Kleine Presseschau zum OWL Derby
1. NW Bielefeld
Faszinierender Thriller
20.10. 2003
FUSSBALL-OBERLIGA: DSC-Amateure retten mit acht Mann und Heithölter im Tor ein 1:1 in Gütersloh
Gütersloh. Jeder Hollywood-Regisseur hätte sich über so ein Drehbuch gefreut. In dem Maße, wie beim 1:1 (0:0) im Oberliga-Derby zwischen dem FC Gütersloh und Arminias Amateuren Spannung und Dramatik zunahmen, haben Alfred Hitchcock und Steven Spielberg noch nicht einmal ihre weltberühmten Filme Die Vögel beziehungsweise Der weiße Hai arrangiert. Nicht von ungefähr sprach DSC-Coach Maik Walpurgis von einem „faszinierenden Spiel“.
„Der Puls schlug schon ein bisschen höher“, gestand Philipp Heithölter. Der Flügelflitzer der Arminen fand sich beim Stand von 1:1 (87.) plötzlich als Torwart zwischen den eigenen Pfosten wieder. Der etatmäßige Keeper Sebastian Völzow hatte zuvor nach zwei kniffeligen Situationen die gelb-rote Karte gesehen. Nach dem 1:1-Ausgleich (67.) der Gütersloher beschwerte sich Völzow beim Unparteiischen, dass er vom Torschützen Sebastian Hille behindert worden sei. 20 Minuten später geriet er, nachdem er von Kalaitsis gefoult worden war, in eine Rangelei. „Ich hab den nur gefragt, was das sollte“, kommentierte Völzow die Geschehnisse und verwies auf die Schrammen an seinem Unterschenkel.
Rote Karte beflügelt den Spitzenreiter
Mit der harten Bestrafung sorgte Schiedsrichter Ingo Koch für zusätzlichen thrill. Schließlich waren die Bielefelder schon seit der 19. Minute, als Dominik Werling zum Kopfstoß gegen Tim Brinkmann angesetzt hatte, mit einem Spieler weniger auf dem Platz. Erstaunlicherweise beflügelte die rote Karte den Spitzenreiter, der in den Anfangsminuten gegen gut postierte Gütersloher nicht zum Zuge gekommen war.
Besonders bei Standardsituationen übte der DSC mächtig Druck aus. Finn Holsing zirkelte in schöner Regelmäßigkeit Freistöße und Ecken in den gegnerischen Strafraum und setzte Alexandré Pölking (25.), Engin Baytar (27.) und Carsten Rump (57.) in Szene. Bisweilen versuchte es der agilste Spieler im Heidewald auch allein. Allerdings stand in der 26. Minute FCG-Keeper Hietkamp parat, kurz vor der Pause wehrte Tim Brinkmann einen Meter vor der Torlinie per Fuß den Schuss des Youngsters ab. Nach einer Stunde fand Finn Holsing mit einer gefährlichen Ecke den Kopf von Libero Matthias Langkamp. Der musste den Ball nur noch anschubsen – und die Führung war perfekt.
Die Gäste beherrschten in Unterzahl die Begegnung und schienen einem mühelosen Sieg entgegen zu steuern. Doch der unbekannte Drehbuch-Autor hatte noch ein paar pikante Wendungen vorgesehen. Dem aus Bielefelder Sicht strittigen Ausgleich („Dem 1:1 geht ein klares Foul voraus“, Walpurgis) folgte die gelb-rote Karte gegen „Mano“ Pölking (77.), der gelb-verwarnt ein taktisches Foul an Helge Bittner beging. Zu allem Überfluss hatte der DSC-Regisseur kurz zuvor die Chance zum 2:1 kläglich vergeben. „Keine Frage, den muss ich machen“, sagte Pölking selbstkritisch.
Zum Showdown: Philipp Heithölter besorgte sich die Handschuhe und das Trikot mit der Nummer 28 vom ausgeschlossenen Sebastian Völzow und ging auf seinen Arbeitsplatz, den er noch von ein paar Trainingseinheiten beim SC Herford kannte. In den verbleibenden acht Minuten (inklusive Nachspielzeit) blieb er fehlerfrei, schlug mehrmals gewaltig weit ab, parierte zwei Schüsse und faustete eine Flanke in bester Torwart-Manier aus der Gefahrenzone. Abspann.
VON MATTHIAS FOEDE
2. NW Gütersloh
Grauzone der 4. Liga droht
20.10. 2003
FUSSBALL: Oberligist FC Gütersloh nutzt dreifache Überzahl nicht zum Sieg
Gütersloh. Vorzuwerfen ist Schiedsrichter Ingo Koch aus Altenbeken nichts. Paradoxerweise avancierte der 31-Jährige gestern dennoch zum Spielverderber für den Fußball-Oberligisten FC Gütersloh.
Durch die völlig korrekte rote Karte gegen den Bielefelder Dominik Werling brachte Koch den FCG in der 19. Minute nämlich aus einem viel versprechenden Tritt. Mit zwei weiteren Platzverweisen gegen die Amateure des DSC Arminia verurteilte Koch die Gütersloher in der Schlussphase gar zur Chancenlosigkeit. In dreifacher Überzahl musste die Heidewaldelf daher mit dem 1:1 gegen den weiterhin unbesiegten Tabellenführer zufrieden sein. Die Konsequenz für den FC Gütersloh: Mit den grauen Wintermonaten droht dem gestern noch von 1.200 Zuschauern unterstützten und auf dem 9. Tabellenplatz hocken gebliebenen Team von Trainer Rob Reekers auch die Grauzone der 4. Liga.
Weil der FCG engagiert begann und Sören Brandy in der 5. Minute nach einer Möller-Flanke bereits eine Top-Torchance auf dem Kopf gehabt hatte, sahen sich Team und Anhang im Vorteil, als Ingo Koch das erste Mal den roten Karton zückte. Werling hatte beim Sprung über den grätschenden Tim Brinkmann nach unten ausgetreten, und als sich der Gütersloher protestierend-provozierend vor ihm aufbaute, nickte der Bielefelder prompt zu. Weil das unmittelbar vor seinem Assistenten geschah, hatte der Schiedsrichter einen unbestechlichen Augenzeugen für die Tätlichkeit. Der vermeintliche Vorteil geriet zum Nachteil. Die elf Gütersloher verloren jegliche spielerische Linie, die zehn Bielefelder wurden gefährlich. Andre Pölking (24.) und der stärkste Mann auf dem Platz, der 20-jährige Finn Holsing (25.), hatten zwei gute Möglichkeiten, bevor Brinkmann (45.) einen weiteren Holsing-Schuss für den geschlagenen Robert Hietkamp kurz vor der Torlinie abwehrte. Indem er einige Rückspiele ins Aus schlug dokumentierte der FCG-Torhüter die Unsicherheit des gesamten Teams.
Aus der Pause kamen die Gütersloher ohne ihren Kapitän. Rob Reekers hatte Manndecker Dirk Konerding ausgewechselt, weil er wegen leichter Adduktorenprobleme nicht nur verletzungs-, sondern nach einer Verwarnung in der 44. Minute nach einem Foul an Pölking auch gelb-rot gefährdet war. Außerdem passte ihm die Einwechslung des schnellen Rechtsaußen Sebastian Hille besser in sein Überzahl-Konzept. Tatsächlich wurde Hille effektivster Gütersloher Gütersloher Angreifer. Dem zusammen mit Sören Brandy erzielten Tor in der 67. Minute ging allerdings die Bielefelder Unterzahl-Führung (60.) durch Langkamp voraus. Der bei Eckstößen aufrückende Verteidiger wäre standardmäßig von Dirk Konerding aufgenommen worden.
Beste Chancen zur 2:1-Führung hatten in der sportlich turbulentesten Phase des Oswestfalenderbys sowohl Arminia (72., Pölking) als auch der FCG. Martens (75., Kopfball) und Hille (76., Volleyschuss) trafen aber nur die Latte. Fußball spielen und Torchancen erarbeiten war bei den Güterslohern allerdings beendet, als Ingo Koch für eine dreifache Überzahl sorgte. Erst schickte er Andre Pölking nach einem potenzielle Torgefahr verhindernden Foul an Helge Bittner mit Gelbrot vom Platz (77.), dann zeigte er die Ampelkarte für Torhüter Sebastian Völzow, als der nach einem Luftduell Dimitrios Kalaitsis mit den Händen umstieß (87). Weil schon dreimal gewechselt worden war, musste mit Philipp Heithölter ein Feldspieler zwischen die Pfosten - für den FCG offenbar das Signal, in der fünfminütigen Nachspielzeit nicht mehr aufs Tor zu schießen. Zu wenig, um acht Gegenspieler zu besiegen.
VON WOLFGANG TEMME
Denke unsere Amas haben sich doch ganz gut geschlagen. Die Frage ist nur wie schwer wiegen die 3 Platzverweise. Gerade der von "Mano Pölking".