Ich hatte ja im Zusammenhang mit meiner Leidenschaft 'Notts County' im 'Nebenverein' Thread schon einmal auf die Supporters Trusts hingewiesen, die es in jüngster Zeit des öfteren in England zu finden sind. Diese Trusts sind quasi eine Antwort auf die Kommerzialisierung des Fußballs, der ja nicht nur auf der Insel unglaubliche Ausmaße angenommen hat. Bei diesen Modellen übernehmen die Fans selbst die komplette Kontrolle über den Verein.
Für alle, die etwas mehr darüber wissen wollen, hier ein interessanter Artikel dazu, gefunden auf http://www.groundhopper.de:
ZitatAlles anzeigenOriginal von groundhopper.de
Int. Fußball
England: Einfluss durch Mitbestimmung - 12.01.2004 12:28
Die Fans kommen
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Während Chelseas neuer Besitzer Abramovich seine ganz eigene Variante des Computerspiels Championship Manager spielt, sind die Fans in den kleineren englischen Vereinen dabei, sich Einfluss zu verschaffen. Das Projekt wird von der englischen Regierung unter dem Namen Supporters Direct unterstützt.
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Nach dem Boom der neunziger Jahre und den damit verbundenen extravaganten und oftmals unverantwortlichen ökonomischen Ausschweifungen sind die harten Realitäten in den englischen Fußball zurückgekehrt. Während der letzten Saisons wurde eine Reihe von Vereinen wie Luton, Wimbledon, Oldham, Leicester, Ipswich, Port Vale, Barnsley, York und Huddersfield vorübergehend unter Geschäftsaufsicht gestellt. Noch 1994 befand sich Oldham in der Premier League, aber jetzt ist der Verein in einem solchen Ausmaß in die Knie gezwungen, dass der langjährige Fan Paul Scholes (von Manchester United) unter die Arme greifen musste, ohne die Gefahr dadurch jedoch vollends abwenden zu können. Glücklicherweise gehört es zu den Seltenheiten, dass Vereine auf Grund wirtschaftlicher Schwierigkeiten den Schlüssel umdrehen müssen. Das letzte Mal geschah dies 1992, als Maidstone und Aldershot aus dem Spielbetrieb ausscheiden mussten.
Der Kollaps des Fernsehsenders ITV Digital war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte und damit den englischen Fußball in eine ökonomische Krise warf. Der Traum vom vielen Geld ist geplatzt und hat der ernüchternden Einsicht Platz gemacht, dass das Fernsehen für die Vereine außerhalb der Premier League keine Goldgrube ist. Diese müssen sich vielmehr anderer Mittel bedienen, um in einer mittlerweile hyperkommerziellen Fußballwelt zu überleben.
Die Initiative Supporters Direct
Die wachsende Kommerzialisierung im englischen Fußball ist an der Politik nicht unbeachtet vorbeigegangen. Vor diesem Hintergrund hat die Regierung im Jahr 2000 die Etablierung von „Supporters Direct“ unterstützt. Zweck dieser Organisation ist es, jenen Fans die notwendige juristische und praktische Hilfe zur Verfügung zu stellen, die an der Leitung ihrer Vereine teilhaben möchten. Hier tritt die Initiative Supporters Direct auf den Plan, indem sie den Fans die Möglichkeit bietet, ihre Kräfte in einem sog. Supporter Trust (einer Art Treuhandschaft) zu vereinen und dadurch Einfluss zu erlangen.
Mitbestimmung im Fußball verwirklichen
Supporters Direct will drei Ziele umsetzen: ein Supporter Trust muss Einfluss haben, er muss Eigentum durch den Kauf von Aktien erlangen und er muss im Vorstand repräsentiert sein. Um Unterstützung von Supporters Direct erhalten zu können, muss ein Supporter Trust über demokratische Strukturen verfügen, allen zu einem erschwinglichen Preis zugänglich sein, und die Fans in ihrer Gesamtheit repräsentieren.
Demokratie ist ein Schlüsselbegriff. Englische Fußballvereine sind traditionell das Eigentum reicher Einzelpersonen gewesen, die das Geschäft leiteten, ohne die Leute zu Rate zu ziehen, die dem Verein durch dick und dünn folgten. Nur in Krisenzeiten, in denen dringend Geld gefunden werden musste, waren die Fans für die Vereine wirklich interessant. Aber sobald diese den Geldbeutel geöffnet hatten und die Spenden geflossen waren, haben sich die Vereine bedankt und ihnen die Tür vor der Nase zugeschlagen.
Es ist dieser Misstand, den Supporters Direct beheben will. Das demokratische Moment der Trusts liegt in dem Prinzip von einer Aktie (nomineller Wert: ein Pfund) und einer Stimme pro Mitglied begründet. Es ist folglich unmöglich, sich mehr Einfluss zu erkaufen. Die Fans werden dann an der Wahl der Vorstandsmitglieder beteiligt und müssen den Rechenschaftsbericht des Vorstandes auf den Generalversammlungen annehmen.
Zugleich arbeitet man nach einem „not-for-profit“-Prinzip, das sichern soll, dass Einzelpersonen sich nicht durch eine Mitgliedschaft bereichern können. Die Aktivitäten der Trusts sollen ausschließlich der Allgemeinheit zugute kommen, es gibt keine Zinsen, Dividenden oder Bonus für Mitglieder. Sollte ein Trust Konkurs anmelden, wird ein nach Begleichung der Schuld übrig bleibender Betrag für wohltätige Zwecke oder andere Organisationen, die um die Gemeinde bemüht sind, gespendet. Gleichermaßen kommt ein erwirtschafteter Überschuss der Allgemeinheit zugute, d.h. dem Verein und der Gemeinde.
Die Interessen der Allgemeinheit
Supporters Direct sieht es als eine essentielle Aufgabe, insbesondere für kleinere Vereine, ein konstruktives Verhältnis zwischen Verein, Fans und Gemeinde aufzubauen. Gelingt es, diese drei Parteien zur Zusammenarbeit zu bewegen, sind damit gute Voraussetzungen für ein tragfähiges Fußballgeschäft geschaffen.