Was ich in dieser Pokalrunde aber auch wieder gelernt habe ist, dass ich das aktuelle Fußballregelwerk immer weniger verstehe. Das liegt vor allem am zunehmenden Pedantismus, der in diesem sich selbst viel zu wichtig nehmenden Sport immer weiter um sich greift. Arminias 2:0 mag dem Wortlaut des Regelwerks tatsächlich ein Handspiel vorgelegen haben, aber warum das Regelwerk einen aus 30 cm an den angelegten Oberarm abgefälschten Ball als ahndungswürdig ausweißt und zwar nur dann, wenn der Ball dann direkt aufs Tor geschossen wird, ist ein komplizierter lebensferner Unsinn. Was soll ein Spieler denn bitte tun, um ein solches Ereignis verhindern zu können? Antwort: Nichts!
Selbiges bei Bremens Elfmeter gegen Victoria Köln. Fußball ist ein Sport mit Grauzonen. Für mich lag an der Stelle kein Foul vor. Die Berührung war minimal und wurde vom Bremer nur zu gerne angenommen. Man kann natürlich jede Situation in der es zum Kontakt kommt im Nachhinein zu einem Foul argumentieren, wie es die Sprecher gemacht haben. Für mich leistet man damit allerdings der Willkür erheblichen Vorschub, da Fußball eine Kontaktsportart ist und solche Dinge in den meisten Fällen eben nicht geahndet werden. Dazu leistet man der Schauspielerei, dem Einharken und anderen Unsportlichkeiten Vorschub, wenn man dieses Verhalten ständig rechtfertigt. Zieht der Verband das konsequent durch, dann wird entweder die Zahl der Spielunterbrechungen und Videobeweise explodieren. Zieht er es nicht durch, dann kommt dieser unausgeglichene und daher ungerechte Müll dabei heraus an dem der Videobeweis regelmäßig scheitert, indem der Kleinkram ganze Spiele entscheidet und dicke Klopper an anderer Stelle nicht geahndet werden.
Das Ganze ist für mich übrigens auch ein Spiegelbild unsere gesellschaftlichen Probleme. Wir haben völlig verlernt mit einer gewissen Lockerheit und Souveränität an die Grauzonen des Lebens heranzugehen. Alles ist nur Schwarz oder Weiß und irgendwie extrem. Zwischentöne die meist deutlich näher an der Realität liegen finden dagegen immer weniger Gehör. Das ist letztlich ein Schaden für alle. Sei es im Fußball, wo der Aufwand strittige Entscheidungen steigt, um einen fragwürdigen Nutzen zu erzielen oder in der Politik, wo Wut und Ducks über Dinge aufgebauscht werden, die bei näherer Betrachtung deutlich differenzierter sind, als sie in der Öffentlichkeit durchgekaut werden und am Ende Kräfte profitieren, die unterm Strich deutlich mehr Schaden als Nutzen produzieren. Und das schlimmste ist noch, dass mitunter sachbezogene Diskussionen zu den einzelnen Problemen oft kaum mehr möglich sind. Ein echtes Trauerspiel auf und neben dem Platz.