Aufbruchstimmung in Mainz und Duisburg
München - Der Sommerurlaub geht auch für die Zweitliga-Profis langsam zu Ende. Die Vorbereitungen auf die Saison 2003/04 laufen bereits auf Hochtouren.
Der ein oder andere Coach hat seine Spieler bereits wieder ins Training beordert, bei den anderen Klubs steht der Auftakt kurz bevor.
Aufbruchstimmung herrscht beim MSV Duisburg, wo der Kader bei 17 Abgängen und 15 Zugängen quasi komplett ausgetauscht wurde, und beim FSV Mainz, wo man den lang ersehnten Aufstieg fest einplant.
Grenzenlose Euphorie
In Mainz wird bereits seit dem vergangenen Mittwoch wieder trainiert. Und wie! Die Euphorie ist trotz des erneut hauchdünn verpassten Aufstieg so groß wie nie zuvor.
Über 5000 Zuschauer strömten zur ersten Übungseinheit ins Stadion. "Früher haben wir nichtmal vor so vielen Leuten gespielt - heute kommen die einfach zum Training. Ich freue mich riesig auf die Saison", schwärmte Trainer Jürgen Klopp.
Die Fans sind nicht minder euphorisiert. Im Eiltempo waren die "Trotz-Shirts" mit der Aufschrift "Und wir steigen doch noch auf" ausverkauft.
Neuer Kader steht
Der Kader beim FSV ist so gut wie komplett. Den sieben Abgängen (Woronin, Christ, Hock, Buck, Muftawu, Melunovic, Duhaney) stehen sechs Neuzugänge gegenüber: Giovanni Speranza, Christoph Teinert, Fabian Gerber, Rajko Tavcar, Torsten Ziegner und Antonio da Silva.
Mit Sturmtalent Ivan Saenko (KSC) hatten die 05er kurzzeitig sogar noch einen "dicken Fisch" an der Angel. Doch der 19-jährige Russe wird laut "Kicker" wohl frühestens in einem Jahr nach Mainz wechseln. Ein weiterer schwerer Schlag: Leistungsträger Marco Rose (war ein Jahr von Hannover 96 ausgeliehen) kehrt zu den Niedersachsen zurück.
Überraschung in Burghausen
Unverhofft kommt oft, lautete das Motto beim Trainingsauftakt des SV Wacker. Trainer Rudi Bommer verlängerte seinen Vertrag vorzeitig um weitere zwei Jahre bis 2006.
"Wir haben hier ein junges Team mit Perspektive. Ich musste nicht lange überlegen", begründete der Ex-Profi im "Kicker" seine Entscheidung.
"Jeder ist wichtig"
Auch in Duisburg geht man erwartungsfroh in die neue Saison. Coach Norbert Meier startete mit dem runderneuerten Kader vor 2000 Zuschauern ins Training.
"Ich habe den Spielern klar gemacht, dass wir nur noch Spieler haben, die wir wirklich wollen. Nicht jeder kann immer spielen, aber jeder ist wichtig", erklärte der MSV-Trainer.
MSV im Umbruch
Auch im Umfeld tut sich was. "Wir haben uns mit dem Projekt Stadionbau und der neue Mannschaft viel zugetraut. Jetzt brauchen wir einen Vertrauensvorschuss und die Unterstützung der Fans", so Mäzen und Präsident Walter Hellmich.
Ende 2004 soll die 43 Millionen Euro teure Super-Arena mit 30.000 Plätzen stehen. Ein halbes Jahr später soll nach Hellmichs Plan die Rückkehr in die Bundesliga erfolgen.
Ob Meier den 22er-Kader mit 15 Neuzugängen aber auch zu einem echten Team formen kann, muss sich erst zeigen.
Ahlen rüstet auf
Weiter darf spekuliert werden, wer sonst noch im Kampf um die Spitzenplätze mitmischen kann. Aufhorchen ließ zuletzt LR Ahlen, in der Vorsaison noch Abstiegskandidat.
Mit dem Ex-Bielefelder Mittelfeld-Trickser Ansgar Brinkmann und Daniel Felgenhauer (Gladbach) konnte Trainer Stefan Kuntz namhafte Leute an Land ziehen. Auch Zoran Mamic, der von Greuther Fürth kommt, hat Erstliga-Erfahrung.
Zu Beginn des Trainingslagers ist das Klima im Team offenbar sehr gut. "Die Bereitschaft der Jungs ist sehr groß", zollte Kuntz seinen Schützlingen ein Lob. Das Torwarttraining bei den Ahlenern hat Ex-Nationalkeeper Uli Stein übernommen.
Skepsis überwiegt bei den Absteigern
Eher leisere Töne vernimmt man von den Bundesliga-Absteigern. Bei Energie Cottbus wird am Montag Marko Topic beim Trainingsauftakt dabei sein. Der Wechsel des Stürmers zu Hannover 96 platzte.
Weil deshalb das Budget arg strapaziert ist, musste Timo Rost weichen (Ziel bisher unbekannt). "Es ist einfach kein Geld mehr da", klagt Geschäftsführer Klaus Stabach im "Kicker" sein Leid.
Wenig Hoffnung auf Wiederaufstieg
Bei Arminia Bielefeld mehren sich dagegen die Zweifel am Wiederaufstieg. Die Abgänge von Leistungsträgern wie Brinkmann, Reinhardt, Wichniarek oder Diabang sowie der Nachwuchshoffnung Cha fördern nicht gerade den Optimismus im Umfeld.
Prominente Neuzugänge konnte Trainer Benno Möhlmann zum Trainingsauftakt nicht begrüßen. "Es ist nicht einfach, ohne Geld gute Qualität zu bekommen", kennt er die Gründe.
Nürnberg kaum verändert
Vorsichtiger Optimismus dagegen beim "Club". Mit Cacau musste Trainer Wolfgang Wolf lediglich einen Stammspieler ziehen lassen - mit dessem 23-jährigem Bruder, Jeronimo Baretto, steht bereits ein potenzieller Nachfolger kurz vor der Vertragsunterschrift.
Geholt wurde nun der pfeilschnelle Fernando de Ornelas Franco, kurz Fernando, verpflichtet. Der 23-jährige Venezolaner erhielt einen Zwei-Jahres-Vertrag.
Teppichverkäufer Geenen
"Es wird in dieser Saison wieder Spaß machen, den FCN spielen zu sehen", versprach bereits Mittelfeldmotor Tommy Larsen.
Wenig Spaß dürfte derzeit der geschasste Manager Edgar Geenen haben. Präsident Michael A. Roth rutschte kürzlich heraus, dass er Geenen am Dienstag wieder zum Dienst erwarte.
Mit stark eingeschränkten Kompetenzen, versteht sich. Geenen soll sich um den Schriftverkehr und den Verkauf der aussortierten Spieler kümmern. Bleibt zu hoffen, dass er nicht demnächst Michael A. Roth beim Teppichverkauf helfen muss...