Mittelbayrische Zeitung
Schade, Jahn! Da war mehr drin
Regensburger verschlafen beim 1:2 gegen Bielefeld erste Hälfte komplett
Von Heinz Gläser, MZ
REGENSBURG. Droht da ein Heimkomplex? Fußball-Zweitligist Jahn Regensburg blieb nach überzeugenden Auftritten in der Fremde auch im dritten Saisonspiel auf eigenem Platz ohne Sieg. Im Gegensatz zur 0:4-Abreibung gegen Lübeck sahen 8500 Zuschauer beim 1:2 (1:2) gegen Arminia Bielefeld am Freitagabend aber wenigstens in der zweiten Hälfte einen engagierten Aufsteiger, der zumindest einen Punkt verdient gehabt hätte. Isaac Boakye (4. Minute), und Patrick Owomoyela (33.) trafen für den Bundesliga-Absteiger, Pap Dione für den Jahn (18.). Die Regensburger stürzten vorerst auf einen Abstiegsplatz.
«Wir haben heute einfach ein Tor zu wenig gemacht», ärgerte sich Ingo Peter hinterher. Positiv stimmte den Jahn-Coach, dass sein Team nach einer verpatzten ersten Hälfte «Moral bewiesen und sich ins Spiel zurückgekämpft» habe. Das sah Kollege Benno Möhlmann ähnlich: «Gut, dass der Jahn nur das eine Tor gemacht hat.»
In Peters Aufstellungspoker war Altin Rraklli das Ass. Der Jahn-Coach wählte nicht ganz unerwartet die etwas offensivere Variante mit dem albanischen Nationalspieler als Ersatz für den rotgesperrten Karsten Hutwelker. Der 32-Jährige ging mit Andras Tölcseres in die Spitze, Martin Willmann agierte zurückgezogen.
So schön ausgetüftelt die Marschroute auch gewesen sein mag, sie war schon nach vier Minuten Makulatur. Der Jahn verschlief die Anfangsphase komplett, wirkte wie paralysiert. Zwangsläufige Folge des kollektiven Blackouts: Die Arminen-Führung durch Neuzugang Boakye. Dione hatte bei einem Schuss von Marco Küntzel noch auf der Linie klären können, doch nach Owomoyelas Vorlage hatte der 21 Jahre alte Ghanaer freie Bahn. Auch Keeper Peter Martin hatte in dieser Situation nicht seinen lichtesten Moment. Es hätte nicht viel gefehlt, und die Rot-Weißen hätten sich schon nach sechs Minuten den vorzeitigen K.o. eingehandelt. Aber diesmal war Martin gegen Küntzel zur Stelle.
Und die Hausherren? Fanden bis zur 18. Minute im eigenen Stadion praktisch nicht statt. Umso überraschender Diones Weckruf. Der Senegalese verlängerte einen Devoli-Freistoß von halbrechts per Kopf am verdutzten Arminen-Keeper Mathias Hain vorbei zum Ausgleich. Fast schon ein Fall fürs Geschichtsbuch: Der erste Jahn-Heimtreffer in der Zweiten Liga nach 26 Jahren! Gleichzeitig das Ende der 198-minütigen Torflaute auf eigenem Terrain.
Das kreative Loch in der Jahn-Zentrale klaffte trotzdem unübersehbar. Anders die Ostwestfalen, die durch Massimiliano Porcello das nächste Ausrufezeichen setzten. Martin lenkte dessen Flanke an die Latte (20.). Einzig Tölcseres brachte Bielefeld in Hälfte eins noch in sachte Bedrängnis: mit einem Kopfball nach Willmann-Flanke (22.) und einem 20-m-Schuss (42). Dazwischen lag jedoch die erneute Gäste-Führung. Marcio Borges setzte sich im Duell mit Dione durch, Owomoyela genoss alle räumlichen Freiheiten und ließ sich daher nicht zweimal bitten (33.).
Peter brachte Neuzugang Oliver Straube für Martin Kritzer. In die Aktionen kam mehr Zug. Die Jahn-Defizite indes blieben augenscheinlich. Sie lagen auf den Außenbahnen und in der Schaltzentrale, in der Willmann nur nominell anzutreffen war. Abwehrchef Mario Stieglmair spielte immer häufiger den Ankurbler.
Devoli verzog nach seiner Vorarbeit knapp (59.). Willmann hatte nach Straube-Vorlage die nächste Jahn-Chance, sein Ball blieb jedoch in der Abwehr hängen (64.). Schrecksekunde für den Jahn-Anhang, als Martin fast den Ball gegen den eingewechselten Zeljko Radovic vertändelte (68.).
Ingo Peter spielte nun Vabanque, warf mit Michal Chalbinski und Ermin Melunovic alles auf den Platz, was die Jahn-Bank an Stürmern hergab. Vor dem Gästetor herrschte Staugefahr. Rraklli probierte es mit einem Fallrückzieher (72.), Markus Knackmuß mit einem Kopfball nach Tölcseres-Ecke (73.) beide Male war Hain hellwach. Und auch Melunovic scheiterte nach einer Kombination über Stieglmair am Arminen (76.).
Es kam noch dicker: Dione köpfte freistehend neben das Tor (79.). Ungefilterte Verzweiflung auf den Jahn-Gesichtern. Es reichte nicht mehr.