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DFL-Studie auf Basis der Lizenzunterlagen - 28.04.2005 11:42
Alarm! Berater kassieren ab
28,1 Millionen Euro haben Spielervermittler und -berater in der vergangenen Saison von den 36 Profiklubs kassiert. Dies geht aus einer auf der Basis der Lizenzunterlagen der Vereine und Kapitalgesellschaften erstellten Erhebung der DFL hervor.
Erstmals in der Geschichte der Bundesliga wurde damit ermittelt, wie stark die Berater am Fußballgeschäft partizipieren.
24,9 Millionen Euro zahlte die Bundesliga an die Berater, 3,2 Millionen Euro die 2. Liga. Damit überwiesen beide Ligen insgesamt 2,6 Millionen Euro mehr an die Berater, als sie für Spielerverpflichtungen aus dem EU-Raum an Transfersummen ausgegeben haben. Die Bundesligaklubs zahlten für Spieler aus der EU 24,8 Millionen Euro, die Vereine der 2. Liga 0,7 Millionen Euro. Insgesamt sind in der vergangenen Saison aus Netto-Transferzahlungen und Honorare an Berater 63,8 Millionen Euro dem Geldkreislauf des deutschen Lizenzfußballs entzogen worden. Mit Erschrecken wurde bei der DFL auch konstatiert, dass die 2. Liga an die Spielerberater mehr Geld gezahlt hat, als sie für alle Spielerverpflichtungen aus dem Ausland, der Bundesliga, den Regional- und Amateurligen und aus der eigenen Liga ausgegeben hat. Den 3,2 Millionen Euro für Vermittler stehen in der 2. Liga 2,9 Millionen Euro an Transferausgaben gegenüber.
Doch diese offiziellen Zahlen sind noch nicht die Spitze des Eisberges. Zahlreiche Berater kassieren nämlich bei Vereinswechseln oder Vertragsverlängerungen auch von den Spielern ab; daneben sind die Steuerbehörden seit Jahren Vermittlern, Spielern und Vereinen wegen Schwarzgeldzahlungen auf der Spur.
Insider schätzen, dass unter dem Strich insgesamt gut 50 Millionen Euro pro Saison in die Taschen der Vermittler fließen. Diese Summe entspricht dem durchschnittlichen Umsatzvolumen eines Bundesligaklubs, das in der vergangenen Saison bei 54,8 Millionen Euro lag. Dazu noch eine weitere Vergleichszahl: In der vergangenen Saison investierten die 36 Profiklubs 44 Millionen Euro in ihre Jugend- und Amateurmannschaften und in die Nachwuchs-Leistungszentren.
In Kenntnis der hohen Zahlungen an Berater und Vermittler schlägt die DFL jetzt Alarm, kommt in ihrer Studie zu folgendem Fazit: "Vor dem Hintergrund der mit Ablösesummen bezweckten Kompensation der schützenswerten Investitionen in die Ausbildung des Spielernachwuchses ist dies eine Besorgnis erregende, nicht hinnehmbare Entwicklung."
Rainer Franzke
Es ist schon seit langem eine meiner größten Sorgen (spätestens seit dem Affentheater um Diabang), daß das Beraterunwesen den Fußball nachhaltig schädigen könnte.
Wie wurden eigentlich früher die Verträge geschlossen?
Sicher, es gab immer schon Spielerberater, aber wurden da auch solche Unsummen an Provisionen gezahlt?
Wahrscheinlich auch eine Folge des unsäglichen Bosman-Urteils
Richtig bedenklich finde ich es, wenn ein einzelner Berater mehrere Spieler eines Vereins betreut, da erlangen diese Leute eine Machtpositionen, die ihnen eigentlich nicht zustehen darf.
Eure Meinungen?