Bielefeld. Es gibt Ergebnisse, die würde jeder Arminen-Fan am liebsten aus seinem Gedächtnis streichen. Dazu zählt die 1:11-Pleite bei Borussia Dortmund vom 6. November 1982. Fast 20 Jahre später steht das Westfalenderby wieder auf dem Plan. Am Samstag treten die Bielefelder beim BVB an und möchten sich besser aus der Affäre ziehen. Vielleicht so wie vor zwei Jahren, als Arminia das Westfalenstadion als stolzer 3:1-Sieger verließ.
Horst Köppel, 1982 Arminias Trainer und derzeit Coach der BVB-Amateure, glaubt nicht daran, dass sich das Debakel von damals wiederholen kann: „Die Verhältnisse sind anders. Arminia wird sicherlich nicht so einfach zu schlagen sein, auch wenn sie auswärts zuletzt nicht sehr erfolgreich waren. Als Dortmunder wäre ich schon froh, wenn der BVB 3:1 gewinnt.“
Über das 1:11 unter seiner Regie kann der Fußball-Lehrer mit dem nötigen Abstand sogar lachen. „Wir haben gut gespielt und 1:0 geführt. Trotz des Ausgleichs vor der Pause haben wir alle geglaubt, das Spiel gewinnen zu können.“ Nach dem Seitenwechsel habe er dann „kaum gesessen“, als es schon 4:1 für Dortmund stand. Arminias Libero Dirk Hupe habe Manfred Burgsmüller allein drei seiner fünf Treffer aufgelegt, erinnert sich Köppel an eine „seltsame zweite Halbzeit“.
Die insgesamt sehr erfolgreiche Saison hat Köppel und den Fans über die Dortmunder Demütigung hinweggeholfen. „Für damalige Verhältnisse haben wir sehr guten Fußball gespielt“, sagt Horst Köppel, der mit Arminia Achter wurde. Maßgeblichen Anteil am guten Abschneiden in dieser Spielzeit hatte Mittelfeldspieler Frank Pagelsdorf, der die Arminen beim 1:11 auch in Führung geschossen hatte. „Die Dortmunder haben sich im zweiten Durchgang in einen Rausch gespielt“, erinnert sich Pagelsdorf, der wie Dirk Hupe später selbst noch das Borussen-Trikot trug.
Knackpunkt sei am Tag der Rekordpleite DSC-Keeper Olli Isoaho gewesen. „Wenn er den Ball nimmt, wollte er Leo rufen. Doch jedes Mal, wenn er rauskam, hatten wir einen drin“, blickt Pagelsdorf zurück. Immerhin sei die Blamage heilsam gewesen. „Das 1:11 wirkte wie ein Weckruf. Wir haben uns zusammengerauft und gleich das nächste Spiel gewonnen.“
Eine ähnliche Blamage hat weder der Profi noch der Trainer Pagelsdorf je wieder erlebt. Ob Arminia noch einmal zur Schießbude für Dortmunder Stürmerstars werden kann, vermag Pagelsdorf nicht zu sagen. Der Fußball-Lehrer im Wartestand und Kenner der Bundesliga lehnt wie immer Prognosen ab.
Dass er ausgerechnet gegen seinen Lieblingsklub sein erstes Bundesligator schießen würde, hätte Dirk van der Ven vor dem jüngsten Spiel des DSC in Dortmund trotz großen Selbstvertrauens bestimmt nicht vorhergesagt. Mitte der 90-er Jahre hatte der Armine noch im Fanblock des Westfalenstadions gestanden, am 19. März 2000 leitete er die 1:3-Niederlage der Borussen gegen Arminia ein. „Vanni“ egalisierte die BVB-Führung durch Möller und holte auch den Elfmeter zum 2:1 durch Stratos heraus. Den Schlusspunkt besorgte Bruno Labbadia.
Der Bielefelder Erfolg trug damals dazu bei, dass der BVB bis zum letzten Spieltag um den Ligaverbleib zittern musste. Den eigenen Abstieg konnten die Arminen trotz des Sieges nicht mehr verhindern. Die Vorzeichen sind diese Saison andere. Der BVB spielt um den Titel, Arminia wieder gegen den Abstieg. Schämen müssen sich die DSC-Fans deshalb am Samstag nicht. Auch der BVB hat schon schwere Stunden erlebt. Am 29. April 1978 gab es in Mönchengladbach eine 0:12-Packung.