heute auf nw online ein bericht von studti zu der aufstiegssaison in die zeite bundesliga, da bekommt man wirklich eine gänsehaut wenn man das liest vor allem wenn man überall dabei war. in neunkirchen ist mir neben dem warten an der torauslinie, bei dem ich von einem schwitzenden walter während des spiel zu einem tänzen umarmt wurde noch der tierische sonnenbrand in erinnerung, den man sich auf der erstanlich hohen tribüne zu ziehen musste. und natürlcih die fahrt, die beinahe dazu geführt hätte dass man das spiel wegen der achtundvierzig millionen pinkelpausen verpasst hättte. wie lamm dann dat pils ausgegeben hat, einfach geil.
hier der bericht:
Tor um Tor ins Profigeschäft
1995 wurde der Grundstein für heutige Erstligaerfolge gelegt
Für einen Zugereisten wie mich wurde eines schnell klar: in Bielefeld und Umgebung herrschte Anfang der 90-er Jahre riesige Sehnsucht nach der Bundesliga. Heute wird deutlich, wie wichtig die Rückkehr in den Profifußball war. Sie war der Grundstein für die heutigen Erfolge. Als ich 1991 dazu stieß, war Arminia gefühlsmäßig schon drei Jahre zu lang in der Oberliga.
Immer wieder hat der Klub versucht, das vermeintlich beste Spielermaterial der Liga zu verpflichten, um es endlich zu schaffen. Doch erst als Rüdiger Lamm in der Regionalliga den Coup mit dem Profiquartett Thomas von Heesen, Armin Eck, Fritz Walter und Jörg Bode landete, ging ein Ruck durch Verein und Umfeld. Ich habe selbst erst gerüchteweise von den Wechseln gehört. Später verriet Thomas von Heesen dann, dass es mit Fritz Walter erst im letzten Moment geklappt hat und er ihn mehr oder weniger überredete, auch zu kommen.
Das Phänomenale an dieser Spielzeit war die Kameradschaft innerhalb der Truppe. Die Profis, die später noch durch Peter Hobday, Thomas Stratos und Waleri Schmarow ergänzt wurden, haben sich super eingefügt. Obwohl wir wohl die katastrophalsten Trainingsbedingungen der Liga hatten, war das nie ein Thema. Dabei hätten sich Thommy und die anderen ja wirklich etwas auf ihre Karriere einbilden können.
Wir haben einfach total viel Spaß gehabt. Niemand konnte sich in der Kabine seiner Schuhe oder Trainingsklamotten sicher sein. Irgendwas war immer verknotet oder versteckt. Fehl am Platz war eindeutig auch Wolfgang Sidka. Schon nach wenigen Wochen bin ich zur Klubführung gegangen und wollte meinen Vertrag auflösen. Unter diesem Trainer wollte ich nicht weitermachen, und damit stand ich nicht allein. Selbst nach vier Wochen hatte der noch nicht einmal alle Vornamen parat. Als er schließlich weg war und Ernst Middendorp kam, mussten wir erstmal das aufholen, was wir unter Sidka versäumt hatten.
Da lernten wir Herzlake – oder besser Schmerzlake – kennen. Wir waren in dieser Saison so oft weg von zu Hause, dass wir schon daran dachten, Bilder von unserem Angehörigen fest in der "Alten Mühle" zu installieren. Im Training musste besonders Markus Wuckel leiden. Der Ärmste hatte ein paar Pfund zu viel und bekam eine Eierdiät verordnet. Wenn wir gekickt haben, musste er in dicker Jacke um den Platz laufen. Aber es hat gewirkt. Danach war er fit wie ein Turnschuh und hat wichtige Tore für uns gemacht. Das schönste Tor hat aber mit Sicherheit Martin Kollenberg erzielt. Ein Kopfball genau in den Knick – leider ins eigene Tor. Dafür wird er von Thommy und mir heute noch aufgezogen.
Richtig los ging es nach unserem schwachen Start erst im Herbst. In Aachen lagen wir 0:1 zurück, dann haben wir den Spieß mit zwei Toren von mir noch umdrehen können. Bis zum Rückspiel haben wir dann nicht mehr verloren. Wenn man bedenkt, dass Armin Eck nach einem Platzverweis acht Wochen fehlte, Fritz Walter wegen seiner zwei Achillessehnen-Operationen kaum gespielt hat und auch Thommy von Heesen verletzt war, ist der Erfolg um so höher zu bewerten.
Zwischendurch hatte auch ich mal einen guten Lauf, traf in Edenkoben, Paderborn und zweimal in Wissen. Knapp wurde es allerdings noch einmal, als unsere Serie mit der 0:3-Heimspielniederlage gegen Aachen endete. Ohne die Ausrutscher von Essen wäre vielleicht alles in die Hose gegangen. Zum Schluss haben wir uns den ersten Platz aber nicht mehr nehmen lassen. Als wir in Münster 2:1 gewannen, war für mich klar, dass nichts mehr schief geht, waren wir doch in den Vorjahren schon so oft an unserem Dauerrivalen gescheitert.
Bei Preußen Köln wollten wir alles klar machen. Ich erinnere mich noch genau an das Spiel. Wir lagen mit 2:1 vorn, als die fast schon abgestiegenen Preußen plötzlich 3:2 führten und mir erst spät der Ausgleich gelang. Wir sind gleich weiter ins Trainingslager vor dem Spiel in Neunkirchen. Dort warteten schon viele Fans auf uns. Mit 4:0 war die Sache schnell klar. Kritisch wurde es nur, als kurz vor Spielende schon einige Fans auf den Platz stürmten und ein Abbruch drohte. Der Schiedsrichter hat dann noch mal für wenige Minuten angepfiffen, bevor alle Dämme brachen. In der Kabine ging es drunter und drüber, Bier und Sekt flossen in Strömen. Wir mussten immer wieder raus zu den Fans.
Auf dem Rückweg nach Bielefeld haben wir Halt gemacht, und Rüdiger Lamm hat vor lauter Begeisterung an der Raststätte die komplette Rechnung für die Fans bezahlt. Je näher wir Bielefeld kamen, desto größer wurde die Spannung. Da wir von hinten ans Rathaus herangefahren waren, ahnte niemand, was auf dem Vorplatz los war.
Der Eindruck auf dem Balkon war überwältigend. Da hatten fast 20.000 Leute mitten in der Nacht auf uns gewartet und feierten bis in den frühen Morgen. Der Empfang war einfach sensationell – und für mich die schönste Aufstiegsfeier.
Stefan Studtrucker
Stefan Studtrucker steht mittlerweile seit 1991 in Diensten des DSC Arminia Bielefeld. Als Aktiver erlebte "Studti" den Durchmarsch von der Ober- in die Bundesliga. Als Meilenstein in der Geschichte des Klubs erachtet der Stürmer die Rückkehr in den Profifußball 1995.