Unabhängig davon, ob die Zahlen stimmen oder nicht, muss man auch mal sagen, wie sich solche Zahlen zusammen setzen. Hier ist ja von der Einkommenssteuer die Rede. Und die Einkommenssteuer macht in etwa 1/3 der Gemeinschaftssteuern aus und grob etwas weniger als 1/4 des gesamten Steueraufkommens (wenn ich mich jetzt nicht verrechnet habe). Nach der Umsatzsteuer ist sie die wichtigste Steuer für das Land.
Dass die unteren 50% lediglich 3,6% von Aufkommen zahlen ist eigentlich nur logisch, wenn man sich überlegt, dass 25% der Bevölkerung gar keine oder kaum Steuern zahlen, weil sie über kein Einkommen verfügen oder so wenig verdienen, dass der Staat ihnen trotz Vollzeitbeschäftigung den Lohn aufstocken muss. Diese Subventionen der Unternehmensgewinne zahlt das oberste 1% dann gleich auch mit. Frag mal eine Friseurin, wieviel Lohnsteuer die zahlt! Richtig, gar nichts. Denn bis in etwa 1650€ Brutto zahlt man hier auch keine Lohnsteuer.
Die Frage nach der Steuergerechtigkeit lässt sich also nicht nur über die Einkommenssteuer beantworten. Bei den Verbrauchssteuern wie der Umsatzsteuer oder Energiesteuer werden alle Menschen gleich besteuert. Das muss auch berücksichtigt werden. So eine Gerechtigkeitsdebatte ist einfach schwer zu führen. Es hängt eigentlich sehr von der Perspektive ab. Als Wirtschafsliberaler argumentiert man tendenziell über die Leistungsgerechtigkeit, die Sozialdemokraten oder Die Linke kommen über die soziale Gerechtigkeit. Man kann es so und so sehen.
Ich persönlich finde es z.B. befremdlich, wenn Erträge aus Kapital deutlich geringer besteuert werden als Erträge aus Erwerbstätigkeit. Das kann echt nicht sein.
Im Übrigen dienen Steuern ja nicht nur zur Finanzierung des Staates. Umverteilung von Vermögen ist per Definition eine der wesentlichen Aufgaben von Steuern.