Wir schreiben heute den 11.Oktober 2010. „Gute“ zwei Jahre sind nun vergangen, seitdem die Finanzkrise ihren Schatten geworfen hat. Die Politiker hatten damals gesagt, wir sollten Ruhe bewahren, es könnte ja auch schlimmer kommen. Und es kam schlimmer.
Nach der Finanzkrise, kam die Börsenkrise. An der Börse wird schließlich alles vorweg genommen. Und nach der Börsenkrise traf sie uns dann auch mit voller Breitseite: die Wirtschaftskrise, die Rezession. Die Autobauer kriselten als erste, dann brach der Konsum ein, schnell waren alle Bereiche der Wirtschaft erfasst, die Arbeitslosenzahlen schnellten nach oben und seit den vorgezogenen Wahlen hat eine rot-links-grün Koalition auch noch keine Patentrezepte gefunden.
Und unsere Arminia? Sie steht besser dar als noch in 2008. Was ist in der Zwischenzeit passiert? Die Saison 08/09 lief arg verkorkst weiter. Am Schluss standen zwar 35 Punkte auf dem Konto, einer mehr als im Jahr zuvor, aber zu wenig, um die Relegation zu vermeiden. Mit viel Mühe und einigem Glück konnten wir uns knapp gegen Benno Möhlmanns Fürther durchsetzen. Beim 2:1 Sieg (nach 1:1 im Hinspiel) war die Schüco-Arena nach dem Bayern-Spiel endlich mal wieder ausverkauft.
Aber im Fußball-Deutschland hatte inzwischen ein Umdenken eingesetzt. Angefangen hat es im Ausland, in England. Die Finanzkrise entzog den völlig irrational überschuldeten Clubs (3 Milliarden Schulden!!) die Liquidität. Plötzlich flossen die Millionen der ausländischen Financiers nicht mehr. Vereine wie West Ham United versuchten mit aller Hilflosigkeit Spieler zu verkaufen, scheiterten kläglich, gingen Pleite und nur mit Mühe konnte der Spielbetrieb der englischen Liga aufrecht gehalten werden. AIG als Sponsor von Manu stellte die Zahlungen aufgrund Insolvenz ein, Abramowitsch ward nicht mehr gesehen, aus Chelski wurde wieder Chelsea!
Klar, bei der Globalisierung der Welt schwappte das Platzen der Blase auch auf die Bundesliga über. Der Geldhahn war wie abgedreht. Die Sponsoren liefen scharenweise davon. Selbst Firmen, die es sich noch leisten konnten, schalteten zurück, Logen und VIP-Räume verwaisten. Wer wollte schon bei Champagner und Schnittchen im Stadion von entlassenen oder schlechter bezahlten Mitarbeitern gesehen werden. Premiere hatte zwar die Fernsehrechte zu niedrigerem Preis erworben, scheiterte als letztlich daran, dass die Abonnenten in ihrem Sparzwang zu tausenden abschalteten, ging pleite.
Aber die Vereine kamen recht und schlecht über die Runden, am besten die mit Tradition, mit Bodenständigkeit, mit Fans, die auch in schlechten Zeiten zu ihrem Verein stehen. Das Überangebot an Spielern ließ deren völlig überzogene Gehälter purzeln wie die Aktienkurse. Wolfsburg mit deutlich weniger VW-Millionen reduzierte das Spielerkontingent von über 30 auf knapp 20. Andere folgten zuhauf. Schalke verklagt Gazprom auf Einhaltung der Vereinbarungen, Hoffenheim lebt solange Hopp seine Privatschatulle offen hält, Frankfurt ohne Banker- und Opernpublikum!
Mit der Krise kam auch die galoppierende Inflation. Klar, wenn die Notenbanken und Regierungen unaufhörlich Milliarden an neuem Geld in den Kreislauf pumpen um die Liquidität sicherzustellen. Die Schere zwischen Gütern und Geld wurde immer größer. Die Preise für die Güter immer höher. Wie alle Preise im Alltagsleben schnellten auch die Eintrittspreise im Fußball in die Höhe. Um weil die Gewerkschaften nur mit zeitlichem Verzug Lohn- und Gehaltsforderungen durchsetzen konnten, war es immer schwieriger für die Arminia-Fans die teuren Tickets zu erwerben. Die Entscheidung die unteren Ränge zu Stehplätzen umzubauen, erwies sich als goldrichtig. Anders als in anderen Stadien führte die defensive Preispolitik der Arminia wieder zu einer stimmungsvollen, regelmäßig ausverkauften Arena. Ohne Premiere entdeckten viele den Spass und die Stimmung eines Live-Spiels neu.
Arminia hatte nicht wie andere Vereine teure Stars zu völlig überbewerteten Buchwerten in der Bilanz stehen und Arminia musste folglich nicht Millionen abschreiben. In der Inflation kann der Staat sich wieder entschulden. Arminia hatte in die Tribüne investiert und das mit Fremdgeld und für Jahre mit fixen Konditionen. Jetzt war es ein leichtes, bei mit im Ligaschnitt defensiv gestiegenen Ticketpreisen und voll ausgelasteter Tribüne die Kredite zu bedienen und zu tilgen.
Morgen, wenn es im Heimspiel gegen Aufsteiger Kaiserslautern geht, gibt es wieder ein volles Haus. Und für viele Arminen-Fans eine wunderbare Gelegenheit, die Sorgen des Alltags zu vergessen. Bei einem Sieg stehen wir voll im Mittelfeld der Tabelle.
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Ende der Geschichte, die zum Nachdenken, zur Diskussion anregen soll
Ob es so kommt, weiss ich nicht. Das vieles anders wird, der Geldhahn zu tröpfeln beginnt, die Gehaltsblasen platzen und sich die Vereine eines Tages wieder auf das Wichtigste, ihre Fans, besinnen werden, da bin ich mir sicher!