Große, Kleine und Verwirrte

  • Ich habe mir mal etwas Gedanken zur Lage unserer Arminia gemacht, als ich in einem Thread las, dass Arminia wohl nie einen wirklich stabilen Kader aufstellen können wird und dabei auch mal etwas über den Tellerand gedacht. Allerdings immer im Blickfeld der ersten und manchmal zweiten Bundesliga. Desweiteren habe ich nicht irgendwelche Gedanken recherchiert und es können durchaus Fehler auftreten, was das Einschätzen von Vereinen eingeht. An dieser Stelle bin ich jeglicher Richtigstellung und jedem Meinungsaustausch dankbar.


    Dies ist bei rausgekommen:


    Es gibt kleine Vereine, die immer auf ihr Geld schauen müssen. Die sich sehr anstrengen müssen um ihren StatusQuo zu halten. Die mit großen Talenten wirtschaften können. Oder sogar müssen. Die selten einen stabilen Kader über mehrere Jahre hinweg haben.


    Es gibt große Vereine, die viel Geld haben. Die eine gewisse Sicherheit haben, immer wieder im oberen Tabellendrittel aufzutauchen und ein gefestigtes Fundament haben. Die großgewordene Talente kaufen können. Die gestandene Bundesligerspieler im angemessenen Alter in ihren Reihen haben (können).


    Und es gibt Verwirrte, die sich entweder für große Vereine halten, aber eigentlich nur am oberen Ende der kleinen Vereine zu finden sind. Oder Vereine, die sich jedes Jahr mit unmengen sinnlosem Geldausgeben beschäftigen und dabei mehr denn je auf die Nase fallen.


    Das mal als Grobumriss.


    Die Großen
    Beschäftigen wir uns am besten zuerst mit den großen Vereinen. Vereine wie Bayern München, Werder Bremen oder Schalke 04.
    Auf den ersten Blick sehen diese Vereine aus, wie das wahre Schlaraffenland jedes Managers/Trainers (oder gar Fans). Doch wenn man sich mal überlegt, was diese Vereine als Ziele haben, wird auch hier klar, dass nicht alles so rosig ist. Der FC Bayern München zum Beispiel.
    Das Aushängeschild Deutschlands zur Zeit. Sieht alles wunderbar aus. Geld steht im großen Umfang zur Verfügung. Tolle Spieler da, wie zum Beispiel Toni, Ribery, Klose usw.
    Allerdings hat dieser Verein einen gewaltigen Klotz am Bein: Erwartungshaltung. Die Umfeld erwartet MINDESTENS die Uefa-Cup teilnahme jedes Jahr bis in die Ewigkeit. Eigentlich aber ist das Ziel immer wieder Meister zu werden, die Championsleague erfolgreich zu gestalten und natürlich auch beim DFB Pokal möglichst zu gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen muss sichergestellt werden, dass die Spieler eine gewisse Qualität mitbringen. Das alleine reicht aber bei weitem nicht aus, um auf Dauer erfolgreich zu sein. Die Mannschaft muss auch wirklich eine Mannschaft sein. Und nicht nur eine Anhäufung von gutverdienenden Profis, die zufrieden sind, wenn der Kontostand kontinuierlich ins unermessliche Steigt. Sondern es sind Spieler notwendig, die wirklich Motiviert sind und gewinnen wollen.
    Sehr herausragend finde ich dort Lucio. Der strahlt für mich immer einen sehr hohen Willen aus. Und es gibt Spieler, denen kaufe ich das nicht so ganz ab, dass sie wirklich immer alles geben für den Erfolg. Sebastian Schweinsteiger ist da zum Beispiel so einer. Er ist unbestritten ein guter Fussballer. Aber in Sachen willen und entschlossenheit hinkt er einem Lucio weit hinterher.
    Und so gibt es auch bei der Kaderstellung eines so großen Klubs schwierigkeiten und Problemfälle / Problemfelder.
    Allerdings haben die großen Vereine einen Vorteil: Der Status des Clubs. Wer will nichtmal für den FC Bayern spielen und spüren wie es ist, Meister zu werden. Und das vielleicht auch mehrmals. Wer will nicht mit den besten Spielern der Liga zusammenspielen? Und diese sind meist bei den großen Vereinen zu finden.



    Die Kleinen
    Tja, kommen wir zu den kleinen Vereinen. Unsere Arminia zum Beispiel. Wir sind, das muss man nicht bestreiten, ein kleiner Verein mit bescheidenen Mitteln. Geld haben wir nicht viel. Transfersummen von maximal 5 Millionen (und meist weniger) stehen hier gegenüber Transfers von knapp 20 Millionen nur für einen Spieler bei großen Vereinen. Man ist also drauf angewiesen Spieler zu finden, die wenig kosten, aber trotzdem soviel Leistung bringen, dass man in der Liga bleiben kann.


    Wo schaut man nach solchen Spielern?
    Ein Weg ist, in unteren Ligen zu schauen. Doch da liegt schon das erste Problem. Ein Spieler, der in der dritten Liga gut ist, muss nicht automatisch in der ersten Liga auch einigermaßen mithalten können oder gar genauso gut sein. Da haben es große Vereine oft leichter indem sie eh schon in der selben Liga nach Spielern gucken können und so die gezeigte Leistung viel besser einschätzen können.
    Man kann auch ins Ausland fahren und Spieler scouten lassen. Doch auch hier kommt es wieder darauf an unter welchen Umständen der Spieler gescoutet wird. Viele Spieler haben einfach Probleme sich in einem Land/neuer Liga zurechtzufinden. Schon alleine aus menschlichen Gründen. Und wären diese Spieler tatsächlich richtig überragend gut, wären sie auchschon von den großen Klubs gekauft oder zumindest auf der Liste.


    Das ist das ganze Dilemma. Die überragenden Spieler bekommt man nicht, die mittelprächtigen Spieler helfen einen vielleicht gradeso in der Liga zu bleiben und die Talente sind zu Anfangs Wundertüten und werden, wenn sie denn richtig einschlagen nach einem oder 2 Jahre abgeworben. An fertige Spieler schonmal kaum zu denken.


    Es gibt nur 2 Möglichkeiten, wie man an Spieler kommen kann.
    1. Dem Spieler die Möglichkeiten aufzeigen, den Verein als Sprungbrett zu nutzen und viele Einsatzzeiten zu bekommen
    2. Eine Vision aufbauen, ein Konzept entwickeln, eine Philosophie haben und diese gezielt Verfolgen.


    Ersteres ist das, was man hier glaube ich schon seit Ewigkeiten tut. Man bietet Arminia als Plattform zum "Großwerden" an. Einige Spieler bleiben auch über einen längeren Zeitraum hier, weil sie tatsächlich eine gewisse Verbundenheit mit dem Verein spüren (Schuler, Artur, Eilhoff) oder doch etwas limitiert in ihren Fähigkeiten sind (Kauf, Langkamp).


    Zweiteres hat ein Rapolder und auch ein TvH (in Ansätzen) versucht zu vermitteln. Ein Konzept, welches gezielt verfolgt wurde. Das war schnelles, direktes Spiel über Konter. Und trotzdem oft ab der Mittellinie oder kurz dahinter stören. Allerdings hat man sich hierzu auch immer gezielt verstärkt und das ganze wirklich gut aufgezogen. Und es steckte ja auch etwas dahinter. Das ganze System förderte die Motivation. Motivation durch nach vorne spielen, schnell und direkt. Sowas macht einem Fussballer Spaß (erst recht, wenn es auch funktioniert). Andererseits funktioniert das auchnur, solange es richtig vermittelt werden kann. Und hierzu sind die Fähigkeiten eines Trainers gefragt.
    Ein Rapolder hat es verstanden den Spielern zu vermitteln, dass man durch schnelles umschalten sehr effektiv Fussball spielen kann. Er forderte trotzdem von jedem vollen Einsatz. Dafür hat sich die Mannschaft oft selbst belohnt, mit Erfolgen. Das ganze entwickelte dann natürlich auch eine gewisse Eigendynamik. Man glaubte an das System, was wiederum zu Erfolgen durch Selbstvertrauen und mehr Risikobereitschaft führte.


    Zur Zeit steht man an einem wichtigen Punkt. Und zwar, ob man Frontzeck zutraut etwas ähnliches aufzubauen. Ein System, an das die Spieler glauben und erfolgreich umgesetzt werden kann. Allerdings lässt Frontzeck zur Zeit eher defensiv spielen und hat sich auch in der Vergangenheit mehr auf die Defensive konzentriert, weil hier der Knackpunkt (Altlasten) lag. Oder man den zumindest dort ausgemacht hat.
    Jetzt ist es an der Zeit, da die Defensive recht solide steht in den meisten Situationen, wieder ein Konzept aufzubauen und nicht nur auf Schadensbregrenzung oder "reparieren" aus ist.
    Und an dieser Stelle sollten vielleicht auch mal endlich wir Fans anfangen uns sachlich damit zu beschäftigen und uns zu entscheiden, ob wir das uneingeschränkt mitgehen wollen. Denn, eins ist ja eh klar, Arminia braucht uns Fans mehr denn jede andere Mannschaft (vielleicht mal von Cottbus abgesehen). Und zwar nicht als zahlende Kundschaft, sondern als Vertrauensbasis.


    Was man in diesem Verein gut hinbekommen hat in den letzten Monaten / Jahren ist die Grundlage im Bereich der Infrastruktur. Wir haben ein EIGENES schmuckes Stadion. Annehmbare Trainingsplätze und ein gutes Jugendzentrum (was glaube ich Auflage der DFL oder des DFB war?).


    Jetzt muss der Fokus wieder aufs sportliche gerichtet werden.



    Die Verwirrten
    Kommen wir nun zur letzten Spezies. Zu der wir hoffentlich nie gehören werden. Die Verwirrten. Hierzu zähle ich den 1.FC Köln, Borussia Mönchengladbach, 1.FC Kaiserslautern und Hannover 96.
    Diese Vereine haben ein Problem mit den Zielen und der Wirklichkeit. Das ist bei den Vereinen aber jeweils einem anderen Hintergrund geschuldet. Beim 1.FC Köln und Borussia Mönchengladbach ist es sicherlich die erfolgreiche Vergangenheit zu der man immer wieder krampfhaft zurück kommen will. Man ist immernoch der Meinung vom Status her ein "Großer" zu sein und mit früheren Erfolgen alles wett zu machen. Diese Vereine verfügen über eine breite Fanbasis die sich auch nach der erfolgreichen Zeit sehnt und oft auch deswegen den objektiven Blick für das aktuelle Geschehen verliert. Aber eben durch diese breite Fanbasis und den großen Stadien (trotz 2tliga Zugehörigkeit oder sich dem im unteren drittel der Bundesliga Befindens), nimmt man Saison für Saison soviel Geld ein um es immer wieder in teure Neuzugänge zu investieren, die oft einfach nicht zusammenpassen. Meist kommt Konzeptlosigkeit dazu und nicht selten auch Inkompetenz bestimmter Entscheidungsträger.


    Abschließend bin ich der Meinung, dass Arminia sich auf einem Wege befindet, der durchaus langfristig zu einer soliden Basis führen kann, wenn man jetzt Dinge anpackt, die angepackt werden müssen. Und ich hoffe, man verfällt nicht in den Status der Verwirrten ;)

    Einmal editiert, zuletzt von RalfBSM ()

  • Nett formuliert. Aber gestatte mir eine Anmerkung. Wenn der FC Bayern "nur" im UEFA-Cup spielt, dann wurde das saisonziel definitiv NICHT erreicht. Die Erwartung ist jede Saison die Meisterschaft, mindestens aber der 2. Platz.


    Manchmal bin ich echt froh, ein Armine zu sein :hi:

    Niemals geht man so ganz.

  • Schön schön, dass du dir da so Gedanken gemacht hast.


    Aber so einige Probleme habe ich dennoch damit.
    Meiner Meinung nach ist ein Verein erfolgreich, wenn er im Vergleich zu den finanziellen Mitteln, eine bessere Position belegt als andere Vereine.


    D.h.: Konstruieren wir mal eine Tabelle der Finanzmächte:


    1. Bayern
    2. Schalke
    3....
    .
    .
    .
    16. Karslruhe
    17. Bielefeld
    18. Cottbus


    Dementsprechend kann es für Schalke nur Meistrschaft oder 2.Platz als Ziel vorrausgesetzt werden. Wenn sie dies nicht schaffen, kann man vom schlechten Trainern,falscher Transferpoltik, etc reden. Für Bielefeld ist dementsprechend der Klasssenerhalt das Ziel und kann somit als Erfolg gelten.


    Der Erwartungsdruck ist bei Bayern demnach nicht höher als bei anderen Vereinen. Siehe jetzt Schalke. Die spielen auch unter den Erwartungen und Rutten und Müller stehen da auf der Kippe.


    Klar ist das von mir auch etwas engstirnig gedacht, dass da noch viele andere Faktoren zu zählen, ist klar.

    nati per vincere ...
    ...non per morire

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  • Zitat

    Original von RalfBSM


    Die Verwirrten
    Kommen wir nun zur letzten Spezies. Zu der wir hoffentlich nie gehören werden. Die Verwirrten. Hierzu zähle ich den 1.FC Köln, Borussia Mönchengladbach, 1.FC Kaiserslautern und Hannover 96.


    Naja, bei Hannover ist eigentlich nur einer verwirrt und zwar zu mindestens 50+1 Prozent :D Die breite Fanbasis ist dort sicher recht bodenständig und hebt nur gelegentlich und berechtigt mal angesichts namhafter Neuzugänge etwas ab, die dann vom grauen Einheitsbrei mit runtergezogen werden und auch nichts reißen.


    In Kaiserslautern... also, seit ich letzte Saison das erste Mal da war glaube ich fest daran: Die haben da einfach nichts anderes, die MÜSSEN sich an den Fußball klammern. Zudem hat deren Vergangenheit ja gezeigt, daß man auch aus Scheiße Gold machen kann, solange man dabei nicht erwischt wird.

    [align=center]Babyboom in Deutschland nach der Fußball-WM - kein Wunder!
    Franz Beckenbauer war ja mit dem Hubschrauber kreuz und quer in Deutschland unterwegs.

    Stefan Raab

  • Die Bezeichnung würde auch gut ihr in Forum passen. Große mit Tausenden Beiträgen, kleine wie ich, und Verwirrte mit seltsamen Ansichten. Werde keine Namen nennen, will mich ja nciht gleich unbeliebt machen :baeh:

    Jacob loves me.


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