Die Eltern haben vergeblich auf ein glückliches Ende der schwierigen Operation gehofft: Nach der Trennung der siamesischen Zwillinge aus Lemgo ist die eine der Schwestern gestorben. Tabea konnte trotz intensiver Wiederbelebungsversuche nicht gerettet werden, teilte die John-Hopkins-Klinik in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland am Donnerstag mit und drückte den Eltern ihr tiefes Mitgefühl aus.
Gute Chancen für Lea
Dem anderen Mädchen soll es aber den Umständen entsprechend gut gehen. Lea sei in kritischem, aber stabilen Zustand, hieß es. Sie erhole sich derzeit auf der Intensivstation. Die Ärzte äußerten die Hoffnung, dass die Überlebende "zu einem gesunden, kleinen Mädchen" heranwachsen wird. Dafür gibt es allerdings keine Garantie. Von den weltweit 30 Kindern, die Trennungen an der Schädeldecke überlebt haben, sind nach Angaben des Magazins "Stern" 17 behindert.
Schwierige Herausforderung
Zuvor hatte das Krankenhaus mitgeteilt, dass sich die Operation länger hinziehe als erwartet. Die Chirurgen hatten sich darum bemüht, den Kranz von Blutgefäßen aufzuteilen, den sich die einjährigen Babys unter der gemeinsamen Schädeldecke teilen. Dabei waren unerwartete Schwierigkeiten aufgetreten. Einige Bereiche in den Gehirnen der Mädchen waren verklebt.
Unterbrechung für 82 Stunden
Dies war nicht das einzige Problem, das während des Eingriffs auftrat. Die Trennung war bereits in der Nacht zum Sonntag wegen Komplikationen gestoppt worden. Ein zweimaliger vorübergehender Herzstillstand bei Tabea hatte das Team um den Neurochirurgen Benjamin Carson zum vorläufigen Abbruch des riskanten Eingriffs bewogen. Der Arzt gilt als einer der erfahrensten Ärzte weltweit für die Trennung Siamesischer Zwillinge am Oberkopf. Er hatte eine derartige Operation zuvor bereits viermal ausgeführt.
Keine Alternative zur Trennung
Die im Mai 2003 geborenen Kinder aus Lemgo hatten doppeltes Pech. Lea und Tabea hatten die schwierigste aller Verwachsungen, mit der nur zwei Prozent aller Siamesischen Zwillinge zur Welt kommen. Ein Fall wie ihrer kommt nur einmal bei zehn Millionen Geburten vor. Die Operation gilt als risikoreich, aber auch alternativlos: 78 Prozent der am Schädel verbundenen Zwillinge sterben vor ihrem ersten Geburtstag, 90 Prozent erleben ihr zehntes Lebensjahr nicht. Die Ärzte hatten den Mädchen nur eine etwa 50-prozentige Chance eingeräumt, den schwierigen Eingriff zu überstehen.
Quelle: T-Online