Uli Hoeneß: "2006 höre ich auf"
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ZitatAlles anzeigenMünchen - Bayern-Manager Uli Hoeneß bleibt dabei:
"Ich möchte mich bis 2006 aus dem operativen Geschäft
zurückziehen." Trotzdem werde der Ex-Nationalspieler
"seinen" FCB nie im Stich lassen. Im Interview entgegnet Hoeneß
außerdem der Kritik an der Finanzierung des neuen Stadions
und zieht Vergleiche zu seiner früheren Arbeit als Manager.
Frage:
Herr Hoeneß, haben Sie inzwischen ihre Anteile
an Borussia Dortmund verkauft?
Uli Hoeneß:
Im Gegenteil. Meine Frau macht die Kapitalerhöhung mit.
Wir sind an gutem Wettbewerb und interessanten Konkurrenten
interessiert. Da darf man keine falschen Signale setzen.
Frage:
Und deshalb hat die FC Bayern AG der Borussia Dortmund AG
eine Art Finanzspritze gegeben?
Hoeneß:
Zu finanziellen Transaktionen sagen weder die Bayern AG
noch ich persönlich etwas. Belassen wir es bei Spekulationen.
Frage:
Der Profifußball hat rund 700 Millionen Euro Schulden,
die lieber als "Verbindlichkeiten" verbrämt werden.
Kann niemand mehr wirtschaften?
Hoeneß:
Ich wüsste auch gerne, wer die weshalb hat. Ich wünschte mir,
die Liga würde Ross und Reiter nennen. Ich bin es leid,
dass immer pauschal 'die Liga' an den Pranger gestellt wird.
Der FC Bayern ist schuldenfrei.
Frage:
Es heißt aber auch, dass Ihnen die Kosten beim Stadionneubau
aus dem Ruder laufen.
Hoeneß: Ein Schmarrn. Die Kosten für den reinen Stadionbau
belaufen sich auf die ursprünglich kalkulierten 285 Millionen Euro.
Dass die Stadion GmbH jetzt schon rund ein Dutzend Beschäftigte hat,
dass Zinsen für die Gelder bezahlt werden müssen,
die je nach Bauabschnitt fällig werden, dass Anwälte und Architekten
zu bedienen sind - all dies ist normal und war vorhersehbar.
Da läuft nichts aus dem Ruder.
Frage:
Die Löwen kriegen nicht einmal das Grünwalder Stadion immer voll.
Wird die Allianz-Arena eine Investitions-Ruine?
Hoeneß:
Wir kalkulieren mit 40 Fußball-Spielen; 34 aus dem Liga-Betrieb,
sechs aus dem Pokal oder Europapokal, und hin und wieder
ein Länderspiel. Wir kalkulieren in einer Arena mit einem
Fassungsvermögen mit über 60.000 mit einem Schnitt von 40.000.
Dann ist die Arena finanziert. Ich denke, das ist keine verwegene
Kalkulation.
Frage:
Plakativ gefragt: Hat der FC Bayern wie der Rest der Liga
auch angesichts der internationalen Erfolglosigkeit der letzten
Jahre zu sehr in Steine statt in Beine investiert?
Hoeneß:
Wir haben die Weltmeisterschaft gewollt, und dafür brauchen wir
in ganz Deutschland moderne, attraktive Stadien.
Wir in München arbeiten ohne Netz und doppelten Boden,
erhalten keine Zuschüsse, haben keine Bürgschaften in Anspruch
genommen. Wer nur an morgen oder übermorgen denkt,
mag so argumentieren, wie Sie das mit ihrer Frage tun.
Aber ich bin kein Manager, der sich übermorgen im Erfolg sonnen will
und dafür zum Hasardeur wird. Der FC Bayern ist mein Lebenswerk,
da hängt mein Herzblut dran. Und wenn dem FC Bayern in 20 Jahren
ein Stadion gehört, das schuldenfrei ist, habe ich für den Verein -
nicht für mein eigenes Ego - mehr getan, als wenn wir jetzt für
viel Geld und einige kurze Jahre einen Weltstar verpflichten würden.
Frage:
Apropos Lebenswerk: Wie lange bleiben Sie noch Manager des FC Bayern?
Hoeneß:
Falls es beim Stadion zu keinen unerwarteten Komplikationen kommt,
möchte ich mich 2006 aus dem operativen Geschäft zurückziehen.
Falls es Probleme gibt, mache ich weiter.
Ich lasse den FC Bayern nie im Stich.
Frage:
Was hat sich eigentlich in den über 25 Jahren ihrer Manager-Karriere
entscheidend in der Bundesliga verändert?
Hoeneß:
Früher habe ich 80 Prozent meiner Arbeitszeit mit den Spielern
verbracht. Heute verwende ich 80 Prozent darauf,
das Geld einzutreiben, um sie finanzieren zu können.
Frage:
Neid?
Hoeneß:
Nein, auf keinen Fall. Schließlich sind wir es, die die Verträge machen.
Da wir noch einige langfristige Verträge haben, an die wir uns halten,
werden wir in dieser Saison im operativen Geschäft ein Minus machen.
Wenn das über drei Jahre so ginge, müssten wir radikale Konsequenzen
ziehen. Aber wir sparen jetzt schon. Im DFB-Pokal erhalten die Profis
die gleiche Prämie wie die Amateure. Und die Zeiten, in denen nach
einem wichtigen Spiel der Lohn für den Erfolg schon mal spontan
verdoppelt wurde, sind auch vorbei.
Frage:
Real Madrid meldet einen geplanten Rekordumsatz
von über 350 Millionen Euro.
Hoeneß:
Eben. Umsatz. Die sollen mir mal ihre Rendite nennen.
Den Umsatz schieße ich Ihnen bis übermorgen in die Höhe.
Aber eins macht mir wirkliche Sorge: Wir erhalten 15 bis 20 Millioen Euro
aus dem Bundesliga-Fernsehvertrag, Real um die 70 Millionen
und die Top-Klubs in Italien zwischen 80 und 90 Millionen.
Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
QUELLE. SPORT 1