Kasse ist, weil mit AA nur ein Spieler abgegeben werden konnte?).
Gebraucht hätte der Kader eine Auffrischung ganz dringend. Trotz seiner scheinbaren Größe fehlen an wichtigen Positionen die Alternativen (Innenverteidigung, Spielmacherposition, linkes Mittelfeld), da der Kader durch das Fehlen der dauer- oder immer wieder verletzten Langkamp, Rau, Mijatovic, Gabriel, Halfar, Eigler einiges an Substanz eingebüßt hat.
Jetzt aber müssen wir halt mit dem auskommen, das wir haben.
Also eine Änderung des Spielsystems?
Der neue Trainer versucht, mit einer Rückkehr zu einem defensiv geprägten System mit zwei „Sechsern“, unser Spiel wieder auf eine stabile Basis zu stellen.
Angesichts der Flut von Gegentoren auf fremden Plätzen zumindest vom Ansatz her kein schlechter Gedanke.
Ob diese Taktik aber schon beim Vorletzten der zweiten Liga und in einem eminent wichtigen Heimspiel gegen einen Gegner „auf Augenhöhe“ zwingend notwendig ist, sei dahingestellt.
Zumindest hat Frontzeck einen durchaus vernünftigen Ansatz, um etwas zu ändern, um die furchtbare Defensivschwäche zu beheben.
Ob aber die Änderung der Taktik allein ausreicht, wage ich zu bezweifeln. Dazu unterlaufen unseren Spielern einfach zu viele individuelle Fahler, ob es das Zögern des Torwarts beim Herauslaufen, das tollpatschige Verursachen von Elfmetern durch den Innenverteidiger, das katastrophale Paßspiel des Außenverteidigers oder das Auslassen klarster Chancen durch den Stürmer ist.
Ich habe bewußt keine Namen genannt, da die austauschbar wären: fast jeder unserer Spieler ist in jedem Spiel für einen entscheidenden Bolzen gut ...
Was ich darauf zurückführe, daß die Spieler einfach nicht konzentriert bei der Sache sind. Das ist eine Frage der Einstellung, des Willens und des „Bisses“. Natürlich wird jeder Spieler (meist subjektiv durchaus zurecht) sagen, er habe gekämpft, sei viel gelaufen, sei in die Zweikämpfe gegangen usw., usf. .
Nur hat er das häufig nicht mit der letzten Konsequenz, der letzten Konzentration und dem letzten Siegeswillen getan. Diese Einstellung brauche ich aber, wenn ich erfolgreich gegen den Abstieg spielen will.
Leider gelingt es unserem Team seit geraumer Zeit (beileibe nicht erst seit dieser Saison) nicht, mehrere Spiele hintereinander eine solche hundertprozentige Einstellung auf den Platz zu bringen. Alle drei, vier Spiele klappt das mal, dann denken wir, uih, toll, es geht aufwärts, um im folgenden (meist Auswärts-) Spiel wieder auf den Boden der Tatsachen geholt zu werden.
Woran liegts? Woran liegt es, daß man auswärts eine halbe Stunde guten Fußball zeigt und nach dem meist überflüssigen ersten Gegentor das Spiel wegschenkt?
Warum läuft das unter den völlig unterschiedlichen Trainertypen TvH, FG, EM und MF exakt identisch ab?
Woran liegt es, daß man drei, viermal in der Saison prima Angriffsfußball spielt, in den restlichen Spielen aber den Eindruck vermittelt, man könnte nach einem Rückstand noch drei Tage weitermachen, ohne dem Ausgleich auch nur nahe zu sein?
Anscheinend sind viele unserer Spieler dermaßen lethargisch, daß nur ein Choleriker wie EM sie für einige Spieltage aus ihrem Dämmerzustand herauslocken kann.
Ich kann den Spruch vom angeblich so tollen Charakter des Teams einfach nicht mehr hören.
Das mögen ja alles liebe, nette, total sympathische Typen sein, aber das allein macht keinen erfolgreichen Fußballer aus.
Dazu brauchst du Biß, Temparament, Konzentration. Das haben bei Arminia zu wenige. Hier ist man noch stolz darauf, nur in der allergrößten Not Foul zu spielen, was aber in der Konsequenz dazu führt, daß diese Notfouls dem Gegner erstklassige Standardsituationen bescheren, die dann in aller Regel zu Gegentoren führen. Andere Mannschaften sind da aus anderem Holz geschnitzt, da wird nicht auf die Fairplaytabelle geschielt, sondern das Spiel des Gegners auch mal weit entfernt vom Strafraum mit rustikalen Mittel gestört.
Zweikampfverhalten beginnt nicht erst kurz vorm eigenen Sechzehner, vor allem nicht fünf Minuten vor Schluß.
Da muß auf dem ganzen Platz konsequent und konzentriert in die Zweikämpfe hinein gegangen werden. Vor allem müssen alle Spieler 90 Minuten mitmachen und hellwach sein.
Hier kann ein Ansatzpunkt sein, um diese Saison noch irgendwie zu retten.
EM hat es letztes Jahr vorgemacht, hat sich mit seinen Methoden aber sehr schnell verbraucht. Über die Gründe dafür könnte man lange diskutieren, sie spielen jetzt aber auch überhaupt keine Rolle.
Also muß sich die Einstellung des Teams ändern.
Aber wie das bewerkstelligen?
Da ist MF wirklich gefordert. wenn er das hinkriegen sollte, ist er wirklich als BL-Trainer angekommen. Eine schwere Aufgabe für einen relativ unerfahrenen Mann ...
Es bleibt zu hoffen, daß es irgendwie gelingt, der Mannschaft wieder Leben einzuhauchen, wenn auch vielleicht nur für den Rest der Saison.
Denn danach muß sich so oder so vieles rund ums Team ändern. Bei einem Abstieg wird das zwangsläufig der Fall sein, aber auch beim Klassenerhalt ist ein radikaler Umbruch erforderlich.
Schon aufgrund der Altersstruktur muß sich das Gesicht der Mannschaft ändern. Hain, Gabriel, Schuler, Kucera, Kauf, Böhme, Zuma haben ihren Zenit überschritten und nähern sich dem Ende ihrer Laufbahn. Andere wie Marx, Masmanidis, Bollmann, Korzynietz, Kobylik, Rau sind nur noch Mitläufer.
Ein Großteil dieses Spielerkreises muß zur neuen Saison ersetzt werden, hoffentlich mit etwas mehr finanzieller Risikobereitschaft als in den letzten Jahren.
Denn die äußerst zurückhaltende Einkaufspolitik der letzten Jahre hat nicht wenig zur jetzigen Problematik beigetragen, sämtliche Trainer mußten mir sehr wenig viel erreichen. Das kann eigentlich auf Dauer nicht gut gehen. TvH hatte das schon früh erkannt.
Tja, schauen wir mal, was das Jahr bringt. Im Abstiegsfall könnten einige im Verein in erheblichen Erklärungsnotstand geraten. Andererseits: unsere Oberen sind dermaßen dickfellig ...