DFL sieht keine Lizenz-Wackelkandidaten
Christian Müller, DFL-Geschäftsführer Finanzen, denkt, dass alle Klubs die Lizenz erhalten
Frankfurt/Main - Trotz der angespannten wirtschaftlichen Situation bei den 36 Profi-Vereinen rechnet die Deutsche Fußball-Liga nicht mit negativen Auswirkungen auf das Lizenzierungsverfahren.
"Ich sehe keine Wackelkandidaten", sagte Christian Müller, DFL-Geschäftsführer Finanzen, am Mittwoch in Frankfurt. Obwohl die laufende Saison eine schwierige für den gesamten Lizenz-Fußball sei, wird die DFL voraussichtlich allen Bundesliga-Vereinen die Spielgenehmigung für die Saison 2003/04 erteilen.
"Alle Vereine können Auflagen stemmen"
Am kommenden Dienstag wird die DFL-Geschäftsführung jene Clubs informieren, die für die Lizenzerteilung bis Mitte Juni noch Auflagen erfüllen müssen. Die Zahl der betroffenen Clubs liegt nach Aussage von Müller geringfügig höher als im Vorjahr.
Damals mussten 12 Vereine nachbessern. Das Finanzvolumen bewege sich in einer ähnlichen Größenordnung wie 2002. "Die eingereichten Planunterlagen lassen den Schluss zu, dass die Vereine dies stemmen können", so Müller.
Szenario Unterhaching, Frankfurt und Reutlingen ausgeschlossen
Ein Szenario wie im vergangenen Sommer hält der DFL- Geschäftsführer für ausgeschlossen. Damals wurde dem SSV Reutlingen und später Eintracht Frankfurt zunächst die Lizenz verweigert und später doch zugesprochen.
Nach einer Klage der SpVgg Unterhaching wurde die Zweitliga-Zugehörigkeit der Frankfurter erst vor Gericht bestätigt. Für Lizenz-Verstöße in der Vergangenheit wurde der 1. FC Kaiserslautern bereits mit drei Punkten Abzug in der nächsten Saison und 125.000 Euro Geldstrafe belegt.
Vereine passen sich der Krise an
Die DFL-Führung attestierte den Vereinen, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. "Sie passen sich der geringeren Ertragslage an", erklärte Wilfried Straub, vorsitzender Geschäftsführer der DFL.
Nachdem im Vorjahr im Profi-Fußball ein Rekordumsatz von 1,309 Milliarden Euro erzielt worden war, rechnet die DFL in dieser Saison mit einem Umsatzrückgang von knapp 200 Millionen Euro. Dies sei eine Folge der verringerten Einnahmen aus dem Fernsehvertrag. "Nun ist das Kostenmanagement der Vereine gefordert, die fehlende Summe einzusparen", erklärte Müller.
Straub rechnet nicht damit, dass mehr als die Hälfte der 36 Profi- Vereine in diesem Jahr einen Überschuss erwirtschaften können. Zumal der Rückgang der TV-Erlöse die Erstliga-Vereine härter trifft als die Klubs der 2. Liga, die sich wiederum in einer schlechteren wirtschaftlichen Lage befinden.
Verschuldung der Klubs gestiegen
Von 2001 bis 2002 ist die Verschuldung der Zweitliga-Klubs von etwa 104 Millionen Euro auf gut 156 Millionen Euro gestiegen. Die Verschuldung der Bundesligisten stieg in diesem Zeitraum nur leicht von rund 430 Millionen auf etwa 442 Millionen Euro an. "Die DFL-Vollversammlung wird gefordert sein, dieses Thema aufzugreifen und solidarisch zu lösen", sagte Müller.
Das Solidarprinzip soll auch bei einer eventuellen Neuverteilung der Fernsehgelder wirksam werden. Eine noch zu bildende DFL- Arbeitsgruppe wird einen möglichen neuen Verteilerschlüssel ab 2004 entwickeln.
Bis zum 30. April muss die DFL eine Entscheidung über die Vergabe der Bundesliga-TV-Rechte ab der Saison 2004/05 treffen. Im kommenden Jahr garantiert der Vertrag mit dem Rechteinhaber Infront der DFL Einnahmen in Höhe von 290 Millionen Euro. Über die Vergabe der TV-Rechte wollte Straub keine Prognose abgeben.