Ich gehöre ja zu der scheinbar kleinen Minderheit, die das öffentliche Leben bis zum Sommer soweit es geht wieder in Gang bringen würde. Und zwar (so Leid es mir für diese Gruppe tut) bei strikter Isolation von Personen aus der Risikogruppe. Und das möchte ich gar nicht ökonomisch begründen, das ist tatsächlich unwichtig, bin auch kein Ökonom sondern komme aus den Gesundheitswissenschaften. Aber es wird ja immer gesagt, dass die Gesundheit der Bevölkerung an erster Stelle steht. Das unterstreiche ich voll und ganz. Aber Gesundheit besteht eben nicht nur aus der dichotomen Unterscheidung lebendig oder tot. Wenn es nur danach ginge, müsste man in der Tat das öffentliche Leben einstellen.
Gesundheit ist in hohem Maße abhängig vom psychischen und mentalen Wohlbefinden der Menschen, und ich habe große Angst, dass genau dies völlig vor die Wand gefahren wird. Die mentale Gesundheit ist natürlich auch zu einem Großteil von der eigenen wirtschaftlichen Situation abhängig, da gibt es genug Studien. Je schlechter bzw unsicherer diese ist, desto schlechter geht es einer Person auch. Dies führt häufig auch zu Krankheiten wie Depression, aber auch zu körperlichen Krankheiten. Auch die Eindämmung sozialer Kontakte und seiner Freizeitmöglichkeiten führt zu einem deutlich schlechteren Wohlbefinden und damit ist nicht einfach nur schlechte Laune gemeint, es geht dort häufig um Einsamkeit, Isolation und auch um Depressionen. Und ein ganz wichtiger Aspekt, der hier auch schon mal genannt wurde sind die Kinder, vor allem diese aus sozial schwachem Milieu. Die müssen zu Hause bleiben, leider ist das für nicht wenige der schlimmste Ort der Welt, häusliche Gewalt gibt es leider viel häufiger als man denkt (natürlich auch bei reichen Familien). Was ich damit sagen will ist, dass den Kindern Angebote zur Flucht (wie soziale Einrichtungen, Jugendhäuser, Schule) gerade fehlen und dies natürlich auch zu massiven psychischen Problemen führt.
Nicht falsch verstehen, ich halte die Schließungen im Moment für richtig, als erster Schritt waren diese notwendig. Aber jetzt gilt es, vernünftige weiterführende Maßnahmen zu treffen, die Personengruppen, die potentiell gefährdet sind, zu schützen. Die Nicht-Risikogruppen sollten dann selbst entscheiden können, ob sie sich der Möglichkeit aussetzen, das Virus zu bekommen, ich würde es tun (und eben den Kontakt zu meinen Verwandten in der Risikogruppe meiden bis ich immun bin). Das erfordert weitaus mehr Disziplin als die jetzige Kontaktsperre und kann auch nicht so gut überprüft werden, aber das sollte man der Gesellschaft ruhig auch zutrauen.