VON PETER BURKAMP
Bielefeld. Selbst die Frühlingssonne vermochte Thomas von Heesens finstere Miene gestern nicht aufzuhellen. „Heute geht der nächste Brief an den DFB raus“, sagte Arminias Geschäftsführer, noch immer entrüstet über den nicht gegebenen Elfmeter beim 1:1 am Samstag in Gelsenkirchen.
Die Bilder vom Foul des Schalkers Hajto an Ansgar Brinkmann rufen bei den Bielefeldern automatisch ähnliche Szenen ins Gedächtnis. Wichniarek regelwidrig gestoppt im Heimspiel gegen Kaiserslautern, Brinkmann zu Fall gebracht in Dortmund und auf der Alm gegen Berlin sind nur die krassesten Beispiele.
Diese Vielzahl an Übervorteilungen ist es, die von Heesen sauer macht: „Es passiert uns ja nicht das erste Mal. Wir dürfen uns das einfach nicht mehr bieten lassen. Irgendwo gibt es eine Grenze.“ Man könne ja fast schon darauf wetten, dass bei der nächsten Möglichkeit wieder gegen Arminia entschieden werde, meint von Heesen sarkastisch.
Vier oder fünf Punkte seien den Arminen durch falsche Schiedsrichterentscheidungen schon entgangen. Da spiele es auch keine Rolle, dass die Mannschaft in den meisten Fällen trotz der Benachteiligung noch genug Chancen hatte, das Ergebnis zu verbessern. „Fünf Punkte mehr würden uns das Leben doch erheblich erleichtern“, stellte von Heesen klar.
„Da redet man gegen eine Wand“
Die erneute schriftliche Klage richtet Arminia an den Vorsitzenden des Schiedsrichter-Ausschusses Volker Roth, ein Durchschlag geht an Heribert Bruchhagen von der DFL, der das Spiel mitverfolgte. Unterstützt fühlte sich von Heesen durch die Wertung des Schiedsrichterbeobachters in der Arena: „Manfred Amerell hat klar festgehalten, dass es eine Fehlentscheidung war, weiterspielen zu lassen.“
Von Heesen protestiert, obwohl er von der letzten Antwort Roths mehr als enttäuscht war. „Da redet man gegen eine Wand. Der Roth ist ja sonst ein feiner Kerl, aber er nimmt die Kritik gleich persönlich.“ Dass der Schiedsrichter-Boss die Vorwürfe der Arminen zurückweist, ist um so erstaunlicher, da er vor der Saison noch im Kicker ankündigte: „Es wird mehr Elfmeter geben.“
Von Heesen erwartet, „dass die Schiedsrichter keine Angst haben, vor 60.000 Zuschauern einen klaren Strafstoß zu geben.“ Jörg Keßler habe diesen Mut am Samstag auf Schalke nicht gehabt, glaubt von Heesen. „Der hat sich doch gedacht, die führen ohnehin 1:0. Da muss ich vor 68.000 Zuschauern nicht unbedingt Elfmeter geben.“
Dabei hieß die Devise noch vor der Saison: „Im Zweifel für den Stürmer.“ Arminias Geschäftsführer geht davon aus, dass die DFB-Zentrale in Frankfurt dieser Tage nicht nur Post aus Bielefeld erhalten wird. „Rudi Assauer hat sich schon beschwert und wird es bestimmt wieder tun“, meinte von Heesen, der allerdings bezweifelte, ob eine gemeinsame Erklärung der 36 Profiklubs Abhilfe schaffen könnte.
Die Lösung des Problems bringe nur der Fernsehbeweis. „Wenn jemand am Bildschirm die klaren Sachen wie Elfmeter oder Schwalbe nachprüft, wäre das nur gerecht für alle.“ Im Fußball-Weltverband, der die Regeln des DFB bestimmt, findet sich für den TV-Beweis allerdings noch keine Mehrheit.
BILD: Streitgespräch: Fassungslos verfolgt Ansgar Brinkmann, wie Schiedsrichter Jörg Keßler mit einem Lächeln auf den Lippen seine Elfmeterentscheidung mit Schalkes „Sünder“ Tomasz Hajto diskutiert.
Quelle: NW