Alles anzeigenMeine Frau und ich sind ein bisschen ratlos. Die Bundesregierung macht gerade die gleichen Fehler wie im Sommer und setzt noch einen drauf. Es gibt augenscheinlich überhaupt kein Konzept. Man "fährt auf Sicht" und reagiert auf kurzfristige Entwicklungen. So ein Verhalten bringt einen in jedem Krieg auf die Verliererstraße! Dabei wirken die verkündeten Maßnahmen einfach nur planlos.
Im Sommer hatte man keine Strategie für eine zweite Welle entwickelt, vermutlich hat man diese Möglichkeit einfach negiert oder sich im Urlaub schlicht zu wohl gefühlt. Jetzt hat man keine Ideen für eine dritte Welle. Die wird nicht mehr ausgeschlossen, wie jeder diversen Aussagen aus Regierungskreisen entnehmen kann, die von einem möglichen Lockdown bis März sprechen. Und trozdem werden die Maßnahmen für Weihnachten und Silvester gelockert.
Wie gesagt, wirken die Maßnahmen planlos: Mit steigenden Infektionszahlen werden undifferenziert strengere Maßnahmen verordnet, ohne wirklich die eigentlichen Ursachen zu betrachten. Wirtshäuser und Kultureinrichtungen (nur als Beispiel) werden geschlossen, nachdem sie wirksame Hygienekonzepte entwickelt und beträchtliche Summen dafür investiert haben. Zoos werden geschlossen, obwohl die Ansteckungsgefahr dort kaum größer sein wird, als auf dem Wochenmarkt. Tennisspielen ist verboten, obwohl mehr als der Mindestabstand gegeben ist. Reitunterricht ist verboten, auch Einzelunterricht im Freien. Stattdessen schiebe ich jede Woche meinen Einkaufswagen durch enge Supermarktgänge, werde angerempelt und wenn ich mir das Gemüse im unteren Regal anschaue, beugen sich zwei Spacken über mich, die auch was aus dem Regal haben wollen.
Wer bitteschön soll das noch verstehen?
Ich hatte letzte Woche frei und habe mir Donnerstag die Debatte im Bundestag reingezogen. Die einzigen vernünftigen Aussagen kamen in meinen Augen von Anton Hofreiter (Grüne) und Dietmar Bartsch (Linke). Die beiden haben klar ausgesprochen, dass die gegenwärtige Entwicklung verpennt wurde und man gerade dabei ist, die weitere Entwicklung auf gleiche Weise zu verpennen. Dass es kein Konzept für eine dritte Welle gibt und nach mehr als acht Monaten immer noch keine Idee, wie man die Schwächsten in den Pfelegeheimen wirksam schützen kann. Diesen Eindruck haben meine Frau und ich auch. Von CDU/CSU/SPD kam nur Wischiwaschi, Christian Lindner war etwas unpräzise und Alice Weidel ... naja, die übliche Fähnlein-im-Wind-Masche. Immerhin nicht so peinlich wie die griesgrämigen Zwischenrufe von
Magda GoebbelsBeatrix von Storch.
Aber was ist denn die Alternative? Sicherlich ist die Ansteckungsgefahr in Supermärkten nicht geringer als in Kultureinrichtungen, aber soll ich dann das Einkaufen verbieten und dafür Konzerte erlauben? Wie sollte das denn gehen? Und eine geringe Ansteckungsgefahr gibt es auch mit Hygienekonzepten, und wenn ich die Ansteckungszahlen eindämmen will, muss ich irgendwo Begegnungen minimieren oder ganz ausschließen. Und dabei muss ich dann auch noch im Auge behalten, dass dabei wirtschaftlich der geringste Schaden entsteht. Man kann an den einzelnen Maßnahmen sicherlich die ein oder andere kritisieren und evtl. dafür an anderer Stelle Einschnitte vornehmen, aber Verbote und Verzicht wird es geben müssen, um glimpflich durch die Krise zu kommen. Das vergesse3n viele der Kritiker! Und auch mal zum Nachdenken: Die getroffenen Maßnahmen (incl. der kritisierten Maßnahmen bei Kultur und Gastronomie) sind international der Standard in den meisten betroffenen Staaten, werden nur zum größten Teil von den jeweiligen Regierungen noch viel rigider und strenger umgesetzt als von unseren Verantwortlichen.