In Rostock, wo man derzeit kreativ und entschlossen auf das Virus reagiert hat, wird inzwischen wieder Fußball vor Publikum gespielt. Mich macht das alles so fassungslos, dass mir die Worte fehlen.
Da hat sich eine Inzidenz-Paranoia entwickelt, die sich von der realen Bedrohung für die breite Bevölkerung weiter entfernt hat als die Bayern vom Abstiegskampf. Wir testen mehr und stellen fest: Ja Herrschaftszeiten, das Virus breitet sich in der Bevölkerung aus. Wahnsinn! So etwas macht ein Virus. Und wenn wir jetzt nur noch ein allerletztes mal wirklich alle alle Kräfte mobilisieren und uns auf das Nichtstun zuhause fokussieren, dann haben wir das Virus bestimmt bald an der Leine.
Die psychischen und wirtschaftlichen Folgen werden nicht wiedergutzumachen sein. Die Politiker richten unsere Zukunft zugrunde, verlieren Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene völlig aus den Augen, leugnen die irreparablen (psychischen) Schäden, die das letzte Jahr verursacht und orientieren ihr Handeln ausschließlich an der Gefahr für vorerkrankte Menschen über 70 Jahren.
Das RKI klärt ja wöchentlich über die realen Gefahren in der Bevölkerung auf. Ich zitiere aus dem letzten Wochenbericht:
„In GrippeWeb, dem Web-Portal, das in Deutschland die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen beobachtet und dazu Informationen aus der Bevölkerung selbst verwendet, ist die Rate akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Rate) in der 10. KW 2021 im Vergleich zur Vorwoche gestiegen. Dabei sind die ARE-Raten in den Altersgruppen ab 5 Jahren angestiegen, bei den 0- bis 4-Jährigen war der Wert im Vergleich zur Vorwoche rückläufig. Trotz des Anstiegs liegt die ARE-Rate weiterhin deutlich unter den Werten der Vorjahre auf einem extrem niedrigen Niveau.“
Ich wiederhole: extrem niedriges Niveau! Corona spielt als Erkrankung eine geringere Rolle als alle Atemwegserkrankungen, die im Winter so auftreten können, zusammen!
Hier in der Region sind die Betten auf den Intensivstationen weitgehend leer, in den Alteneinrichtungen ist man nun (etwas) schlauer geworden und schützt besser.
Und bei dem ganzen Zahlenfetischismus frage ich gern noch mal nach: Wenn von jeder Grippewelle für die Bevölkerung bis 70 Jahren eine größere Gefahr ausgeht, da dort auch Schwangere und Kleinkinder zur Risikogruppe gehören, unser Gesundheitssystem weiterhin sehr stabil ist bzw. nicht einmal im Ansatz ausgelastet, Intensivstationen leerer sind als in Vergleichszeiträumen vor Corona, die Alteneinrichtungen nun besser geschützt sind: Worum geht es eigentlich? Was möchte man "in den Griff" kriegen außer abstrakte, nicht einmal aussagekräftige Zahlen, an denen man sich festgebissen hat wie Liz Taylor seinerzeit an Richard Burton?