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Die NW schlägt Alarm. Gleich drei vernichtende Artikel in der Online-Ausgabe:
09.02.2003: Die Angst vor dem Absturz
Arminia Bielefeld beim 1:3 gegen VfB Lübeck in bedenklicher Verfassung - Mit Fotos zum Thema
VON RAINER KLUSMEYER
Bielefeld. Nach acht Minuten war die Punktverteilung im Prinzip perfekt: Der DSC Arminia geriet durch einen 20-Meter Freistoß von Ferydoon Zandi gegen den VfB Lübeck ins Hintertreffen. Wie immer (!) in dieser Saison war der Rückstand gleichbedeutend mit einer Niederlage. Die Lübecker entführten mit 3:1 (1:0) alle drei Punkte aus der Schüco Arena, die ein alle Arminen erschütterndes Punktspiel-Debüt erlebte.
Vor allem die Hilflosigkeit, mit der die Bielefelder Mannschaft auf den Schock des 0:1 reagierte, traf Trainer, Geschäftsführung, Präsidium und Fans bis ins Mark. "Das war die seit Jahren schlechteste Leistung", urteilte Aufsichtsrat-Mitglied Albrecht Lämmchen. "Eine völlig unverständliche Leistung nach dem im Grunde positiven Auftreten von Montag", sagte Finanz-Geschäftsführer Roland Kentsch kopfschüttelnd. "Dass wir nicht einmal den Kampf angenommen haben, war absolut enttäuschend", gab Trainer Benno Möhlmann zu.
So einhellig die Beurteilung der 90 Minuten war, über den nicht einmal der Schnee ein eiskaltes Mäntelchen des Schweigens zu legen vermochte, so unterschiedlich gerieten die Tiefenforschungs-Analysen. Als Trainer, so befand Möhlmann, habe er im Gegensatz zu anderen Sportarten nicht die Möglichkeit, eine Auszeit zu erwirken, sondern könne erst wieder zur Pause korrigierend ins Geschehen eingreifen. Vorher müssten die Spieler das "auf dem Platz untereinander reden - aber dazu fehlen uns die richtigen Leute innerhalb des Kaders".
Die daraus resultierende Frage, ob denn der Verein bei einem solch grundsätzlichen Problem nicht längst personelle Abhilfe hätte schaffen müssen, brachte Thomas von Heesen in Wallung. "Eine beschissene Fragestellung", ereiferte sich der Sport-Geschäftsführer: "Wir haben genügend Typen, solche Situationen zu regeln. Wer den Anspruch hat, in der Ersten Liga spielen zu wollen, muss sich irgendwann auch einmal verbal durchsetzen können. Da ist allein die Frage, ob ich einen Arsch in der Hose habe oder nicht. Aber bei uns gibt es den ein oder anderen, der Fußball zu sehr mit dem Mund spielt."
Mit Fuß oder Kopf jedenfalls brachte bis auf den zur zweiten Halbzeit eingewechselten Fatmir Vata kein Bielefelder seine normale Form. Die seltenen Torgelegenheiten wurden durch Rüdiger Kauf (49.: Schuss abgeblockt) und Massimilian Porcello (21.: Kopfball gehalten; 65.: 20-Meter-Freistoß über das Tor) ausgelassen. Standardsituationen blieben ohne Effekt. Zweikämpfe und Laufduelle gingen serienweise verloren. Bei den Kontern zum 0:2 und 0:3 hatten die Torschützen Daniel Thioune (69.) und Reiner Plaßhenrich (79.) kaum Gegenwehr zu überwinden. Isaac Boakyes 1:3 war nicht geeignet, die Missstimmung zu dämpfen.
"Das ist wie eine Krankheit - die kriegt man nicht in zehn Minuten raus. Das sitzt tiefer." Die Worte von Albrecht Lämmchen zeigen, dass sich manch Armine große Sorgen um die Zukunft des Vereins macht.
http://www.nw-news.de/news/sport/arminia/10762777178384.html