Die "Kirch-Affäre" weitet sich aus - 15.03.2003 13:39
Auch der DFB soll kassiert haben
Die "Kirch-Affäre", geprägt von Geheimverträgen und Zahlungen an den Klubs vorbei, hat offensichtlich eine neue Dimension erreicht. Nach Informationen des Nachrichten-Magazins "Der Spiegel" soll neben dem FC Bayern München auch der Deutsche Fußball-Bund einen Geheimvertrag mit der inzwischen insolventen Kirch-Gruppe abgeschlossen und dafür kräftig kassiert haben.
Nach Informationen der am Montag erscheinenden Ausgabe hat Wilfried Straub als damaliger Geschäftsführer der DFB-Wirtschaftsdienste GmbH am 21. Mai 1992 einen Vertrag über zehn Millionen Mark mit der Rechteagentur ISPR abgeschlossen. ISPR, die damals zwischen dem Axel Springer Verlag (49 Prozent) und dem Medien-Imperium von Leo Kirch (51 Prozent) aufgeteilt war, bekam von 1992 bis zum Saisonende 1997 von der Wirtschaftsdienste GmbH die Videorechte an der Bundesliga. Straub bezeichnete diesen Vorgang als "rechtens", zudem sei es “historisch bedingt“, dass die DFB-Tochter die Videorechte an der Liga gesondert verkauft habe.
Der 63-Jährige, der als derzeitiger Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Rechtmäßigkeit des Geheimvertrages der Bayern mit Kirch untersucht, aus dem der deutsche Rekordmeister rund 42 Millionen Mark einstrich, räumt ein, dass er die Vereine damals nicht über den Deal mit der ISPR unterrichtet habe. Straub hatte einen Monat vor dem Sondervertrag als Unterhändler der Profiklubs mit der ISPR den bis dahin größten Fernsehvertrag in der Geschichte des deutschen Fußballs ausgehandelt. Für 700 Millionen Mark hatte Kirch sämtliche Verwertungsrechte an der Bundesliga für das Free-TV bis zum Saisonende 1997 und damit auch die Videorechte gekauft. Vor diesem Hintergrund erscheint der Geheimvertrag über die Summe von zehn Millionen Mark als eine Gefälligkeit für das zuvor ausgehandelte Mega-Geschäft.
Als der Fernsehvertrag 1997 auslief und für 540 Millionen Mark bis Saisonende 2000 verlängert wurde, soll die Sondervereinbarung laut Spiegel ebenso stillschweigend weiter gegolten haben. Für diesen Zeitraum sollen weitere sechs Millionen Mark an den DFB geflossen sein.
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Am Samstagnachmittag reagierte der DFB auf die Meldungen mit einer offiziellen Stellungnahme: "Die DFB-Wirtschaftsdienste GmbH hat die genannte Summe für die vom DFB laut Paragraph 3 des Lizenzspielerstatutes an sie übertragende Verwertung von Video- und Kassettenrechten erhalten. Dies war ein völlig normaler und legaler Vorgang, da auf Wunsch des damaligen Vertragspartners ISPR der Vertrag über die gesamtverwertbaren der TV-Rechte abgeschlossen werden solle und der DFB somit auf der Basis der zentralen Vermarktung die in Rede stehenden Rechte wirtschaftlich abgelten lassen musste.“
Kein Wunder, dass sich der DFB bzw. die DFL so schwer tut, Bayern zu verurteilen. Sie stecken ja selbst in dem Sumpf mit drin. Einfach nur ekelhaft.