Ein gutes Jahr ist es jetzt her, dass Michael Frontzeck die Verantwortung für den geilsten Bundesligisten unter der Sonne aus den Peitschenhänden von "Power-Ernst" Middendorp übernommen hat. Mit Michael Frontzecks Philosofie der "ausgeglichenen Bilanz" (ein Unentschieden folgt dem nächsten) gelang im Sommer 2008 souverän der Klassenerhalt, im 5-4-3-Punkteabstand vor der Konkurenz aus Duisburg, Rostock und Nürnberg. Das der neue Trainer magische Hände haben musste, zeigte sich schon in der Tatsache, dass dieser Klassenerhalt mit nur zwei Siegen bis zum Saisonende realisiert werden konnte.
Mit Blick auf die Bilanz beschloss der strategisch bewanderte Finanzfuchs Roland Kentsch, dass der neue Sportdirektor Detlef Dammeier durchaus zwischen drei und fünf Neuzugänge präsentieren dürfte. Die neue Tribüne und die daraus zu erwartende, resultierende Wembleystimmung sollten ein übriges tun, um den Rekord aufzustellen und die Bundesliga eine sechste Saison in Bielefeld zu erhalten. So bekam Dammi denn auch ein erkleckliches Sümmchen für seine Arbeit (also Gehalt jetzt) und machte sich auf, um mit einer Hand voll Glasperlen - Euros hatte man ihm nicht gegeben, weil die für die Abfindungen von Power-Ernst und Reinhard Saftig zurück gelegt / gezahlt werden mussten - ein paar gestandene Bundesligaspieler nach Ostwestfalen zu locken. Es fanden sich hoffnungsvolle Talente in den Spitzenligen dieser Welt, welche den heimischen Bundesligisten trotz der Angebote von Juve, Real und Chelsea vorzogen und zu verstärken gedachten. Leider konnte man sich die nicht leisten und so kamen Eilhoff, Sadik, Herzig, Lamey, Katongo und Laas. Offensiv waren weitere Verstärkungen weder finanzierbar, noch hielt man sie für nötig, verfügte man in Bielefeld immerhin mit König Artur über den einzig Adligen der Liga, neben dem Kaiser im Ruhestand aus München.
Auf der neuen Tribüne hingegen verloren sich in der Hinrunde insgesamt eine knappe Hand voll zahlende Zuschauer und ein paar ver(w)irrte Gästefans, welche wahrscheinlich aus dem zunächst zu niedrig angelegten Gästeblock geflohen waren oder, noch schlimmer, einfach nur aus Dortmund kamen. Da mochten Kentsch und Präsident Schwick noch so oft die Änderung ostwestfälische Gewohnheiten beschwören, 60,- Euro pro Heimniederlage bezahlt der Almbesucher schlichtweg nicht. Pläne, zumindest den Mittelteil der Tribüne zu begrünen und mit blauen und weißen Blümchenarragements eine heimelige Atmosphäre der Ruhe zu schaffen, wurden allerdings bis zum Saisonende ad acta gelegt - zumal der Gartencenter Mühlenweg als Sponsor nicht genügend Stiefmütterchen zur Verfügung stellen konnte.
Ungeachtet der Probleme zeigte sich nach den ersten Spielen, dass Michael Frontzeck seine Arbeit mit dem vorhandenen Spielermaterial ähnlich erfolgreich fortsetzen würde, wie in der Rückrunde der letzten Saison. Er blieb dem Prinzip der zwei Siege treu und entgegnete seinen Kritikern, dass dies reiche, wenn man im Gegenzug nur sieben Spiele verliere und außerdem vier weitere Mannschaften noch blöder seien als man selbst. Was für ein Fuchs, dieser Mann! So schloss der geilste Bundesligist unter der Sonne die Hinrunde mit sensationellen (und von den Experten rund um Udo Lattek unerwarteten) 14 Punkten auf Rang 14 ab, überwintert auf einem Nichtabstiegsplatz und hat das Ziel, zum ersten Mal in der Bundesligageschichte mit 28 Punkten nicht nur die Klasse zu halten, sondern auch noch sensationell und klammheimlich in den UEFA-Cup einzuziehen!
Ob es gelingt? Das wird das neue Jahr zeigen...