Lest euch doch mal diesen Bericht des Kickers durch!
ZitatAlles anzeigenJetzt geht Premiere auf die Barrikaden!
Die DFL, die ARD und TV-Rechtehändler Infront sind sich im Grunde einig, dass die Bundesliga nach 15 Jahren von den privaten Sendern in die ARD-Sportschau am Samstag zurückkehrt. An diesem Freitag wollen die drei Partner eine entsprechende Vereinbarung schließen. Doch jetzt steht ein riesiger Krach mit dem Pay-TV-Sender Premiere ins Haus, der allein 150 Millionen Euro pro Saison für die Live-Übertragungen, die Konferenzreportage und die zusammenfassende Sendung "Alle Spiele, alle Tore" zahlt. Denn: Premiere wurde in die Pläne von DFL, ARD und Infront nicht eingebunden. Und auch beim DSF herrscht große Verärgerung.
Die Spiele am Samstag
Schon am Freitag, 1. August, will die ARD zum Saisonstart mit der Liveübertragung des Spiels zwischen Meister Bayern München und Aufsteiger Eintracht Frankfurt ihr Bundesliga-Comeback feiern. Doch Premiere, der wichtigste Geldgeber der Liga, droht alle Pläne platzen zu lassen!
Diese Pläne sehen vor, dass die ARD samstags von 18.10 Uhr bis 19.45 Uhr von sieben Bundesligaspielen berichtet und dabei die Spielbilder von Premiere übernimmt. Gerd Delling und Reinhold Beckmann sollen die Sportschau moderieren, als "Ersatzmann" ist Waldemar Hartmann vorgesehen. Gelegentlich soll Günter Netzer als Co-Kommentator mitwirken. Mit Werbeblöcken über insgesamt 24 Minuten hofft die Sportschau ihre Investition in Höhe von etwa 60 Millionen Euro für die Bundesligarechte zu refinanzieren. SAT.1 ist das in der Vergangenheit nicht gelungen. 85 Millionen Euro hatte SAT.1 zuletzt für die Rechte bezahlt, allein in der abgelaufenen Saison wurde ein Verlust von 50 Millionen Euro erwirtschaftet.
Die Probleme am Samstag:
Die ARD hat knallharte Forderungen erhoben:
Erstens: Premiere muss auf seine erfolgreiche Sendung "Alle Spiele, alle Tore" am Samstag ab 17.30 Uhr verzichten. Die Antwort des Pay-TV-Senders: Kommt überhaupt nicht in Frage!
"Wer mit dieser Forderung kommt, obwohl diese Sendung fester Bestandteil unseres Vertrages ist, den werfe ich glatt zur Tür hinaus", sagte Premiere-Chef Dr. Georg Kofler am Mittwoch dem kicker. Kofler weiter: "Diese öffentlich-rechtliche Enteignungsdiskussion hat ohnehin nur ein Ziel: Die ARD will ihre Sportschau für Werbekunden aufwerten. Das ist Foulspiel mit Nachtreten! Erst holt die ARD sich mit Zwangs-Gebührengeldern ein Recht zu einem Preis, der für Privatfernsehanbieter wie SAT.1 oder RTL kaufmännisch offensichtlich nicht zu verantworten ist. Dann fordern die ARD-Verantwortlichen von uns einen freiwilligen Verzicht, um Werbezeiten für ihre neue Sportschau teuer verkaufen zu können - und schädigen damit die Kollegen vom werbefinanzierten Privatfernsehen ein zweites Mal. Was hier passiert, ist ein ordnungspolitischer Todsündenfall für das duale Rundfunksystem in Deutschland!"
Zweitens: Der Vertrag soll über vier Jahre geschlossen werden. Das Angebot der DFL: Ein Jahr plus eine Option für zwei Jahre!
Drittens: Die ARD will Schiedsrichter, Trainer und Spieler mit Richt-Mikrofonen belauschen. Konsequenz: Großer Ärger mit den Klubs und den Schiedsrichtern.
Die Spiele am Sonntag
Die Pläne sehen vor, dass die beiden Bundesligaspiele am Sonntag im ZDF im Rahmen der "Sportreportage" gesendet werden. Ab 17 Uhr soll mit Nachrichten begonnen werden, anschließend die "Sportreportage" in der bisherigen Form ausgestrahlt und ab 18 Uhr über die Bundesliga berichtet werden.
Die Probleme am Sonntag:
Erstens: Die beiden Bundesligaspiele müssten um 16.30 Uhr (bisher 17.30 Uhr) angepfiffen werden. Das wäre ein Verstoß gegen den zwischen DFB und DFL im Jahr 2000 geschlossenen Grundlagenvertrag. Die Amateurklubs pochen auf die vereinbarte Schutzfrist für ihre Spiele. Die Fans dagegen wären froh, wenn die Spiele früher angepfiffen würden. Einer Änderung des Grundlagenvertrages muss das DFB-Präsidium zustimmen. Entscheidung frühestens am Freitag kommender Woche - da tagt das Präsidium.
Zweitens: Das DSF berichtet sonntags von 17.30 Uhr bis 18.30 Uhr von der 2. Liga, erreichte zuletzt eine Quote von zwei Millionen Zuschauern. Die dürfte einbrechen, wenn das ZDF ab 18 Uhr mit der Bundesliga in Konkurrenz tritt. Die 2. Liga würde beschädigt, das DSF prüft, ob die Geschäftsgrundlage nicht entfällt. Auch das DSF will sich vorerst nicht auf folgenden Kompromiss einlassen: Das ZDF verzichtet in der "Sportreportage" auf die bisher garantierte Erstverwertung eines Zweitligaspiels, das DSF berichtet erst ab 19 Uhr über alle Spiele der 2. Liga. Rainer Hüther, der neue Geschäftsführer des DSF, kämpft im Moment noch an allen Verhandlungs- Fronten, um dem ZDF die beiden Bundesligaspiele abzujagen.
Mehr als die bisher schon ausgestrahlten zwei Bundesliga- Livespiele im Free-TV soll es auch in Zukunft nicht geben.
Kommt es zum Abschluss mit der ARD, könnten die deutschen UEFA-Cup-Teilnehmer die Leidtragenden sein. Denn diesen Wettbewerb wie auch die Qualifikationsspiele von Borussia Dortmund zur Champions League kann sich die ARD beim Kauf der Bundesligarechte nicht mehr leisten. Bei RTL hat man in Sachen UEFA-Cup schon abgewinkt, ist nur an Livespielen im DFB-Pokal interessiert. Die aber möchten ARD und ZDF nicht abgeben. SAT.1, das sein Angebot für die Bundesliga über 45 Millionen Euro noch hält, aber offenbar keine Chance hat, überträgt ab der kommenden Saison die Champions League, hat im Free- TV-Bereich für 28 Millionen Euro RTL abgelöst, will sich aber fast ausschließlich auf die Spiele der Bayern konzentrieren, die eine bessere Quote als die des VfB Stuttgart versprechen. Premiere, das bisher alle Spiele der Champions League live übertrug, hat noch keinen neuen Vertrag abgeschlossen. Dass SAT.1 oder das DSF mit Übertragungen in den ersten Runden des UEFA-Cups einspringen, ist eher unwahrscheinlich.
Gleich, wie die Verhandlungen abgeschlossen werden. Die Liga wird in der kommenden Saison weitere Einbußen bei den TV-Honoraren hinnehmen müssen. Gespannt darf man sein, wie lange Infront durchhält, wenn sich die garantierten 290 Millionen Euro für die Bundesliga nicht refinanzieren lassen.
Rainer Franzke
Das ist doch wohl alles nicht mehr normal! Die ARD führt sich wie ein Diktator auf und Sat.1 beweist mal wieder dass es für sie eh nur die Bayern als Fußballclub in Deutschland gibt!
Der Fan ist, wie immer, der geárscht!