18.12.2002, 15:09
Die Finanzsituation der Vereine in Deutschlands höchster Fußball-Liga ist düster, doch auf Sonnenlicht wollen die Bundesligisten dennoch nicht verzichten. Während hierzulande die Kälte die Plätze steinhart werden lässt, reisen 16 der 18 Klubs auch in diesem Winter wieder in wärmere Gefilde, um auf saftigem Grün und an ellenlangen Stränden intensiv ihr Vorbereitungsprogramm absolvieren zu können.
Besonders bemerkenswert sind die Reiseziele von 1860 München und dem kaum mehr zu rettenden Liga-Schlusslicht Energie Cottbus. Trotz des seit Wochen andauernden Konflikts im Nahen Osten zieht es beide Klubs nach Dubai in die Vereinigten Arabischen Emirate. Das Gran Canaria der Ölscheichs wird jedoch von Reiseleitern als Urlaubsziel derzeit nicht unbedingt empfohlen.
"Wir hoffen natürlich, dass nichts passiert. Allerdings ist die Situation dort auch nicht so kompliziert, da die Emirate mit dem Konflikt vordergründig nichts zu tun haben. Höchstens der Flugraum könnte problematisch werden", meinte Cottbus-Manager Klaus Stabach, der mit seinem Team bereits zum sechsten Mal nach Dubai fliegt.
Auch die Sechziger, die nur 30 Kilometer von Energie entfernt residieren und ein Tespiel gegen die Geyer-Elf planen, haben keinerlei Bedenken beim Trip Richtung Tausend und einer Nacht. "Wir fliegen schon seit drei Jahren nach Dubai, weil wir dort ideale Trainingsbedingungen vorfinden. Die Sicherheit betreffend haben wir aber keine Bedenken", erklärte Münchens Pressesprecherin Claudia Leupold. Werder Bremen hat unterdessen seine Reise nach Dubai aufgrund der politisch unsicheren Lage abgesagt und sich für das neue "Wintertrainingslagerzentrum" Türkei entschieden.
Noch im vergangenen Jahr waren die Bremer das einzige Bundesliga-Team, dass sein Lager am vergleichsweise kostengünstigen Bosporus aufgeschlagen hat. In Zeiten großer Finanznot absolviert fast die halbe Bundesliga ihr Rückrunden-Aufwärmprogramm an der türkischen Küste. Neben Bremen, werden sich auchdie Kicker von Arminia Bielefeld, vom VfL Bochum, dem 1. FC Kaiserslautern, Hertha BSC und Borussia Mönchengladbach über den Weg laufen.
Vor allem FCK-Trainer Erik Gerets beschwört den "Geist von Belek". Im türkischen Nobel-Badeort sollen sich die Lauterer die Grundlagen für den harten Abstiegskampf erarbeiten. "Wir haben bis jetzt gute Ansätze, die wir im Trainingslager in der Türkei weiter verbessern wollen. Das wird kein Urlaub. Wenn wir gewisse Fehler nicht abstellen, werden wir eine kleine Mannschaft bleiben", meinte Gerets.
Dem finanziell ebenfalls kriselnden 1. FC Nürnberg hat vor der Reise nach Maspalomas/Spanien ein Fernsehsender unter die Arme gegriffen. "Unser Trainingslager in Maspalomas wäre ohne die Unterstützung von Eurosport nicht zu finanzieren gewesen", meinte Club-Manager Edgar Geenen. Sparsam sind auch Schalke 04 und der Hamburger SV, die aufgrund der hervorragenden Bedingungen ihre Arenen kein Trainingslager beziehen werden. Hingegen residiert der FC Bayern gewohnt edel im spanischen Badeort Marbella, den deutschen Meister Borussia Dortmund zieht es nach Jerez in Andalusien.
Während Spanien aber bei den Bundesliga-Klubs offenbar immer mehr an Attraktivität verliert, gilt Portugal neben der Türkei als der neue Renner. Rostock, Wolfsburg und Stuttgart erkunden das Land des Portweins, ohne jedoch das süffige Getränk ausgiebig kosten zu dürfen. Vor allem beim VfB zittern die Profis bereits vor der berühmt berüchtigten Vorbereitungs-Tortur unter Felix Magath. "An das Trainingslager möchte ich im Moment lieber nicht denken. Ich freue mich erstmal auf den Urlaub in der Dominikanischen Republik", erklärte Kevin Kuranyi, der ziemlich genau weiß, was ihn in Faro erwartet.