Der Abstieg Arminias ist eine konsequente Folge des sportlichen Ausblutens, den die Vereinsführung zu verantworten hat! Guter Fußball wurde in der Rapolder / von Heesen - Ära gespielt. Aber auch zu der Zeit war die Clubführung offensichtlich nicht gewillt, nachhaltig auch in ein sportliches Konzept zu investieren.
Ich habe recherchiert und zitiere hier beispielhaft noch einmal 2 interessante Presseberichte, welche die Tristesse in der Arminen-Teppichetage verdeutlichen, die hier über mehrere (!) Jahre geherrscht hat.
ZitatAlles anzeigenNW vom 05.05.2006
Der einsame Rufer
ARMINIA: Von Heesen wünscht strategische Ausrichtung mit Zwei-Jahres-Plan
VON TORSTEN ZIEGLER
Bielefeld. Gerade den Klassenerhalt geschafft, ist die Spielzeit 2005/06 fast Geschichte. Zwei Mal muss der DSC Arminia zwar noch ran, doch schon am Samstag (15.30 Uhr) beim Heimfinale gegen den MSV Duisburg wird der „Sportclub der Ostwestfalen“ sein Trikot der nächsten Saison tragen.
Ab Donnerstag ist das schwarz-weiß-blaue Fan-Utensil zu Preisen von 44,90 bis 49,90 Euro erhältlich, und die Merchandising-Abteilung des DSC ist damit in der Zukunftsgestaltung einen Schritt weiter als der Profibereich.
Allerdings ist dieses Transfergeschäft auch schwieriger als der Verkauf von Trikots. Obwohl: Irgendwie hängt das zusammen. Gelingt es Arminia, namhafte Spieler zu verpflichten, steigt der Absatz der dazugehörigen Nummern. Sport-Geschäftsführer Reinhard Saftig vertröstete auf „frühestens Anfang nächster Woche“. Die Chancen, Wunschspieler Roberto Hilbert (Fürth) holen zu können, taxiert er inzwischen als „gering“. Es gebe noch „namhaftere und finanzkräftigere Vereine als die genannten Interessenten“. Der Kreis der Arminen-Konkurrenten soll neben Nürnberg und Stuttgart um den HSV und Bremen gewachsen sein. „Auch bei Thorben Marx sind andere aufgesprungen“, schildert Saftig das Dilemma, „wenn die Namen erst einmal in der Zeitung standen“.
Trainer Thomas von Heesen lässt dennoch keinen Zweifel zu, dass in den neuen Trikots ab Trainingsbeginn Ende Juni echte Verstärkungen stecken müssen: „Die Mannschaft, wie sie sich momentan für die nächste Saison darstellt, braucht Hilfe in Form von Qualität. Ich hebe schon jetzt den Zeigefinger: Wenn der Verein das nicht erkennt und sich entsprechend verhält, kriegen wir sportlich Riesenprobleme.“ Dass er mit Einschätzungen dieser Art in Vorstand, Vereinsgremien und Finanz-Geschäftsführung keine neuen Freunde gewinnt, kalkuliert der DSC-Trainer ein. Er habe sich in der Vergangenheit in Transferdingen häufiger blaue Augen geholt, „zuletzt, als es um die Notwendigkeit des Zuma-Einkaufs ging“, und er werde sich „gerne wieder blaue Augen holen, weil es sich lohnt für diese Mannschaft“.
Keiner im Verein könne die sportlichen Notwendigkeiten so gut einschätzen, „außer uns Trainern und Reinhard Saftig“, schickt von Heesen hinterher.
Er wisse nicht, ob er Zustimmung für seine Strategie erhalte, aber vor zwei Jahren hätte es geheißen, „jetzt könnte in die Mannschaft investiert werden“, erinnert von Heesen an eine Aussage des Präsidenten Hans-Hermann Schwick.
Was darunter konkret zu verstehen ist, scheint von Heesen noch nicht bekannt zu sein. Er wünschte sich ein Ende des „von-der-Hand-in-den-Mund-Lebens“ . Von Heesen: „Ich bin für klare Ziele und Strukturen. Der Verein sollte mal einen Zwei-Jahres-Plan aufstellen.“
Arminias Herr der Zahlen, Roland Kentsch, dachte am Mittwoch nach dem 1:3 auf Schalke und dem durch die Konkurrenz-Resultate gesicherten Ligaverbleib zunächst noch nicht so weit. „Unser Ziel“, so der Geschäftsführer, „ist auch im nächsten Jahr der Klassenerhalt. Alles andere ist unrealistisch. Und wenn wir das so packen wie in diesem Jahr, werde ich genauso hochzufrieden mit dem Saisonverlauf sein wie jetzt.“ Um höhere Ziele anzugreifen, wie den UEFA-Cup, brauche Arminia „mindestens sechs, sieben gute Jahre in der Bundesliga“.
Letzteres hatte von Heesen gar nicht thematisiert. „Ich spreche auch nicht vom UI-Cup. Wir wollen uns in der Liga etablieren und dafür müssen wir personell zulegen, das ist Fakt.“
Ich denke mal 1 Mio für Neuverpflichtungen wird nicht das letzte Wort sein. Jeder der Augen im Kopf hat, kann sehen, wo uns der Schuh drückt.
Wir wollen 1. Liga, wir wollen nicht das schönste Stadion in Liga 2. So sehe ich das.
ZitatAlles anzeigen11 Freunde, Ausgabe 63 / Februar 2007
TvH: Für die Zukunft aber sehe ich einige Probleme auf uns zukommen: Zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch keinen Zugang für die kommende Saison (...) Arminia muß immer etwas früher am Start sein als reiche Vereine. (...) Wenn Westermann und Zuman am Ende der Saison gehen, bekommen wir große Probleme, wenn nicht rechtzeitig adäquter Ersatz kommt.
11FREUNDE: Haben Sie nach 12 Jahren als Spieler, Manager und Trainer bei Arminia nicht mehr oder weniger freie Hand was Transfers anbetrifft? Sie gehören doch fast zum Inventar.
TvH: Nein. Das ist aufgrund der Struktur des Vereins nicht möglich und aus meiner Sicht auch nicht gut. Meine Aufgabe besteht darin, jeden Tag die Mannschaft zu trainieren und sie am Wochenende top vorbereitet ins Spiel zu bringen. Für den Rest ist die Geschäftsführung verantwortlich. Ich habe dem Vorstand bereits vor geraumer Zeit mitgeteilt, daß wir dringend etwas an der Altersstruktur ändern müssen. Sieben Stammspieler sind im Sommer über 30. Die dafür notwendigen Alternativen für die Zukunft stehen noch aus. (...)
Ich bin sehr bodenständig. Und Bielefeld ist mir ans Herz gewachsen, weil ich hier 1994 in der Regionalliga als Spieler angefangen habe und später unter Rüdiger Lamm das aufgebaut wurde, was die Grundlage für den heutigen Bundesligisten ist. (...) Wir müssen unser Konzept optimieren, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn der Verein lebt davon, sich günstig mit Talenten zu verstärken und diese als fertige Spieler teuer abzugeben. Für das Prinzip müssen wir aber wachsamer sein als zuletzt.
Ich bin 45 Jahre alt und habe natürlich die Ambitionen, irgendwann eine Mannschaft zu trainieren, die konstant auf höherem Niveau spielt. Aber derzeit habe ich nur ein Ziel: Solange ich in Bielefeld arbeite, will ich Strukturen schaffen, die so gut sind, daß der Verein auch in Zukunft in der Bundesliga spielen kann. (...) Ich liebe Bielefeld (...) Warum soll ich nicht noch 10 Jahre hierbleiben? Andererseits mache ich mir schon Gedanken, wenn ich manche Äußerung von Verantwortlichen lese, ob meine Grundideen für die erfolgreiche Arbeit noch kompatibel mit den Ideen des Klubs sind. Da bin ich mächtig am grübeln.
Hier geht es nicht um mich. Meine Überlegungen sind immer mit dem Schicksal des Vereins verbunden. Ich brauche keine neuen Spieler für meinen Seelenfrieden, ich argumentiere aus der Perspektive des Teams. (...) Die Frage ist, ob es genug ist, das zu verwalten, was wir geschaffen haben oder ob wir es schaffen, es im 4. Jahr Erstligazugehörigkeit weiter zu entwickeln. Ich möchte mit Bielefeld nicht mehr von der Hand in den Mund leben. Sportlich gesehen, würde ich mir längerfristiges Denken wünschen. Deshalb werde ich abwägen, ob wir unter den gegebenen Umständen noch erfolgreich sein können. Wenn ich das Gefühl habe, das Haus ist fertig und einer der Architekten soll nur noch verwalten und aufpassen, daß das Haus nicht einbricht (...), kann ich auch loslassen.
Interessant ist, dass es Thomas von Heesen war, der deutlich und früh genug immer vor der sportlichen Sackgasse gewarnt hat. Dass man ihn rausgeekelt hat zeigt vor allem auch sehr deutlich, dass insbesondere Roland Kentsch niemanden neben sich duldet, der Eier in der Hose hat. Von den Nachfolgern von Heesens kann man das ja keinesfalls behaupten... .