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Unter dem Titel
Gewachsen und gekauft
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Zwei Teams aus einer Stadt im Viertelfinale der Champions League: Der FC Chelsea trifft in London auf den FC Arsenal. Beide haben nur ein Ziel: den Titel - doch sie gehen sehr unterschiedliche Wege.
Chelseas Gegner wurde gesucht. Auch Milan und La Coruna waren noch drin, im Lostopf. Und Arsenal. Die Chance lag bei nur 33,3 Prozent. Doch es kam, was kommen musste: Arsenal wurde rausgefischt. Das Derby, das in London keiner wollte. Jetzt doch noch nicht, im Viertelfinale. "AufSchalke", im Finale im Mai, ja. Denn dann wäre gesichert gewesen, dass nach 1999 (Manchester United) mal wieder ein Premier- League-Klub die Königsklasse gewinnen würde, übrigens wieder am 26. Mai. So sind die Chancen darauf mit einem Los halbiert worden.
Drei Mal sind die Rivalen von der Themse in dieser Saison aufeinander getroffen. In der Liga (zwei Mal) und im FA-Cup behielt Arsenal jeweils 2:1 die Oberhand. In 16 Spielen seit 1998 hat Chelsea nicht mehr gegen Arsenal gewonnen. So ist das Team von Trainer Arsène Wenger, Spitzenreiter der Premier League, favorisiert. Doch was bedeutet das schon? Beim letzten rein englischen Duell im Landesmeister-Wettbewerb zwischen Nottingham und Liverpool 1978 siegte in Runde eins auch der Außenseiter - und Nottingham marschierte durch bis zum Cupsieg.
Der Cupsieg. Das große Ziel. Von beiden. Mit einem Unterschied: Chelsea kann nur dank des neu gewonnenen Reichtums durch Öl-Milliardär Roman Abramovich nach den Sternen greifen, Arsenal indes unternimmt unter Wenger seit 1998 den sechsten Anlauf, sich Europas Krone aufzusetzen. Allein: Übers Viertelfinale ist man nie hinausgekommen. Oft scheiterten die "Gunners" an ihrer Auswärtsschwäche fern der Insel. Dieses Argument zieht nun nicht mehr . . .
Wenger kaufte die Spieler nach seinen Vorstellungen, über Jahre wuchs das Team zusammen, es trägt seine (offensive) Handschrift. Die Henrys, Bergkamps, Vieiras, Pires und Ljungbergs dieser Welt spielen sicher nicht umsonst in Highbury - doch sie bilden ein Team, das bewusst zusammengestellt wurde.
Dem FC Chelsea steht dieser Prozess des Zusammenwachsens noch bevor: "Ich erwarte nichts von dieser Saison. Du kannst nicht elf neue Spieler zusammenwerfen und erwarten, dass sich über Nacht der Erfolg einstellt", wiederholt Trainer Claudio Ranieri aus Selbstschutz gebetsmühlenartig. Auf Grund der finanziellen Ressourcen Abramovichs wird aber genau das erwartet an der Stamford Bridge. Rund 160 Millionen Euro mussten in dieser Saison ausgegeben werden, das Beste war gerade gut genug. Daher ist es fast erstaunlich, wie gut das Gebilde funktioniert, wenngleich Chelsea noch weit davon entfernt ist, eine so homogene Einheit zu sein wie der Ortsnachbar - der Rückstand in der Liga ist nur ein Beleg.
Dieses Viertelfinale ist auch eine Art Klassenkampf - allerdings ohne Anfeindungen. Doch Fakt bleiben die Unterschiede: Hier Arsenal. Der Verein, der zum englischen Establishment gehört. Dort Chelsea. Der neureiche Klub, der für die typische Entwicklung im multikulturellen Fußball steht.
Arsenals Stars (siehe oben) hat Chelsea nach einer Einkaufstour ohnegleichen nun Crespo, Mutu, Makelele, Duff und viele andere entgegenzusetzen. Es verspricht ein großes Fußball-Fest zu werden, am kommenden Mittwoch. Zumal Arsenal diesmal auch auswärts auf Dennis Bergkamp, seinen Holländer mit Flugangst, zurückgreifen kann. Denn Heathrow muss diesmal nicht angesteuert werden.
Sie haben einzig das Halbfinale im Visier, um Wengers langen Weg endlich zu krönen. Doch Stuttgart-Bezwinger Chelsea ist eine hohe Hürde. Ranieri: "Arsenal arbeitet schon lange darauf hin, die Champions League zu gewinnen, es ist erfahrener. Entschieden ist aber noch nichts. Alles kann passieren im Europacup." Keine neue Erkenntnis - aber manchmal sehr wichtig, um sich Mut zu machen.
Keir Radnedge/Thomas Böker
Heute um 20.45Uhr Live auf Sat1.
Na dann bin ich mal gespannt.
Noch bevor die Auslosung war, sagte ich noch; "Wenn die Gooners Losglück haben, bekommen sie Chelsea!"
Und wie kam es? Ich befürchte, das die Blues von der Fulham Road in beiden spielen keinen Sieg erreichen werden, weder Heim noch im Highbury. Aber ein 0:0 und 1:1 soll ja auch reichen
Gruß
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