FAZ - Perspektivteam

  • DFB-Team 2006
    Vorspielen vor Völler und Vogts
    Von Frank Hellmann, Mainz

    03. Dezember 2002
    Wenn das kein Anreiz ist: Rudi Völler und Berti Vogts werden Augenzeuge sein, wenn das „Team 2006“ des Deutschen Fußball-Bundes seinen zweiten Auftritt hat. Deutschland gegen Schottland: Das ist einerseits ein Vorgeschmack auf die EM-Qualifikation, anderseits als Vorspielen für die WM im eigenen Land gedacht. Gepielt wird am Dienstag, 17. Dezember um 20.30 Uhr, geschaut wird im gerade fertig renovierten Mainzer Stadion am Bruchweg aber schon viel weiter.


    Ulli Stielike, zuständiger DFB-Trainer und in ständigem Kontakt mit Völler, ist davon überzeugt, „dass mehr als zwei oder drei Spieler den Sprung bis zur WM 2006 schaffen“. Gegen Schottland soll nach der missglückten Premiere im September (1:2 gegen Türke) für das aus der Taufe gehobene „Team 2006“ der zweite Schritt gemacht werden. Der Prüfstein besteht aus Perspektiv-Profis der schottischen und englischen Liga. Pikanterie am Rande: Berti Vogts steht persönlich mit Rainer Bonhof dem Insel-Team vor.


    Aller Anfang ist schwer


    Stielike ist froh über jeden Gegner und jede Zusage. „Aller Anfang ist schwer.“ Der zweite Test des „Team 2006“ im Oktober gegen Tschechien fiel aus, auch für 2003 sind erst drei Termine fix: am 29. April gegen Türkei, am 19. August und 14. November gegen Tschechien. Reicht das auch, um Spielern wie Fabian Ernst, der U 21 zwar entwachsen, ins A-Team noch nicht eingerückt, genug Spielpraxis und Anreiz auf internationalem Niveau zu verschaffen? Zumal sogar manch Akteur hinter vorgehaltener Hand den Nutzen dieser Einrichtung anzweifelt?


    „Ich hoffe, die Einladungen werden akzeptiert“, sagt Stielike, der vorsorglich eine lange Abrufliste erstellt hat. „Vielleicht braucht Rudi Völler ja auch noch den ein oder anderen für das Benefizspiel der Nationalelf am Tag zuvor.“ Doch über Sinn und Zweck der modernsten DFB-Auswahlmannschaft ist mit Stielike nicht zu diskutieren. „Wir brauchen eine Bühne für jene jungen Spieler, die es nach der U 21 nicht sofort ins A-Team schaffen.“


    „Talente ins kalte Wasser werfen“


    Auch von der Einsicht der Aktiven ist der DFB-Trainer überzeugt: „Ich brauche intelligente Spieler. Die sollen nicht in Mathematik eine Wurzel ziehen, sondern sich mit dem Fußball im unseren Land identifizieren.“ Der eloquente DFB-Trainer, der laute Worte und direkte Ansprache bevorzugt, sieht bei den Talenten eine positive Entwicklung: „Als das Geld in der Bundesliga reichlich floss, wurde der Nachwuchs beschnitten.“ Im Umkehrschluss folgert der 47-Jährige: „Jetzt werden die Talente ins kalte Wasser geworfen.“


    Und sie werden sogleich von Stielike zum letzten Länderspiel des Jahres einer DFB-Auswahl nominiert: Gleich sieben Akteure der an diesem Tag spielfreien U 21 sind dabei. Allen voran die stürmenden Shootingstars Benjamin Lauth und Kevin Kuranyi. Beiden hat Völler eine baldige Berufung für die A-Mannschaft in Aussicht gestellt, Stielike empfiehlt indes Geduld. „Kevin Kuranyi und Benjamin Lauth haben noch wichtige Pflichtspiele in der U 21: Da müssen sie Leistung bringen.“ Aber über eine vorzeitige Beförderung sei er „am allerwenigsten böse“. Wichtig ist die Tendenz: Talente sind im Trend.


    Bremen stellt stärkste Delegation


    Für die Zukunft des deutschen Fußballs spielt der SV Werder die wichtigste Rolle aller Bundesligisten. Mit Pascal Borel, Fabian Erst, Tim Borowski und Markus Daun sind gleich vier Bremer Profis berufen. Sogar deren kritisierter Keeper: Der regelmäßig patzende Pascal Borel wird sich mit Simon Jentzsch je eine Halbzeit teilen.


    Warum der Werder-Torwart den Vorzug vor den nur auf der Abrufliste stehenden Darius Kampa oder Roman Weidenfeller erhält? „Weil ich die Pflicht habe, Spieler auch in schwächeren Phasen mitzutragen“, antwortet der fürsorgliche DFB-Trainer.


    Unstrittig war die Nominierung des bremischen Feldspieler-Trios. Die Leverkusener Hanno Balitsch und Daniel Bierofka, die Bochumer Frank Fahrenhorst und Sebastian Schindzielorz oder die Wolfsburger Tobias Rau und Maik Franz sind ebenso Akteure, über die nicht nur Stielike voll des Lobes ist. Die Praxis in der Liga macht in der Theorie Mut für 2006. Stielike: „Wir sind das einzige Land, das bereits so weit voraus denkt.“


    Keine Rechtfertigung für Benjamin Auer


    Manch Perspektivspieler ist allerdings noch nicht ins Blickfeld der Öffentlichkeit gelangt. Steffen Hofmann etwa. Beim FC Bayern München spielte der bei den A-Junioren, dann geriet die Karriere ins Stocken. Der 22-Jährige kickt derzeit bei Rapid Wien und bekommt ausgezeichnete Kritiken. Stielike: „Den möchte ich mal bei uns sehen.“


    Nicht zumuten möchte er den Besuchern (FSV-Präsident Harald Stutz: “8000 wären schön.“) den Mainzer Lokamatador Benjamin Auer. Stielikes Botschaft an den einstigen Hoffnungsträger für stürmische Zeiten hört sich bitter an: „Eine Nominierung von Benjam Auer kann ich nicht rechtfertigen.“


    DSF ist offizieller Partner


    Die Fernsehzuschauer können genau hinschauen, wie statt dessen Kuranyi und Co. stürmen. Das Deutsche Sportfernsehen (DSF) hat sich entschieden, alle Spiele des „Team 2006“ live zu übertragen und ist offizieller Partner des DFB.


    Interesse ist vorhanden aber steigerungsfähig: Bei der Premiere gegen die Türkei sahen eine halbe Million zu. Ein Vorgeschmack auf Völler kontra Vogts könnte da mehr locken.


    Das Aufgebot des Team 2006 gegen Schottland (17. Dezember, 20.30 Uhr in Mainz):
    Tor: Pascal Borel (Werder Bremen), Simon Jentzsch (1860 München)
    Abwehr: Frank Fahrenhorst (VfL Bochum), Maik Franz (VfL
    Wolfsburg), Andreas Hinkel (VfB Stuttgart), Christoph Preuß (Bayer 04 Leverkusen), Tobias Rau (VfL Wolfsburg), Alexander Voigt (1. FC Köln)
    Mittelfeld: Hanno Balitsch, Daniel Bierofka (beide Bayer Leverkusen), Tim Borowski, Fabian Ernst (beide
    Werder Bremen), Steffen Hofmann (Rapid Wien), Sebastian Schiendzielorz (VfL Bochum)
    Sturm: Markus Daun (Werder Bremen), Nico Frommer (SSV Reutlingen), Kevin Kuranyi (VfB Stuttgart), Benjamin Lauth (1860 München)
    Auf Abruf: Christoph Dabrowski (Arminia Bielefeld), Marius Ebbers (MSV Duisburg), Clemens Fritz (Karlsruher SC), Thomas Hitzlsperger (Aston Villa), Darius Kampa (1. FC Nürnberg), Stephan Kling (Hamburger SV), Florian Kringe (1. FC Köln), Thorben Marx (Hertha BSC Berlin), Alexander Meier (FC St. Pauli), Sascha Riether (SC Freiburg), Björn Schlicke (SpVgg. Greuther Fürth), Christian Timm (1. FC Kaiserslautern), Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund)


    Text: @hel
    Bildmaterial: dpa

  • ich hoffe, dass benny lense auch mal wieder in stielikes blickfeld gerät. die erste berufung war ein bisschen früh, aber wenn er jetzt noch ein paar spiele so weitermacht und seinen stammplatz pflegt, sollte er auch bald wieder dabei sein. zu schnell sollte es aber auch nicht senkrecht gehen, sonst stehen bald wieder die herren mit den geldkoffern vor der tür... :rolleyes:

    jaja, deine mudder.

  • Sind ja auch einge interessante Kanidaten für "uns" dabei...:
    Steffen Hofmann (Rapid Wien),
    Sebastian Schiendzielorz (VfL Bochum)
    Nico Frommer (SSV Reutlingen),
    Marius Ebbers (MSV Duisburg),
    Clemens Fritz (Karlsruher SC),
    Alexander Meier (FC St. Pauli),
    Björn Schlicke (SpVgg. Greuther Fürth),


    Wenn man jetzt da mal tätig würde... Wobei die jeweilige Vertragssituation natürlich eher unklar ist.

    Deutscher Meister wird nur der DSC, nur der DSC....

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  • Nico Frommer und besonders Björn Schlicke gefallen mir sehr gut.Meier ist auch kein Schlechter(ist der nicht eine richtige Nummer 10)!?
    Steffen Hofmann ist der Einzige zu dem ich nicht viel sagen kann.

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