Ich möchte an dieser Stelle auch mal meine Sicht auf die Dinge darlegen. Vorab gesagt , ich finde es gut, dass Arabi hier im Amt ist und ich halte es ähnlich wie Richie:
Ich als Außenstehender beurteile seine bisherigen sportlichen Entscheidungen und die Art und weise, wie er arbeitet, weitgehend positiv. Wir haben hier auch schon Leute wie Saftig oder Dammeier gehabt oder Funktionäre wie Ziege oder Lienen, die Arabis Job als Trainer gleich mit ausgeführt haben. Ich finde, da schlägt sich Arabi im Vergleich sehr gut, reflektiert hin und wieder in Interviews mit den hiesigen Zeitungen treffend seine Arbeit und hat auch etwas vorzuweisen:
Arabi kam nach dem bitteren Abstieg unter Lienen damals aus Aachen, wo er als Chefscout tätig war. Das Geschäftsführerfeld war ihm also damals fremd und er musste quasi von Null anfangen. Am Ende steht ein Kader, den er federführend (wenn auch natürlich zusammen mit den handelnden Trainern) entwickelt hat und wir haben zweimal den Aufstieg in die zwote Liga geschafft - daran war zu seinem Amtsantritt überhaupt nicht zu denken. Und andere Mannschaften wie mxxter versuchen immer noch aufzusteigen... Natürlich macht ein Rookie nicht alles richtig (Personalie MvA, Zeitpunkt der Entlassung von Krämer,...), aber wir waren zum damaligen Zeitpunkt alternativlos. Welcher etablierte Manager tritt seinen Dienst nach der Ära Schnitzmeier/Ziege/Lienen bei Arminia Bielefeld an? Wer tut es jetzt? Ich vergesse jedenfalls nicht, woher wir kamen und fänd es gut, wenn Arabi dem Verein noch weiter erhalten bliebe.
Dennoch sollte man Dinge hinterfragen dürfen. Ich gehe, wie die meisten hier, regelmäßig Zur Alm oder schaue Arminia im tv, lese täglich in diesem Forum, beschäftige mich also tagtäglich mit unserem Verein, habe aber natürlich keine Innensicht oder Insiderwissen.
Die jetzige kritische Situation ist aber wohl das Ergebnis von drei Entscheidungen, die Arabi und die weiteren handelnden Personen offenbar falsch getroffen haben bzw treffen:
1) Zeitpunkt des Trainerwechsels
Die ganze Posse um den Trainerwechsel ging zu einem, denkbar ungünstigen Zeitpunkt los. Anfang Juni wurde die Personalie Meier in den Medien diskutiert. Erinnert euch: wir haben recht frühzeitig den Klassenerhalt geschafft und wir konnten recht früh den Kader bearbeiten. Meier war an Transfers ja auch beteiligt und hat sich mit Spielern getroffen. Ich habe mich schon damals gefragt, wieso man Meier nicht einfach auf seinen gültigen Arbeitsvertrag hingewiesen hat und schlichtweg ihm die Freigabe verweigert hätte. Nun kenne ich seinen Vertrag nicht, aber sagen wir es so, wenn man in so eine Situation kommt und als Verein erpressbar wird (wodurch auch immer bestimmt), dann ist das ganze nicht optimal gelaufen. Im Profigeschäft wäre es nicht das erste mal, dass ein Verein den Trainer zum bleiben zwingt. Natürlich hätte man Einkalkulieren müssen, dass Meier dann ggf. Nur noch "Dienst nach Vorschrift" macht (vgl. Draxlers Verhalten in Wolfsburg), aber man hätte wenigstens an einem funktionierenden Spielsystem festhalten können. Aus meiner Sicht als Fan hat sich der Verein von Meier jedenfalls vorführen lassen - das hätte man und vor allem Arabi insgesamt anders im Sinne von geschickter regeln können.
Ich kritisiere also hier die Entscheidung, Meier gehen zu lassen und die Art und weise, wie sich das Ganze in der Öffentlichkeit entwickelte.
Ich kann mich jedenfalls noch genau an die Woche des Meierabschieds erinnern: An einem Mittwoch kamen die ersten Bild Meldungen aus Darmstadt, Donnerstag und Freitag folgten die nächsten. Arminia stellte sich auf dem Standpunkt, nichts gehört zu haben. Am Samstag gab es dann offenbar Kontakt zwischen Arabi und Meier (oder seinem Berater), was einen Meinke nicht davon abhielt, auf dem Arminia Geburtstag in der schüco Arena beim fanta4 Konzert, die Gesamtsituation (nach geschafftem Klassenerhalt) als unglaublich "geil" einzustufen. Insgesamt verwendete er gefühlt fünfmal in einem Satz "geil" und ging von der Bühne und musste mit ansehen, wie Meier in der Folgewoche in Darmstadt vorgestellt wurde... Alles Geschmacksache... Mir gefiel sein Auftritt zu dem Zeitpunkt jedenfalls nicht...zumal ich damals schon Meiers Weggang als großes Risiko für den Verein einstufte...
Personalie Rehm
Wahrscheinlich ließ man Meier auch deswegen so leicht gehen, weil man sich vereinsintern ohnehin Offensivfußball und Torfestivals wünschte (Meinke wird und wurde ja nicht müde, dies zu betonen). Meier betonte seinerseits,dass man nur das spielen könnte, was die Mannschaft hergeben würde. Und jetzt kommt Rehm ins Spiel.
Natürlich war es schwierig für Arabi, in der Kürze der Zeit einem Trainer zu verpflichten, der nach Bielefeld passt und zur Arminia auch kommen wollte. Im Optimalfall bereitet man so einen Wechsel ein halbes Jahr vor (ist ja vielleicht auch Plan für 2017 gewesen). Aber wenn man sich einen Trainer aussucht, den man unbedingt haben möchte, dann muss man doch auch ein Gefühl dafür haben, ob das vorhandene Spielermaterial zur Philosophie des Trainers passt und wie der neue Trainer mit den Gegebenheiten umgehen möchte. Und hier haben sich die handelnden Personen, v.a. Arabi aus meiner Sicht verzettelt. Auf den ersten Blick hat Rehm genau den Fußball in Aspach spielen lassen, den man sich hier gewünscht hat, aber man hat hier Rehm einfach überschätzt. Was er alles scheinbar falsch macht, kann man hier im Forum nachlesen.
Was mich am meisten an Rehm ärgert, ist sein Auftreten in der Öffentlichkeit. Diese mit Verlaub gesagt Dampfplauderei war schon zum Teil richtig peinlich. Er trat aus meiner Sicht zu Seinem Antritt jedenfalls wie ein großer Zampano auf, verglich sich mit Klopp und dem großen pep aus München und zelebrierte seine taktische Ausrichtung gefühlt in jedem Interview in der Öffentlichkeit. Auch kamen von ihm jeden Spieltag Statements zu Spielsystem und Taktik, die er in der Folgewoche wieder mit einer neu zusammengewürfelten Aufstellung über den Haufen warf und entkräftete... Das ganze passt überhaupt nicht zu Arminias Gesamtbild der letzten Zeit und übrigens auch nicht zu den vergleichsweise nüchternen Aussagen Arabis in der Öffentlichkeit. Ich muss mich schon fragen, wie man sich für so einen Trainer entscheiden konnte. Einen der meist gefragtesten im Profifußball (Zitat Meinke) - wer war denn noch an ihm interessiert außer dem großen 1. FC Kaiserslautern?
Aktuelle Situation
Und jetzt komme ich zur dritten Entscheidung. Die muss nämlich bald mal fallen. Hoffentlich arbeitet man im Hintergrund nur noch an der Finanzierung eines Plan B. Ich halte es nämlich wie viele andere hier: man darf ansich keine Zeit mehr verlieren, denn Rehm wird es nicht mehr richten. Arabi hat nach der Krämer Entlassung selbst gesagt, dass er daraus gelernt habe und früher hätte reagieren müssen. Aus welchen Gründen auch immer zögert er jetzt zu lange. Ich fänd es nicht schlecht, wenn es breitenreiter übernehmen würde (evtl hat Pragmatiker hier ja nochmal etwas von Vereinsnahen Personen gehört). Brisante Situation und Arabi hat nur noch die eine berühmte Patrone im Revolver. Die muss sitzen und zeitnah. Sonst ist man 2017 wieder in Liga 3.
Und jetzt entschuldigt den langen Beitrag, ich wollte meine Meinung aber mal loswerden.