Küntzel hat die Nase vorn
Barsinghausen. Von rechts kommt die Flanke vors Tor gesegelt. Marco Küntzel visiert den Ball an, schießt direkt und trifft. Tor. Großen Jubel gibt es nicht im Trainingscamp von Barsinghausen. Den hebt sich Marco Küntzel für Samstag auf. Im Bundesligaspiel beim Hamburger SV würde er gern wieder in der ersten Arminen-Elf stehen - und am liebsten auch treffen. So wie es ihm zuletzt in einem Pflichtspiel vor fast genau drei Wochen gelang.
Im Pokal bei den Kölner Amateuren erwischte der bis dahin glücklose Stürmer einen Traumstart. Küntzel traf selbst, bereitete das 2:0 vor und dann war der Traum auch schon wieder vorbei. "Das war bitter, dass mich ausgerechnet in diesem Moment ein Muskelfaserriss erwischt", sagt Küntzel. Drei Wochen später steht der Stürmer wieder im Mannschaftstraining. "Nach zwei Einheiten am Tag habe ich zwar noch ganz schön dicke Beine, aber insgesamt ist der Heilungsprozess sehr gut verlaufen", erzählt der 30-Jährige von anstrengenden Einheiten.
Uwe Rapolder ist froh, dass er endlich wieder Alternativen für den Sturm besitzt. Küntzel hat dabei gegenüber Claudiu Raducanu und Isaac Boakye die Nase vorn und kommt am ehesten für einen Einsatz in Hamburg in Frage. Küntzel zu bringen, mache immer Sinn, meint der DSC-Trainer: "Er verkörpert unser Spiel", lobt Rapolder die Willensstärke und Taktiktreue des Angreifers. "Ich werde alles versuchen, um wieder in die Mannschaft zu kommen", weiß Küntzel, dass er durch gute Trainingsleistungen überzeugen muss. Immerhin hat die Mannschaft ohne ihn zuletzt zweimal auswärts gewinnen können. "Da baut wohl kein Trainer leichtfertig die Mannschaft um", sagt Küntzel, der seinen Mitspielern auch beim 0:2 gegen Stuttgart eine gute Leistung attestieren möchte. "Die waren nur abgezockter als wir. Aber Stuttgart ist derzeit nicht umsonst die beste Mannschaft", meint Küntzel. Von jener Abgezocktheit, mit der jüngst Cacau das 2:0 gegen Bielefeld gemacht hat, hätte Küntzel gern eine Portion abbekommen.
"Ich weiß, dass mein Problem im Abschluss liegt. Ich kann nur täglich daran arbeiten und versuchen, meine Chancenverwertung zu verbessern", bekräftigt der früher Gladbacher.
Doch selbst mit diesem Manko hat Küntzel seinen Wert für die Mannschaft des öfteren bewiesen und kann gerade auswärts eine Option darstellen. "Der Trainer kennt meine Qualitäten, und ich denke, in Hamburg wird es wichtig sein, in der Abwehr wieder stabil zu stehen." Je länger die Arminen ohne Gegentor blieben, desto besser würde ihre Chance, Punkte aus der Hansestadt mitzunehmen, glaubt Küntzel. "Wir brauchen keine Angst zu haben. Eher geraten die Hamburger unter Druck, wenn es lange 0:0 steht." Möglicherweise schlägt dann die Stunde von Marco Küntzel, und es geht wie im Training: Flanke von rechts - Tor.
Quelle: NW von Morgen