Aus der NW:
ZitatAlles anzeigenNeuanfang in Liga fünf
Arminias Amateure werden viel verändern: die Trainer, den Kader, den Aufwand
VON MATTHIAS FOEDE
Bielefeld. Der DSC Arminia hat schon weit vor Ende der Oberliga-Spielzeit seine Lehren aus den zurückliegenden Monaten gezogen. Während andernorts erst einmal der letzte Schlusspfiff abgewartet, dann Bilanz gezogen und schließlich an gewissen Stellschrauben nachjustiert wird, haben die Bielefelder ihrer Amateurabteilung gleich ein neues Fundament verpasst.
Wenig wird so bleiben wie in der nahen Vergangenheit. Dazu ist zu viel schief gelaufen. Dazu ist der elfte Platz und die Qualifikation zur NRW-Liga entschieden zu mager. Schließlich wollte der Klub in die Regionalliga. Detlev Dammeier (ab heute nur noch Geschäftsführer Sport) bestätigt: "Wir haben in dieser Saison über die Maßen viel in die Amateure investiert – Zeit und Geld –, das können wir ruhig ein wenig zurückschrauben. Der Ertrag wird nicht weniger werden." Mit dieser Maxime verabschiedet sich der Klub von dem Ansatz, seinen Bundesliga-Nachwuchs wie Profis zu beschäftigen. Bis zu acht Übungseinheiten pro Woche wird es nicht mehr für alle Amateure geben. "Der Großteil der Mannschaft trainiert nachmittags, die Ambitionierten erhalten zusätzliche Schulungen", sagt Dammeier.
Der DSC will den Spielern seines NRW-Liga-Kaders ferner ermöglichen, "eine vernünftige Berufsausbildung zu machen", wie Neu-Trainer und Pädagoge Armin Perrey erläutert. Das ist nun nicht gerade eine spektakulär neue Idee, zeigt aber, dass die Bielefelder ihren bisher praktizierten Ansatz für überholungsbedürftig gehalten haben – vielleicht auch, weil der Klub gesehen hat, dass Jugendliche besser noch etwas für die Zukunft lernen als sich mit knapp 20 Jahren ausschließlich auf Fußball zu konzentrieren.
Auch im Trainer- und Betreuerstab spart der DSC eine Person ein. Die ursprünglichen Aufgaben von Dammeier – er war zu Beginn der Spielzeit ausnahmslos für die Amateur- und Jugend-Abteilung tätig – übernimmt nun zu weiten Teilen der bereits als Scout für den Verein aktive Mo Stricker. Dammeier sieht sich aber auch in seiner neuen Funktion künftig als "Bindeglied zwischen den Profis und dem Nachwuchsbereich".
Damit der Weg aus der Jugend in den professionellen Fußball nicht wie so oft in den vergangenen Jahren in einer Sackgasse oder bei einem anderen Klub weit weg von Bielefeld endet, setzt Dammeier auf Kontinuität und auf das Trainergespann Perrey/Böhme. "Ich kann mich auf beide hundertprozentig verlassen. Armin hat mir schon in den zurückliegenden Wochen das meiste meiner Arbeit abgenommen", dankt Dammeier und erteilt zuvor angestellten Gerüchten über einen externen Amateurtrainer nochmals eine Absage: "Wir brauchen jetzt niemanden, der hier seine eigenen Konzepte durchboxen und sich einen Namen machen will."
So klingt der Ruf nach Ruhe und konzentriertem Arbeiten. Von Unruhe und Chaos hatten die Arminen ja schließlich auch genug. Dammeier musste nun schon zum zweiten Mal im Winter einspringen, weil die ausgegebenen Saisonziele bereits um Weihnachten herum nur noch als fromme Wünsche daherkamen. In diesem Jahr wirkte sich besonders schlimm aus, dass der Anfang Dezember entlassene Coach Jörg Weber (in Zusammenarbeit mit Cheftrainer Ernst Middendorp) eine völlig verunsicherte Mannschaft mit einer gänzlich verwahrlosten Struktur hinterlassen hatte.
16 Punkte nach 17 Spielen und Platz 15 waren die Folge. Bei der Unternehmung Regionalliga-Aufstieg verschlissen sich schon in der Hinrunde 36 (!) Spieler – mit dem Resultat, dass scheinbar alle (die vielen Profis eingeschlossen) das Fußballspielen bei ihren Oberliga-Auftritten verlernt zu haben schienen (den Saisonverlauf lesen Sie links). Obwohl die Arminen diesen Eindruck bis zum Serienschluss soeben noch reparieren konnten – 29 Zähler und Platz sechs in der Rückrunde –, müssen sie einen noch nie dagewesenen Aderlass verkraften.
Aus dem aktuellen Kader haben lediglich Torwart Riemer sowie die Feldspieler Werner und Hohnstedt zugesagt. Um die Dienste gestandener Größen wie Stadel oder Scherning bemüht sich der Klub in den kommenden Tagen. Neu ist außer den A-Jugendlichen lediglich Ex-Armine Konstantin Beckmann, der aus Ahlen zurückkehrt. So sieht ein Neuanfang in der fünften Liga aus.