In sieben Minuten vorgeführt ...
Basels Scott Chipperfield verpasst das 2:0 (hinten Wesley Brown).
In der Champions League kehrte beim FC Basel wieder die Normalität ein. Nach zwei Toren von Van Nistelrooy und einem von Solskjaer zwischen der 61. und 68. Minute verlor er gegen Manchester United 1:3. Das 1:0 Gimenez’ war damit Makulatur.
Von Thomas Schifferle, Basel
Eine Stunde war Ruud van Nistelrooy im St.-Jakob-Park etwa so präsent, als hätte er den Bus verpasst und wäre im Hotel beim Bahnhof geblieben. Es war das Verdienst der Basler Innenverteidiger, von Murat Yakin und Zwyssig, dass der Holländer nie gefährlich in Erscheinung trat.
Dann war diese Stunde vorbei, Atouba verlor auf seiner linken Abwehrseite fahrlässig den Ball, Solskjaer flankte, und auf einmal zeigte Van Nistelrooy, warum Manchester ihn vor eineinhalb Jahren für 48,5 Millionen Franken aus Eindhoven geholt hatte. Per Kopf erzielte er den Ausgleich. Auf einmal also war er da, übersehen von Murat Yakin und nicht gedeckt von Haas. Und eineinhalb Minuten danach setzte er noch einen drauf. Jetzt zeigte er, warum er Weltklasse hat.
Haas war weggerutscht und darum erneut nicht zum Eingreifen in der Lage, Murat Yakin stellte sich Van Nistelrooy in den Weg, oder besser: Er versuchte es zumindest. Wie er nahe der Grundlinie auf einem Bierdeckel ausgedribbelt wurde, ist ihm wohl kaum einmal in der ganzen Karriere passiert. Aus spitzem Winkel vollendete Van Nistelrooy sein Werk und schlenzte den Ball in die hintere Ecke. Dass sich Zuberbühler klein machte und damit seinen Teil zum 1:2 beitrug, änderte nichts an der Extravaganz dieses Tores.
Fünf Minuten später assistierte Van Nistelrooy seinem Kollegen Solskjaer und öffnete ihm mit einem perfekten Steilpass den Weg durch die aufgerückte Basler Abwehr und zum 1:3. Dass der Ball Zuberbühler durch die Beine flog, passte zum unglücklichen Auftritt des Basler Goalies. Nach weiteren fünf Minuten holte Alex Ferguson seinen Meisterstürmer vom Platz. Das Schlimmste hatten die Basler damit überstanden. Und die Zuschauer taten alles, um ihre Spieler hochleben zu lassen. Sie feierten sie und sich.
In knapp sieben Minuten war der Schweizer Meister vorgeführt worden wie lange, lange nicht mehr. Vorbei war es mit dem Glück, das ihn während dieser Wochen auf seinen Ausflügen in die Champions League so konstant begleitet hatte. Nicht dass er sich gegen den sportlichen und wirtschaftlichen Riesen von der Insel blamiert hätte, er ging nach dreissig Sekunden durch Gimenez in Führung. Eine Stunde lang spielte er gut und kontrolliert, diszipliniert und engagiert, hielt er einen Gegner vom Kaliber Manchesters immerhin so gut in Schach, dass kaum ein gefährlicher Ball auf sein Tor flog. Das war ein Verdienst der ganzen Mannschaft.
Aber im Abschluss hatte er nicht mehr die Effizienz wie zum Beispiel in den Begegnungen mit Liverpool. Sonst hätte Chipperfield, der schwächste der Basler Feldspieler, fünf Meter vor Barthez nicht weiche Knie bekommen, sondern kurz vor der Pause das 2:0 erzielt. Dann wäre Gimenez in der ersten Minute der zweiten Hälfte nicht am glänzend reagierenden Barthez gescheitert oder ein Schuss von Hakan Yakin nicht an den Rücken von Silvestre geprallt, sondern in die hohe Torecke geflogen.
Die Engländer machten trotz des frühen Rückstandes keinen verwirrten Eindruck. Ruhig und überlegt versuchten sie ihr Spiel zu machen, nicht einen Moment lang bereit, den Gegner zu unterschätzen. Unablässig trieben sie den Ball nach vorne, ohne aber während der ersten Halbzeit zu einer grossen Chance zu kommen oder von einer der wiederholten Unsicherheiten von Zuberbühler bei Flanken zu profitieren. Die drei Tore folgten unmittelbar auf die Möglichkeit von Giggs, der allein vor Zuberbühler danebenschoss.
Die United war abgeklärt, sie dokumentierte in der Abwesenheit eines Keane, Beckham und Ferdinand, was sie an Potenzial und Klasse besitzt. Und sie hatte, wovon andere nur träumen können: einen Van Nistelrooy. Gegen diese Mannschaft zu scheitern, war für den FCB wohl deprimierend, aber keine Schande.
Telegramm
Basel - Manchester United 1:3 (1:0)
St. Jakob-Park. - 29 501 Zuschauer (ausverkauft). - SR Iwanow (Russ). - Tore: 1. Gimenez 1:0. 62. Van Nistelrooy 1:1. 63. Van Nistelrooy 1:2. 68. Solskjaer 1:3.
Basel: Zuberbühler; Haas, Murat Yakin, Zwyssig, Atouba; Ergic (85. Barberis), Cantaluppi, Chipperfield (73. Tum); Hakan Yakin; Rossi (85. Duruz), Gimenez.
Manchester United: Barthez; Phil Neville, Brown (93. May), O'Shea, Silvestre; Veron, Scholes, Fortune; Solskjaer (90. Chadwick), Giggs; Van Nistelrooy (73. Forlan).
Bemerkungen: Basel ohne Esposito (gesperrt), Koumantarakis und Savic, Manchester United ohne Beckham, Blanc, Butt, Ferdinand, Keane und Gary Neville (alle verletzt). 1. Fortune rettet auf der Linie, die anschliessende Aktion führt zum Tor durch Gimenez. Verwarnungen: 14. Scholes, 18. Zwyssig, 22. Fortune (alle wegen Fouls), 66. Veron (Unsportlichkeit), 71. Atouba (Foul).