Die Berliner Morgenpost hat heute einen Artikel über Arminias Aussichten in der Bundesliga.
Zum Teil etwas schlampig recherchiert (Duisburgs Sinisterra?).
Die Blöd-Zeitung hat anscheinend ein Boakye-Bild missbraucht.
Wo die pünktliche Zahlung der Gehälter ein Hauptziel ist
Aufsteiger Arminia Bielefeld gilt noch vor dem Start der Bundesliga als Abstiegskandidat Nummer eins - Geringer Etat reicht nur für kleinen Kader
Von Udo Muras
Der Bundesliga ist es vielleicht noch nicht so recht bewusst, aber sie kann sich auch auf Arminia Bielefeld freuen. Denn der eher unauffällige Aufsteiger, verspricht sein Trainer Uwe Rapolder, wird in jedem Spiel stürmen. "Was anderes können wir ja gar nicht, wir können uns nicht einmauern."
Es ist wohl die Flucht nach vorn, denn "der Klub der Ostwestfalen" steht in seiner Jubiläumssaison - er wird am 3. Mai 2005 hundert - von Beginn an mit dem Rücken zur Wand. Alle Umfragen prophezeien dem Rekordaufsteiger den Direktabstieg, der Kader ist starfreie Zone und Euphorie will sich nach der schon zur Gewohnheit gewordenen Rückkehr ins Oberhaus auch nicht so recht einstellen. Zum Auftakttraining kamen 300 Fans, zum Stadionfest 6000. Auch der Trainer weckt mit seinen vorsichtigen Aussagen keine übermäßige Begeisterung. "Unser Ziel ist es, nach dem 33. Spieltag noch eine Chance auf den Klassenerhalt zu haben", sagt der 46-jährige Rapolder, der seit 1. März auf der Alm regiert.
Seitdem ist vieles anders in Bielefeld, nicht nur die Alm, denn das Stadion heißt jetzt Schüco-Arena. Man hat den traditionsreichen Namen verkauft, weil ein Verein wie Arminia Bielefeld nie genug Geld haben kann. Derzeit hat er wenig, der Etat beläuft sich auf 22 Millionen Euro, Schulden drücken noch immer und die vergangenen Monate, als er noch weniger Geld hatte, sind in schlechter Erinnerung.
Da wurden Spielergehälter einbehalten und schließlich um acht Prozent reduziert. Die letzten Raten der Aufstiegsprämie aus der Saison 2001/02 (!) wurden erst im Juli bezahlt. "Solche Geschichten darf es nie wieder geben, das war rufschädigend", mahnt Hans-Hermann Schwick, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender der neuen GmbH&Co KgaA namens Arminia. Mit den neuen Strukturen soll endlich ein anderes Image her, am besten ein seriöses. Weshalb auch die pünktliche Zahlung der Gehälter zu den Saisonzielen gehört.
Uwe Rapolder hat noch andere: "Unser Vorbild ist der VfL Bochum", sagt er, "was die geschaffen haben, müssen wir uns auch vornehmen." In zwei Jahren von der Zweiten Liga in den Uefa-Cup, wie soll das gehen mit dieser Mannschaft und diesem Geldbeutel? Die Antwort kennt auch Rapolder nicht, der mittlerweile etwas ernüchtert ist. Keineswegs verwöhnte Spieler wie der Freiburger Tobias Willi oder der Duisburger Sinisterra waren im Etat nicht mehr drin, jetzt hat der Trainer in seiner Verzweiflung schon angeboten, auf 150 000 Euro Klassenerhaltsprämie zu verzichten - wenn dafür Ervin Skela aus Frankfurt kommt. Die 24 Profis, die schon da sind, müssen es ansonsten richten. "Viel darf da nicht passieren, unser Kader ist sehr dünn", weist Rapolder auf die größte Schwäche hin.
Umso wichtiger, dass man zusammenhält. In der Hinsicht könne sich ein Trainer nicht mehr wünschen, stellt Rapolder fest. Es wird jedenfalls viel gelacht bei den Arminen, solange sie noch nicht ran müssen in der Bundesliga. Zum Beispiel über den Scherz mit dem Stürmer Isaac Boakye. Als die Bild-Zeitung neulich eine Seite mit Gehältern von Normalverbrauchern veröffentlichte, klebten liebe Kollegen Boakyes Foto über das eines Türstehers einer Diskothek (850 Euro) und bedauerten den irritierten Ghanaer scheinbar fürsorglich.
© Berliner Morgenpost 2004