
Mieses Spiel um Calmund
Der Bayer-Manager: „Weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte“
Von THOMAS GASSMANN
Leverkusen – Bayer Leverkusen kämpft sportlich um die Bundesliga-Existenz. Doch hinter den Kulissen tobt ein erbitterter Kleinkrieg. Es geht um Macht und Eitelkeiten. Das Opfer: Reiner Calmund. EXPRESS erfuhr: „Mister Bayer“ denkt wirklich an Aufgabe. Engsten Freunden vertraute er an: „Ich weiß nicht, wie lange ich das noch durchhalte.“
Es ist nicht die katastrophale sportliche Situation, die Calmund („Ich leide wie ein Hund. Vor dem Spiel nehme ich Beruhigungstabletten“) zu dieser verzweifelten Aussage treibt. Es ist ein Gift- und Gallespiel, das in der Klubzentrale tobt.
Mit einer Politik der kleinen Nadelstiche wird die „Seele des Klubs“ (Christoph Daum) Tag für Tag demontiert. „Ich werde von allen Seiten angeschossen“, soll Calmund gesagt haben. Dabei ist klar, wen er meint: Es handelt sich um den Sportbeauftragten der Bayer AG, Meinolf Sprink, und den Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Der Vorwurf: Jetzt, in Zeiten der Krise, würden sie Calmund im Regen stehen lassen.
Konkret: Sprink kritisierte in scharfer Form das Vorgehen von Sportdirektor Jürgen Kohler und Calmund um die Verpflichtung Udo Latteks als Bayer-Retter. Sprach von Geschwätzigkeit. Dann soll Sprink geschickt lanciert haben, dass nicht Calmund, sondern das Werk den Lattek-Coup verhindert habe. Gleichzeitig schwieg Holzhäuser nach den Vorwürfen Latteks („Calmund ist ein Lügenbaron“) statt ihm zur Seite zu stehen.
Was will das Duo damit erreichen? Soll Calmund zum Rücktritt gezwungen werden? Sprink sagte dazu dem EXPRESS: „Quatsch. Es wird versucht, einen Keil zwischen mich und Calmund zu treiben. Ich sage hier ganz klar: Ich bewundere Reiner Calmund, wie leidenschaftlich er um den Klub kämpft. Es gibt in Einzelfragen Differenzen. Aber das ist ganz normal. Ich sitze schließlich nicht auf seinem Schoß.“
Merkwürdig: Obwohl sich Calmund bereits mit Bayers Vorstandsvorsitzendem Werner Wenning per Handschlag darüber einig ist, dass er bei einem Abstieg weiter die Geschicke des Klubs leitet, hält Sprink Calmunds Zukunft offen. „Darüber werden wir am Ende der Saison sprechen. Jetzt über Personen zu spekulieren, was mit wem wird, halte ich nicht für richtig.“
Ein Rücktritt Calmunds, erzwungen oder freiwillig, hätte für Bayer, trotz aller Fehler, die der XXL-Manager in der letzten Zeit gemacht hat, katastrophale Folgen. Manager Ilja Kaenzig: „Bayer ist Calmund, Calmund ist Bayer. Eine Zukunft ohne ihn kann ich mir gar nicht vorstellen.“