Alles anzeigenIch bin da anderer Meinung und würde behaupten, dass es Vereine gibt, die wesentlich mehr in Sachen Integration machen als wir. Ich komme jedenfalls nicht zu dem Urteil, dass Burak nur in der Türkei eine Chance auf eine ordentliche Entwicklung hat. Weiß jemand, wie viel Integrationsarbeit Arminia bei den ausländischen Spielern leistet? Teammanagerin Caroline Klose wird sicher einiges tun, um allen neuen Spielern den Start in bielefeld zu erleichtern und sich um Wohnungen oder Häuser kümmern und ggf auch bei administrativen Prozessen helfen.
Aber wie steht es um Sprachkurse oder weitere Integrationsmassnahmen, um die Spieler nah an Verein und die Mannschaft zu bringen? Bei Bayer Leverkusen gab es damals ein richtiges Konzept, was man ins Leben gerufen hat um insbesondere die Südamerikaner schnell zu integrieren. Bayer galt jahrelang als die Messlatte für Integration.
Hier liest man im Forum und hört gerüchteweise um die Alm, dass es Grüppchenbildung gibt und insbesondere die nicht-deutschsprachigen Spieler vor Herausforderungen stehen, Anschluss zu finden. Ince ist da nur ein Beispiel. Und sollte das stimmen, wäre das Gift für mannschaftliche Geschlossenheit, die man braucht um erfolgreich zu sein.
Mannschaftsstrukturen, Integration von Spielern etc. fallen in den Verantwortungsbereich von Arabi.
Ich kritisiere schon seit längerem, dass man aus seinem Bereich kaum bis gar nichts liest zu seiner Vorstellung, wie er seinen Bereich Mittel- und kurzfristig weiterentwickeln möchte. Arabi kommentiert in seinen Interviews lediglich die Situation auf dem Spielermarkt und konzentriert sich auf die Bewertung der aktuellen, sportlichen Situation. Das letzte „Strategische“ habe ich rund um die Entlassung von Neuhaus gehört, als er mit Kramer seinen Traum des Nachwuchsverein öffentlich gemacht hat. Ansonsten gab es aus seinem Mund nichts visionäres…
Im Vergleich zu Rejek kann Arabi gar nicht transportieren, was er eigentlich mit dem Kernbereich des Vereins, der die Grundlage fürs Geldverdienen darstellt, erreichen möchte. Und so bleiben zentrale Fragen offen, warum es keine zweite Mannschaft gibt, was die sportliche Vision des Vereins ist, wo die größten sportlichen Handlungsfelder liegen (auf und neben dem Platz)?
Das Thema Integration gehört für mich auch dazu, weil Arabi ganz offensichtlich seit dem Aufstieg in die Bundesliga und spätestens seit Kramer zunehmend auf junge und ausländische Spieler setzt. Das war zu Drittliga oder Zweitligazeiten noch nicht so stark der Fall. Wenn man sich als Verein aber dazu entscheidet, sollte man auch die Strukturen dafür schaffen, um gerade jungen Spielern Orientierung zu geben - egal aus dem Ausland oder eben nicht. Da reicht ein Herbergsvater in Person von Fabian Klos nicht aus…
Ince ist 18 Jahre alt. Da kann man hier so viel draufhauen und an Eigenverantwortung appellieren und ihn kritisieren, dass er immer noch nicht integriert ist - dem Verein kommt hier auch eine wesentliche Rolle dabei zu, so einen Spieler möglichst gut zu unterstützen.
Ich hebe es ein weiteres Mal hervor. Wirtschaftlich haben wir die Strukturen massiv verbessert. Wir haben Gremien mit Vertretern aus der Wirtschaft. Wir haben Pläne rund um Infrastruktur und die weitere wirtschaftliche Ausrichtung des Vereins.
In unserem Kernbereich, dem Profifußball, sind wir von sowas meilenweit entfernt. Wir brauchen hier ebenfalls Profis, die den sportlichen Bereich unterstützen - und damit meine ich nicht den neunten oder zehnten Co Trainer. Sondern ein Team, was wesentliche Projekte rund um die Weiterentwicklung des sportlichen Bereichs (Nachwuchsbereich, Integration, Reha- und Physio, Scouting,…) treibt und eine Instanz in den Gremien mit Fachkompetenz, die die sportliche Leitung kontrollieren kann. Momentan ist das nicht gegeben. Und so lange man vereinseitig alles in die Hände von Chefscout Arabi legt, wird man sich nicht weiterentwickeln, sondern ab einem bestimmten Level immer an Grenzen stoßen.
Es stimmt, dass Arminia mehr für Integration tun muss, wenn man mehr Spieler aus dem Ausland holt. Nur müssen solche personalintensiven Aufgaben langsam wachsen und das kostet Geld. Es ist ein bisschen wie Henne und Ei. Man kann nicht einfach wie der große BVB eigene Stellen für Integration mit ausgebildeten Fachkräften für interkulturelle Kommunikation schaffen. Das muss langsam wachsen. Es ist m.E. auch nicht so, dass der Verein da gar nichts macht. Das ist nur alles nicht transparent, weil auch nicht jedes Detail wirklich Nachrichtenwert hat - ausser für Nerds wie uns.
Ich kann als zugegeben lose und uneindeutige Beobachtung nur beisteuern, dass ich vor einiger Zeit Lasme und Bello zusammen mit einer von mir als Betreuer interpretierten Person beim Einkaufen im Supermarkt angetroffen habe. Klar, ziemlich interpretiert. Aber die Kommentare, die behaupten es passiere da praktisch nichts, operieren m.E. völlig im Unwissen.
Weiterhin wundere ich mich, dass niemand einen MÖGLICHEN Zusammenhang zwischen der gestiegenen Anzahl an Co-Trainern und dem gewachsenen Bedarf an Integration sieht. Integration findet nicht zuletzt in der Gruppe statt und meint zuvörderst sicher mehr als Hilfe bei Wohnung, Supermarkt etc. Wenn das trotzdem nicht funzt und die Mannschaft in Grüppchen zerfällt, ist das natürlich ein Problem und man hätte offenbar noch nicht die passenden Antworten darauf. Allerdings sollten alle Erwartungen daran auch berücksichtigen, dass diese Strategie mit ausländischen Spielern noch sehr frisch ist. Das ganze Drumherum, das es dafür braucht, entsteht nicht vom heute auf morgen.
Letztlich wären das alles sinnvolle Fragen und sinnvolle Maßstäbe. Wie es aber wirklich aussieht, darüber habe ich jedenfalls das Gefühl zu wenig Informationen zu haben.