Diesen Artikel entdeckte ich gerade im Pressespiegel der Offenbacher:
Insolvenz auf der grünen Wiese
Der belgische Traditionsverein KV Mechelen ist pleite und setzt alle Spieler auf die Straße
von Michael Witt
Mechelen - Für die Arbeitslosenstatistik in Belgien ist es nur ein kleiner Posten, für deutsche Fußballklubs ein Schreckensszenario: Der Traditionsverein KV Mechelen hat gerade seine Spieler entlassen. Alle. Auch die übrigen Angestellten des Klubs – Trainer, Masseure, Busfahrer, Geschäftsstellenmitarbeiter – sind seit gestern ohne Beschäftigung. Grund: Der viermalige Meister, der 1988 noch den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hatte, steht vor dem Abgrund. 20 Millionen Euro Schulden drücken ihn, am Samstag musste Insolvenz angemeldet werden. Rechtsanwalt Juan Debaere sah keine andere Möglichkeit, als alle Angestellten erst mal stempeln zu schicken.
Einzelschicksal? Noch ja. Von den Italienern aber weiß man längst, dass nur noch vier Erstliga-Klubs pünktlich die Gehälter auszahlen, und nun kommt’s noch härter im Land der Fritten. Die Einschläge rücken also näher. Gerade mal 370 Kilometer sind es von Mechelen bis Kaiserslautern, wo den Bundesliga-Vorletzten Verbindlichkeiten in Höhe von 30 Millionen Euro belasten. Beim VfB Stuttgart sind es noch 16,6 Millionen Euro. Kaum ein Verein, den die Kirch-Krise nicht gebeutelt hat.
Zweitligist Union Berlin etwa. Präsident Heiner Bertram sorgte da für Aufregung, weil er die Verträge seiner Kicker einfach auflösen und durch niedriger dotierte Kontrakte ersetzen wollte, worauf sich erst kein Profi einließ. Seit gestern sind die Angestellten aber gesprächsbereit. Ein Blick ins Ausland ist eben oft lehrreich.
Denn in Mechelen gibt es keine Investoren, die Geld geben wollen – auch, weil Präsident und Klubmäzen Willy van den Wijngaert erst mal die 12,5 Millionen Euro, die er in den Verein gesteckt hat, wiederhaben möchte. Vorsorglich hat der Tabellenvorletzte beantragt, die Partie am Samstag gegen Antwerpen zu verlegen. Co-Trainer Alex Czerniatynski sagt: „Selbst wenn die Spieler antreten wollten – sie sind ja nicht mehr versichert.“
Der Weg zum Stadion wäre mittlerweile auch mit Mühen verbunden: Weil die Spieler in Mechelen seit Monaten kein Gehalt mehr bekommen haben, verkauften einige bereits ihr Auto.
Artikel erschienen am 12. Dez 2002 in Die Welt
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Ich kann mich noch an den Sieg des KV Mechelen 1988 im Endspiel des Europacups der Pokalsieger erinnern. Mechelen gewann damals 1:0 gegen den Titelverteidiger Ajax Amsterdam. Einige Mechelen-Spieler und der Trainer Aad de Mos kamen aus Holland, ein Spieler sogar aus Israel. Ajax war haushoher Favorit, zumal es das große Jahr der Holländer war. Eindhoven holte den Europacup der Landesmeister, und Holland wurde ein paar Wochen später Europameister bei der EM in Deutschland.
Ich weiß es nicht genau, aber könnte es sein, daß Mechelen mit damals ca. 65.000 Einwohnern die kleinste Stadt war, die jemals einen Europacup-Gewinner stellte?