Die Sache ist doch sehr zwiespältig. Klar. Die Stadt hat kein Geld und andere Aufgaben als einen Fußballverein zu unterstützen. Auch ist die generelle Frage, ob öffentliche Gelder für solche Unternehmen verwendet werden dürfen absolut gerechtfertigt. Auf der anderen Seite ist ein Stadion eindeutig Teil der städtischen Infrastruktur und es werden täglich öffentliche Mittel für Wirtschaftsunternehmen und Kultur abseits des Fußballs im erheblichen Umfang verwendet. Die Liste der kulturellen Veranstaltungen von denen Menschen beruflich existieren und die hauptsächlich und in erheblich größerem Umfang als beim Fußball profitieren ist umfänglicher, als man auf den ersten Blick glauben mag. Wo da zwischen Theater-, Kunst- und Fußballanhängern der grundsätzliche Unterschied liegen soll, ist mir bei der Diskussion noch nie so ganz klar geworden. Trotzdem gibt es die meisten Diskussionen um die öffentlichen Gelder im Fußball, obwohl in den anderen Bereichen gemessen an den Zuschauerzahlen erheblich mehr Geld investiert wird.
Kurz gesagt: Es gibt für beide Positionen gute Gründe, aber wenn man die Aufgaben der Stadt aufgrund knapper Kassen auf die daseinsvorsorge beschränken will – was man gerne machen kann –, dann sollte man aber auch alles auf den Tisch packen. Alles andere ist inkonsequent.
Fazit: Da bei so einem emotionalen Thema innerhalb der Stadt und der Politik mit Sicherheit weder Einigkeit noch Sachlichkeit erzielt werden kann, ist mir das Verhalten der Stadt Bielefeld mittlerweile relativ egal. Früher war ich „Bielefeld Fan“ heute bin ich „Arminia Fan“. Natürlich dürfen die Verantwortlichen das Tuch nicht zerschneiden und müssen versuchen weiter mit der Stadt auf sachlicher Basis zu kooperieren. Aber eben auch nicht mehr. Keine peinlichen Forderungen, sondern auf sich selber schauen ist in diesem Verhältnis angesagt. Und dann muss man konsequenter Weise auch auf den Rathausbalkon verzichten. Genauso muss die Stadt selber wissen, ob und wie sie sich an der Infrastruktur „Stadion“ beteiligen möchte. Wenn gar nicht mehr, dann ist das auch ok. Soll eine städtische Veranstaltung in den Räumlichkeiten statt finden, dann wird halt ein Vertrag aufgesetzt, wie es bei jedem anderen Event auch gemacht wird mit entsprechend höheren Fremdgebühren. Wenn man eine andere Kooperation vereinbart. Auch gut. Es sind halt zwei völlig getrennte Organisationen ohne besondere Bindung zueinander. Dazu ist auch Arminias Bindung zur allgemeinen Bevölkerung aufgrund eigener Versäumnisse in der Vergangenheit zu schwach. Der Großteil der Stadt hat mit dem Verein doch nichts zu tun. Darin liegt auch der Unterschied zu Clubs, wo die Städte sich massiv beteiligen. Dort können die Politiker aus Entscheidungen "pro Fußball" kapital schlagen. Hier geht das nicht. Und wieviel Geld für andere weniger emotionale Veranstaltungen ausgegeben wird wissen die meisten doch garnicht.