Ein bisschen Krach muss sein
Arminia auf der Suche nach dem Gleichgewicht zwischen Aggression und Harmonie
Bielefeld (tzi). Nach 385 Bundesliga- und 32 Europacupspielen kennt Thomas von Heesen die Abläufe in einer Gruppe von Fußballprofis bestens. Auch seine Erfahrungen als Trainer von Arminia Bielefeld und dem FC Saarbrücken helfen ihm bei seiner Urteilskraft. Er sagt: "90 Prozent der Trainingsduelle, die vielleicht auch mit harten Worten oder einer Schubserei fortgeführt werden, sind absolut kein Problem."
Bei den verbleibenden zehn Prozent müsse der Trainer allerdings "gut aufpassen". Die könnten "gefährlich sein". Früher, als von Heesen noch unter Ernst Happel beim HSV kickte, wurden die Konflikte bei einigen Platzrunden beigelegt.
"Happel hat uns immer auf fünf Runden geschickt, meistens waren wir nach drei Runden zurück, weil alles geklärt war", erzählt der Geschäftsführer Sport des DSC Arminia. "Solange sowas nicht zwei-, dreimal pro Woche passiert, ist es erträglich", meint von Heesen.
Dass bei Arminia Bielefeld Ansgar Brinkmann an vielen Auseinandersetzungen beteiligt ist, registriert von Heesen sehr wohl: "Ansgar ist ein impulsiver Typ. Wenn er im Training eins auf die Socken kriegt, braust er schon mal auf. Da droht ja auch keine Rote Karte wie in der Bundesliga. Aber auch für ihn gibts Grenzen, da passen wir auf."
Beim letzten heftigen Rededuell zwischen Torwart Mathias Hain und Brinkmann, der zuvor den Kolumbianer Jesus Sinisterra verbal angegangen war, sah Trainer Benno Möhlmann den Schuldigen nicht in Brinkmann. Er verhängte eine Geldstrafe gegen Hain. Es sollen 500 Euro gewesen sein. Der Bestrafte ("Die Sache ist für mich abgehakt") hat im Übrigen gar kein Problem damit, wenns im Training hart zur Sache geht.
"Manchmal staut sich etwas an und dann genügt eine ganz banale Sache, die zur Explosion führt", sagt Hain. Der frühere Fürther erklärt auch den positiven Effekt, der aus diesen Situationen wachsen kann: "Wenn jemand ausrastet, guckt jeder drauf. Derjenige setzt sich dadurch in der Mannschaft selbst so unter einen Druck, dem er Leistung folgen lassen muss. Und vielleicht kitzeln die anderen auch noch ein paar Prozent mehr bei sich raus, wenn sie sehen, dass nicht Larifari trainiert wird."
Der Konflikt mit Brinkmann hatte allerdings einen ganz anderen Hintergrund. Da wollte Hain nur einem Kollegen helfen, der "zu hart" attackiert wurde. "Wenn ein Spieler wie Jesus, der sich schlecht artikulieren kann und sich im Team auch noch keine Position erkämpft hat, so angemacht wird, gebe ich auch in Zukunft meinen Senf dazu." Dahinter verbirgt sich ein Grundbedürfnis an Harmonie. "Die darf auch nicht zu kurz kommen, sonst geht eine Mannschaft kaputt", sagt Hain.