Das System Profifußball


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    Bei der Nationalmannschaft spielen jedoch keine „Ausländer“. Aber natürlich Deutsche mit Migrationshintergrund. Mit deutschem Pass, die in diesem Land aufgewachsen sind. Somit ist die Nationalmannschaft ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Und könnte nach wie vor Identifikation stiften bzw. hat es ja vor wenigen Jahren noch getan.

    Der Trend geht selbst bei Nationalmannschaften leider in die falsche Richtung. Fussballerisch talentierte Kinder werden in Afrika früh gescoutet nach Europa "verkauft" oder gelockt und spielen am Ende in einer europäischen Nationalmannschaft. Es sind nicht mehr nur Menschen mit Migrationshintergrund, die hier geboren und zur Schule gegangen sind, sondern "eingekaufte". Bestes Beispiel in Deutschland ist da Moukoko, egal wie alt er jetzt wirklich war als er nach Deutschland kam.

    Gegen ausländische Spieler in Vereinen habe ich dagegen wenig, ich finde, das macht es bunter. Borges ist immer noch einer meiner Arminia-Helden und dass Middendorp damals die ersten beiden Iraner in die Bundesliga holte, das hatte einfach was.

  • Man kann es auch kurz machen. Das Problem ist nicht die Kommerzialisierung an sich, sondern die extremen Auswüchse derselben. Die Extremen sind selten gut. Unterm Strich ist zum Beispiel die Kaufkraft in Deutschland in den letzten 30 Jahren sogar gestiegen. Viele können sich mehr leisten, aber die Schere geht insgesamt auseinander. Die Mitte leistet einen immer größeren Beitrag und droht aufgerieben zu werden, die unteren Schichten fallen immer weiter zurück, resignieren zu guten Teilen und die obersten, die auch weit über dem Mittelstand mit ein paar läppischen Millionen stehen, wissen bald nicht mehr wohin mit dem Geld, weil die Lebenswirklichkeit nicht davon beeinflusst wird, ob man 2 oder 4 Milliarden Euro zur Verfügung hat.


    Der Fußball spiegelt dieses frustrierende Gesellschaftsbild halt in allen seine Facetten ab. Die Ironie an der Sache ist, dass die Reaktion eines guten Teils der Gesellschaft darin besteht die Ursachen desselben weiter zu befeuern, weil man immer noch hofft, dadurch mehr vom Kuchen abzubekommen oder gar die Uhr zurückdrehen zu können.


    Die traurige Wahrheit ist, dass ein ungezügelter Kapitalismus genauso krank ist, wie es ein real existierender Sozialismus ist. Das sind alles nur Ideologien, die der Realität in ihrer Pauschalität nicht gerecht werden. Aber leider verfangen solche einfachen Muster nur allzu leicht, zumal die großen Profiteure immer auch am meisten Einfluss haben. Ganz ohne Verschwörung einfach nur als Folge des menschlichen Egoismus.


    Das ist jetzt alles ziemlich allgemein geschrieben, aber wir könnten uns mit Beispielen zu dem Thema gegenseitig überhäufen. Jedem werden beim lesen des Textes etliche durch den Kopf gegangen sein. Aber offen gesagt wäre das eine Diskussion die in Schriftform und großer Runde einfach zu viel Zeit frisst und auch keinen Spaß macht. Kurzum. Der Fußball ist in dem Punkt nur eine Stilblühte einer in teilen kranken Gesellschaft, welcher die Probleme aber besonders plakativ zur Schau trägt. Darum wird man an dem System solange es irgendwie läuft auch nicht viel ändern können. Zumal es auch auf internationaler Ebene -mindestens europäisch- passieren müsste.


    In dem Sinne gucke ich, abgestoßen von den extremsten Auswüchsen auf Arminia und hoffe, dass man sich doch noch in den Top 25 festsetzen kann. Denn Profifußball finde ich an sich toll, auch wenn mich das obere Drittel in Deutschland und alle Top-Clubs in Europa mal so richtig gerne haben können. Der Serienmeister Bayern München, RB, VW, Hopp sind genau das was dieser Fußball verdient hat, genauso wie die Hipster die im PSG-Trikot etc. irgendwelche Götzen verehren. Ich bleibe in meiner Nische und schreie Arminia! 8)

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    Einmal editiert, zuletzt von Gönner ()

  • Guter Beitrag Gönner. Nach meiner bescheidenen Meinung aber schon im ersten Argument schwierig. Die Kommerzialisierung ist sehr wohl für sich schon das Problem (und nicht nur ihre Extreme), weil sie wie unsere Ökonomie überhaupt keine innere Stop-Regel kennt. Immer mehr! Ein "Genug" gibt es nicht.

    Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.


    "Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent." (Goethe)

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  • Das ist ja genau der Punkt den ich mit Extremen meine. An sich halte ich ein System was unterschiedliche Leistungen unterschiedlich belohnt für genau richtig, aber die Auswüchse die das mittlerweile treibt sind halt mit Leistung nicht mehr zu rechtfertigen. Auch ein Top-Manager, ob im Fußball oder sonst wo hat nur 24 Stunden am Tag zur Verfügung und kann durch diverse andere Manager ersetzt werden. Die Argumentation man darf nehmen, was man kriegen kann funktioniert da einfach nicht mehr. Die gesellschaftlichen Auswirkungen dieser Einstellung spüren wir ja immer deutlicher. Die Ironie bleibt, dass das verhalten großer Teile der Bevölkerung das weiter befeuern. Um beim Fußball zu bleiben: Da sind wir dann u.a. bei den Trikotträgern, ohne jede lokale Verwurzelung.


    Mein Schluss daraus ist mittlerweile, dass mir der Kampf um die oberen Plätze der Bundesliga genauso ab geht, wie CL und EL etc. Diese Wettbewerbe existieren für mich seit über 10 Jahren einfach nicht mehr. Bei der WM in Katar war es das erste Mal soweit, dass ich kein einziges Spiel einer WM gesehen habe. Ich picke mir meine Rosinen aus dem Kuchen heraus und lebe in meiner Blase weiter. das ist eine direkte Folge wie sich der Sport entwickelt und im Endeffekt tun das mittlerweile alle. Die Fans der großen Clubs gucken doch vielfach auch nicht mehr nach unten. Diese Zersplitterung ist eigentlich ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft. Aber man hat halt auch nicht mehr auf alles, was man da sieht Bock. Und wir reden jetzt nur vom Fußball. Diese Problematik gibt es aber mittlerweile Themenübergreifend. Der Fußball ist da letztlich noch harmloses Symptom. Man kann nur hoffen, dass die Saudis genug vom Geld, was wir über Jahrzehnte für Öl dahin geschickt haben irgendwie in Europ verisckern lassen, dass es sich irgendwann für alle lohnt. :lol:

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  • Ich finde auch die kleinen Indizien, interessant zu beobachten. Wie viele Fußballfans heute bei der CL heute zu den ausländischen Gegnern der deutschen Mannschaften halten, wenn es sich dabei um kleine Clubs handelt, die mit viel Herzblut und kleinen Mitteln aus einer kleineren Fußball in dieser Spielklasse spielen. Früher war es selbstverständlich aus Solidarität zu den deutschen Mannschaften zu halten. Aber viele Fans - vor allem abseits des Mainstreams - spüren sehr genau, dass diese Solidarität der großen Clubs in Deutschland national nicht erwidert wird. Da ist punktuell ein extrem feines Gespür für die Situation vorhanden, ohne in irgendeinen Idealismus zu verfallen.

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  • Da passt das hier vielleicht zum Erkenntnisgewinn der neusten Abstimmung beim DFB gut rein:

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  • In der ZDF-Mediathek findet sich eine interessante Doku "Druck im Fußball: wenn die Psyche versagt". Auch die Rolle von Social Media und die oft unmenschliche Behandlung und Beleidigungen der Profis durch "Fans" werden thematisiert.

    "Lieber mutig auf die Schnauze fallen, als den Schwanz einziehen und so auf den Sack kriegen." Tego

  • In der ZDF-Mediathek findet sich eine interessante Doku "Druck im Fußball: wenn die Psyche versagt". Auch die Rolle von Social Media und die oft unmenschliche Behandlung und Beleidigungen der Profis durch "Fans" werden thematisiert.

    "Wenn die Psyche VERSAGT" - das ist natürlich selbst sprachlich schon ein leistungs- oder ressourcenorientiertes Verständnis von Psyche. Davon müsste man als erstes mal weg, wenn es um Probleme mit Druck geht. Psyche sollte ganz ähnlich wie die Natur nicht einfach als Ressource gesehen werden. Sondern als Grenze des Machbaren.

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