Zurzeit gibt es eine Auseinandersetzung zwischen dem Sportjournalisten Jens Weinreich und Theo Zwanziger, auf die ich an dieser Stelle gerne mal aufmerksam machen will.
Weinreich hat im Juni zwei Kommentare im Blog Direkter Freistoß geschrieben, in dem er den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger als „unglaublichen Demagogen” bezeichnet. Daraufhin hat der DFB eine Unterlassungsverpflichtungserklärung von Weinreich eingefordert. Da Weinreich diese berechtigterweise nicht abgegeben hat, ging die ganze Sache vor die Pressekammer des Landgerichts Berlin. Hier wurde entschieden den “Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung” zurückzuweisen. Auszug:
„Mit der Äußerung des Antragsgegners, der Antragsteller sei ein “unglaublicher Demagoge”, wird dessen Persönlichkeitsrecht nicht rechtswidrig verletzt, weil es sich um eine zulässige Meinungsäußerung handelt, die keinen schmähenden Charakter hat.
[…]
Dass Diktatoren demagogisch agieren mögen, führt jedenfalls nicht dazu, dass derjenige, den man einen Demagogen nennt, mit einem Diktator gleichzusetzen wäre.“
Gegen diesen Beschluss wurde Beschwerde eingelegt und verlangt, eine einstweilige Verfügung zu erlassen. Für den Fall der Zuwiderhandlung solle ein Ordnungsgeld bis zu 250.000 Euro festgelegt werden, ersatzweise Ordnungshaft bis zu sechs Monaten. Der Beschwerde wurde nicht statt gegeben und deswegen landete die Angelegenheit vor Kammergericht in Berlin. Auch hier wurde diese Beschwerde zurückgewiesen.
Somit gibt es zwei gerichtliche Beschlüsse zu Gunsten Weinreichs. Stört den DFB aber nicht. Er bereitet eine weitere Unterlassungsklage vor. Diesmal allerdings in Koblenz. Begründung: Weil Internettexte auch in Koblenz abrufbar seien, sei das Landgericht Koblenz zuständig. Ob die Vita von Zwanziger eine Rolle spielt, soll jeder selbst beurteilen. 1980-1985: Verwaltungsrichter am Oberverwaltungsgericht in Koblenz - 1985: Landtagsabgeordneter in Rheinland-Pfalz - 1987: Regierungspräsident in Koblenz.
Weinreich bekommt diesbezüglich folgende Nachricht:
„Sollte Herr Weinreich uns gegenüber bis Mittwoch, den 12. November 2008, 10:00 Uhr, ausdrücklich erklären, dass er sich davon distanziert, dass er Herrn Dr. Zwanziger mit dem Begriff “unglaublicher Demagoge” im strafrechtlichen Sinne in die Nähe des Tatbestands der Volksverhetzung bringen wollte, würden wir von der Klageerhebung absehen.“
Daraufhin lässt Weinreich über seinen Anwalt mitteilen:
„Es ist unverständlich, dass ihr Mandant als Bedingung für die Nichterhebung der Unterlassungsklage verlangt, mein Mandant solle sich von etwas distanzieren, was er gar nicht gesagt hat. Wie die Äußerung meines Mandanten gemeint und allein zu verstehen war hat mein Mandant mehrfach auf seinem Blog , den offenkundig auch Ihr Mandant intensiv mitliest, erläutert.“
Hört sich nicht nach einer Distanzierung an, oder? Dennoch wird die Unterlassungsklage jetzt aber doch nicht kommen. Dafür hat der DFB aber eine Presseerklärung herausgegeben. In dieser heißt es unter anderem:
„Unmittelbar vor der Erhebung einer auf Unterlassung und Widerruf abzielenden Klage Dr. Zwanzigers gegen Weinreich hat der Berliner Journalist jedoch nunmehr über seinen Anwalt am 11. November 2008 dem DFB eine Erklärung zukommen lassen, die Dr. Zwanziger als ausreichende Entschuldigung und Eingeständnis eines Fehlverhaltens von Weinreich akzeptiert.“
Weinreich bestreitet jedoch, eine solche Erklärung abgegeben zu haben. Falls der DFB sich auf die oben genannte Erklärung bezieht, wenn er davon spricht, Weinreich habe sein Fehlverhalten eingestanden, ist das schon ziemlich dreist. Die ganze Pressemitteilung dient wohl dazu Weinreich zu diffamieren. So ist sie nicht nur auf der Homepage des DFB zu finden sondern wurde zudem durch Generalsekretär Wolfgang Niersbach per Mail an die Spitzen der deutschen Sportpolitik, Bundestags-Politiker, Sportfunktionäre wie den DOSB-Präsidenten Thomas Bach, Journalisten und viele mehr verbreitet. Ziemlich schlecht für einen freien Journalisten, wenn er bei solchen Leuten diskreditiert wird.
Eine ziemlich miese Sache, wie ich finde. Insofern hoffe ich, dass da die Geschichte hinter Geschichte auch an die (breite) Öffentlichkeit kommt. Ihr dürft das daher gerne weiterverbreiten. Und wer interessiert ist, sollte sich ein paar Minuten nehmen und mal auf dem Blog von Jens Weinreich vorbeischauen. Da ist die ganze Angelegenheit in mehreren Beiträgen sehr gut dokumentiert. Auch weiterführende Links findet man dort zur Genüge:
Dr. Theo Zwanziger ./. Weinreich - 22. Oktober
Dr. Theo Zwanziger … - 6. November
Neues zu Theo Zwanzigers Demagogie-Verständnis – 7. November
Auswärtsspiel in Koblenz: Zwanziger ./. Weinreich – 12. November
“DFB missbilligt Diffamierung von Dr. Theo Zwanziger” – 14. November
Das Lügengebilde des DFB – 15. November
Lohnt sich wirklich, den Fall mal komplett durchzulesen. Ziemlich abenteuerlich wie der DFB das Ganze behandelt. Könnte man durchaus als skandalös bezeichnen.