Trierischer Volksfreund (einer meiner absoluten Lieblingszeitungsnamen...! )
Netter Zug von Big Ben
TRIER. "Das wird ein heißer Tanz." - Wenn Roland Benschneider am Freitag (19 Uhr) mit Arminia Bielefeld im Moselstadion antritt, ist das mehr als ein "normales" Auswärtsspiel. Denn der 23-jährige Abwehrchef hat seine bislang größten Erfolge bei Eintracht Trier gefeiert.
Von unserem Redakteur
ANDREAS FEICHTNER
Goethe rast nicht mehr durch Deutschland. Auch Annette von Droste-Hülshoff hat ihren letzten Pfiff gehört: Seit die Bahn ihre ICE umbenannt hat, heißen Züge "Recklinghausen", gerne auch "Bruchsal" oder "Güstrow". Wie bekommt man als Promi nun aber seinen Namen aufs Abteil, ohne gleich den ganzen Zug kaufen zu müssen?
Ein früherer Trierer Fußballprofi hat damit keine Probleme: Wenn am Freitag der Sonderzug "Roland Benschneider" auf dem Trierer Hauptbahnhof einrollt, werden sich 400 Arminia-Fans womöglich Gedanken machen: Das ist also Trier, die "schönste Stadt Deutschlands", das Städtchen mit den "vielen schönen Frauen" (das sagte Benschneider in einem Arminia-Interview).
Für den 23-jährigen 2,00-Meter-Schlaks ist Trier mehr als ein früherer Wohnort ohne ICE-Anschluss. Mehr als nur erste Profistation, Zwischenstopp auf dem Gleis in die Bundesliga oder sogar Nationalelf. In Trier hatte Benschneider seine bislang größten Erfolge: Er feierte den Zweitliga-Aufstieg und war daran beteiligt, dass die Eintracht mit Volldampf in die neue Liga startete. Unter Trainer Paul Linz merkte der kopfballstarke Hüne, dass er Fußball-Profi werden will - und dass er sich durchsetzen kann. Freundin Simone, die mit ihm nach Bielefeld gezogen ist, stammt zudem aus Trier.
So kommt Benschneider nicht nur an die Mosel, wenn es der Job verlangt. "Ich habe noch Kontakte zu einigen Spielern", sagt der gebürtige Neubrandenburger . Beim Heimspiel der Eintracht gegen Haching saß der Hobby-Angler auf der Tribüne - und er war von der Leistung seiner früheren Kollegen angetan: "Die Abgänge wurden gut ersetzt. Hasan Vural hat stark gespielt." Das wird sein Nachfolger auf der linken Abwehrseite sicher gern hören. So erwartet Benschneider im Duell der "Blau-Schwarzen" am Freitag einen "heißen Tanz".
"Big Ben" verliert in der ostwestfälischen Presse gelegentlich seinen"-schneider", Schneid und Selbstbewusstsein lässt er sich aber nicht nehmen: Die erste Berufung in das DFB-Perspektivteam 2006 war da nur der erste Schritt. "Die WM 2006 ist ein Fernziel", sagt Benschneider. Dazu müsste er aber schon bald in die Bundesliga - vielleicht mit Bielefeld? "Wir haben eine junge Mannschaft. Der Aufstieg ist in diesem Jahr noch nicht das Ziel", sagt der Abwehrchef. Einen Unterschied zur Eintracht-Zeit nennt er: "Ich übernehme hier mehr Verantwortung."
Vielleicht sind ja auch die Verbindungen von Bielefeld aus in die große Fußballwelt besser - die Bahnverbindungen sind es allemal.