Das Modell mit dem Video-Schiedsrichter ist völlig befremdlich. Da läuft eine Szene durch, es fällt ein Tor und alle warten darauf, dass sich ein Männlein in einer dunklen Kabine entscheidet, ob der Spieler 2 oder 3 Zentimeter im Abseits gestanden hat.
Sorry. Das ist doch der Tod jeder Spontanität und Emotion. Der Sieg des Haare spaltenden Spießbürgertums über jede Form des natürlichen Spielablaufs. Ich stelle mir das auch im Stadion völlig surreal vor, wenn ein Tor fällt und man nicht mehr mit einem beiläufigen Blick auf Schieds- und Linienrichter sehen kann, ob man weiter jubeln kann, sondern alle dort stehen wie die Schüler vor der Rückgabe der Klausuren und warten welche Note es letztlich gibt.
Ich habe ja nichts dagegen, wenn sich der Schiedsrichter in offenkundig strittigen Situationen vielleicht mal eines Hilfsmittels bedienen kann. Das Hawk-Eye hat sich in der Bundesliga bewährt. Aber es kann doch nicht sein, dass da jemand in einer Kammer sitzt und ständig „Halt!“ dazwischen schreit. Und das bei Szenen, wo man selbst mit der Kamera grübeln muss. Hier würde ich mir die Sportart „Gehen“ zum Vorbild nehmen. Über Regelverstöße die mit dem bloßen Auge schon gar nicht mehr erkennbar sind (ein Fuß muss immer am Boden sein), guckt man einfach hinweg, weil irgendwo der Genauigkeit auch mal Grenzen gesetzt sind. Sofern man nicht verkrampfen will.