Ich denke auch grundsätzlich haben sie Fanszenen mit ihrer Kritik natürlich Recht. Aber unser Wirtschaftssystem funktioniert leider so und der Fußball ist da bekanntermaßen keine Ausnahme sondern in vielerlei Hinsicht leider führend bei der Kommerzialisierung und dem kurzfristigen Wirtschaften. Inwieweit es da Sinn macht zu sagen, wir sind prinzipiell dagegen, erschließt sich mir nicht. Zu sagen, die Angst um Arbeitsplätze wäre vorgeschoben und dann gleichzeitig zu fordern, es müsse eine maximal solidarische Lösung ohne Gewinner und Verlierer geben ist mMn einfach nicht umsetzbar. Wenn es jetzt wirklich bis September überhaupt keinen Fußball gibt dann wird es bis weit in die Bundesliga Insolvenzen hageln und am Ende bleiben die üblichen Verdächtigen übrig, die seit Jahren die CL-Kohle einsacken und entsprechende Reserven haben und zur Not eben mal einen Spieler für 80 Millionen nach China verkaufen. Einen anderen Ausgang sehe ich da einfach nicht.
Ich bin bei einigen Punkten unterschiedlicher Meinung. Es gibt einen großen Unterschied zwischen unserem kapitalistischen Wirtschaftssystem und dem Fußballzirkus: während normale Firmen um Kunden wettstreiten, ist dies prinzipiell zwar auch beim Fußball der Fall, nur benötigt man gezwungenermaßen einen Gegner, um das eigene Endprodukt "Fußballspiel" seinen eigenen Kunden (= Fans) verkaufen zu können. Einfach gesagt: wenn man keine Wettbewerber mehr hat, kann auch ich selber kein Produkt mehr anbieten bzw wenn mein Wettbewerber nicht konkurrenzfähig ist, dann leidet automatisch auch mein Produkt.
Weil gerade dieser Gedanke von den "großen Teams" in der BuLi in den letzten Jahren stark vernachlässigt wurde, hat sich diese eklatante sportliche Schere (sprich Dauermeister Bayern Langeweile) geöffnet und sich erste Anzeichen von Langeweile und Verdruss beim normalen Fussballkonsumenten gebildet. Deswegen wird man sich mittelfristig eine tragfähige Lösung (Salary Cap?; EuroLeague?) überlegen müssen, kurzfristig sichert aber nur Solidarität, auch mit dem wichtigen Unterbau der Liga, mittelfristig das eigene Überleben.
Zudem - und ich finde das ist kein Gegensatz- sollte man die Chance nutzen, die schlimmen Auswüchse auf so mancher Vereinsebene zu stoppen. Man kann es doch nur als Mismanagement bezeichnen, wenn Vereine ihre laufenden TV Einnahmen schon längst auch ohne Corona verpfändet haben und bei den Summen keine Rücklagen gebildet haben, falls mal weniger oder keine Einnahmen generiert werden können. Das ist doch eine riesige Blase und es war nur eine Frage der Zeit, dass siew platzt. Ich finde es auch absurd, dass Fußball-Milionäre bei beinahe insolventen Clubs immer noch nur zu 20% Einbußen bereit sind. Ohne Frage ist bei dieser Aussage ein Schuß "Populismus" dabei, aber genau diese Auswüchse verdeutlichen die Entkoppelung des Fußballs von der Gesellschaft, die kritisiert wird.
Ich finde den Artikel super, und ich hätte diese reflektierten Aussagen der "Fanszene" nicht zugetraut.