Über den Fußball und wie er auf die Krise reagiert kann man mit guten Gründen sehr unterschiedlicher Meinung sein. Auch zwischen dem schlichten pro und contra gibt es sehr viele im Detail gut begründbare unterschiedliche Einschätzungen. Dass es so läuft kann im Endeffekt niemanden wundern, denn hier treten nur auf einer neuen Plattform dieselben Spannungen zu Tage, die der immer weiter kommerzialisierte Fußball die letzten Jahre eh produziert hat. Es sind ähnliche Fronten, wie bei Investoren, 50+1, immer höheren Gehältern, Ablösesummen und Ticketpreisen. Nur eben auf einem völlig neuen Level.
Ich selbst habe mir zum konkreten Thema noch gar keine Meinung gebildet. Nicht zuletzt da die Luft nach dieser für Arminia fantastischen Spielzeit und dieser desaströsen Unterbrechung ziemlich raus ist. Klar will ich, dass Arminia gut durch die Krise kommt und ich will, dass Arminia seine zumindest bis dahin gute Ausgangslage nutzen kann. Eine gewisse Freude über Siege wird es auch bei mir weiter hingeben, aber eben alles ziemlich gedämpft, weil über allem der Corona-Schatten liegt. Das Umfeld, die Fans, Zuschauer usw. ist eine Seite der Medaille Fußball und diese hälfte fehlt aktuell komplett. Hinzu kommt das Geschmäckle mit dem die DFL die Sache jetzt durchboxt. Die Argumente und Bedenken dagegen kann ich jedenfalls vollumfänglich verstehen. Auf der anderen Seite leuchtet mir das Argument der mangelnden Überlebensfähigkeit der Liga ohne die Austragung von Spielen eben auch ein. Da hat der Fußball durch die Summen, die in ihn und in Folge dessen in die Gehälter und sonstigen Kosten einen Zwang, der in anderen Ligen und Sportarten weniger groß ist.
Es bleibt eine Frage der Abwägung und da kann es naturgemäß keine komplett richtigen und falschen Antworten. Zumal ja auch niemand weiß, wie und ob es in einigen Monaten weiter gehen könnte, sofern man die Saison nicht zu Ende spielt. Ich gebe es auch offen zu. Ich bin froh nicht in der Haut der Entscheidungsträger zu stecken und könnte nicht mit Sicherheit sagen, welche Entscheidung ich in der Situation treffen würde.
Allerdings stört mich eine Sache doch beträchtlich. Nämlich, dass in dieser Zwangslage in der der Profifußball steckt es immer noch Stimmen gibt, die nicht innehalten wollen, um zu überdenken, ob man sich mit dem „höher, schneller, weiter“ in Sachen Kommerzialisierung nicht auch erst in eine Situation der Abhängigkeit gebracht hat. Stattdessen wird von Typen wie Rummenigge die Situation genutzt, die 50+1 Regel zu attackieren. Die übermäßige Kommerzialisierung, die durch hohe Gehälter die hohen Abhängigkeiten überhaupt erst geschaffen hat soll also weiter ausgebaut werden. Bildlich gesprochen ist der Wagen ins Schlingern geraten und die wollen weiter aufs Gas drücken. Als ob Investoren von so einer Krise nicht auch betroffen sein könnten oder unabhängig davon im Einzelfall selbst wirtschaftliche Probleme in die Liga tragen könnten. Leute wie Rummenigge sind so in ihrer Gier nach zusätzlichem Geld gefangen, dass die überhaupt nicht mehr abseits ihrer üblichen Muster denken können. Genau jetzt wäre die Zeit zu überlegen, wohin sich die Liga in Zukunft entwickeln möchte. Wie bodenständig und Stressresistent man sich aufstellen will, welchen moralischen Grundsätzen man folgen möchte. Und genau an dieser Stelle versagt man gerade und zwar völlig unabhängig davon, ob es eine Notwendigkeit gibt die Saison zu beenden. Die Liga zeigt, dass sie zu keinem Kurswechsel, ja nicht einmal zur Diskussion darüber fähig ist.
Stellungnahmen, wie von Markus Rejek sind da sicherlich wohltuende Ausnahmen, die für Arminia und die Identifikation mit dem Verein sicherlich bedeutend sind. Für die Liga ist das allerdings weniger Maßgeblich. Die Chance die in jeder Krise – in diesem Fall auch für den Fußball liegt – ist gefühlt jetzt schon vertan. Schade.