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Eine pikante Konstellation
Kentsch könnte über den Vertrag seines Kollegen von Heesen mitbestimmen
VON PETER BURKAMP
Der ruhende Pol (FOTO: WOLFGANG RUDOLF)
Bielefeld. Angesichts des Erfolgs in der Bundesliga ist die Frage der weiteren Zusammenarbeit mit Thomas von Heesen in Bielefeld etwas in den Hintergrund gerückt. Pikant dabei: Arminias Strukturen erlaubten, dass von Heesens Geschäftsführerkollege Roland Kentsch in dieser Sache ein gewichtiges Wort mitreden dürfte.
Der Unternehmensaufbau des DSC Arminia beschert Kentsch diese mächtige Position. Er ist Geschäftsführer Finanzen der Arminia Bielefeld GmbH und Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) und Schatzmeister des eingetragenen Vereins DSC Arminia. Da der Vereinsvorstand 100-prozentiger Gesellschafter der Arminia Management GmbH ist, die die Geschäfte der Arminia GmbH und Co KGaA führt, ist Kentsch als Vizepräsident auch an der Wahl des Aufsichtsrats beteiligt. Dessen Aufgabe ist es laut Statuten, die beiden Geschäftsführer Thomas von Heesen (sportlich) und Roland Kentsch (kaufmännisch) zu kontrollieren. Kentsch hat demnach Einfluss darauf, wer ihn in seiner Eigenschaft als Geschäftsführer überwacht.
Ein Problem sieht Aufsichtsratsvorsitzender und Klubpräsident Hans-Hermann Schwick darin nicht. "Roland Kentsch ist nur einer von vier Vorständlern, die den Aufsichtsrat wählen. Und wer sich die Herren ansieht, die zum Teil schon vor Kentsch in Vereinsgremien mitarbeiteten, mag erkennen, dass sie sehr selbständig sind."
Die Doppelfunktion Kentschs resultiere aus der Zeit der Umstellung auf eine KGaA. "Es bot sich in dieser schwierigen Phase an, alles in einer Hand zu lassen. Kentsch war Schatzmeister und hatte einen Überblick, für den ein Fremder ein Jahr gebraucht hätte", erklärt Schwick: "Das heißt nicht, dass diese Konstellation auf Dauer so bestehen muss." Schwick schließt aus, dass Kentsch in seiner Eigenschaft als Gesellschafter der KGaA über den eigenen Vertrag als Geschäftsführer mitbefindet: "An dieser Entscheidung wird er natürlich nicht beteiligt."
Beim ins Trudeln geratenen westfälischen Nachbarn Borussia Dortmund sorgte eine ähnliche Doppelfunktion jüngst für den Rückzug Gerd Niebaums vom Präsidentenamt. Sein Nachfolger Reinhard Rauball trat mit der Prämisse an, Verein und KGaA zu trennen. Niebaum ist jetzt nur noch Geschäftsführer.
Von Heesen müsste bis Jahresende gekündigt werden
In Dortmund sei der Fall anders gelagert, sagt Roland Kentsch: "Bei uns sind Verein und KGaA eine wirtschaftliche Einheit und ein fragiles Gebilde. So wäre das ganze Thema Stadion raus aus dem Kompetenzbereich der Geschäftsführung. Das hielte ich für keine gute Lösung." Beim Thema "Vertragsgestaltung von Heesen" stellt Kentsch klar, dass er "der letzte wäre, der sich dazu äußert. Das ist nicht mein Stil. Es gehört zu meinem Selbstverständnis, dass ich nicht über den Vertrag meines Kollegen befinde." Im Übrigen gebe es auch keine atmosphärischen Störungen mit von Heesen, sondern "in der Sache liegende Interessenskonflikte", die es im Alltag zu bereinigen gelte. Zwischen von Heesen und Schwick wird es nach der Hinrunde ein Gespräch darüber geben, wie die weitere Zusammenarbeit aussehen kann. Von Heesen macht keinen Hehl daraus, bleiben zu wollen. Nach Informationen dieser Zeitung ist sein Vertrag ohnehin nicht befristet. Sollte man sich zum Saisonende trennen wollen, wäre eine Kündigung seitens des Arbeitgebers bis Jahresende nötig.
Der Aufsichtsrat darf, was die Bestellung der Geschäftsführer angeht, nur eine Empfehlung aussprechen. Über Trennung oder Weiterbeschäftigung entscheidet also letztlich der Vereinsvorstand als Gesellschafter der KGaA. Und aus dieser Sache will Roland Kentsch sich nach eigener Aussage heraushalten.