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Arminen-Fans sind friedlich geworden
Durch Aufhebung der Anonymität haben szenekundige Beamte die Hooliganszene in den Griff bekommen
VON LARS FREITAG
Alles unter Kontrolle
Bielefeld. "Die besten Fans der Welt – war das immer und überall so?" So lautete das Motto einer Diskussionsrunde, zu welcher der Arminia-Supporters-Club in die Ausstellungshalle am Kesselbrink eingeladen hatte. Vor rund 100 Zuhörern schilderten ein szenekundiger Polizist, ehemalige Spieler, sowie Vereins- und Fanvertreter ihre Erfahrungen, die sie mit oder als DSC-Fans im Laufe der Zeit gemacht haben.
Diese fielen, wie könnte es auch anders sein, recht unterschiedlich aus. Während einstige Arminen-Kicker wie Torwartlegende Gerd Siese (trug von 1966-1977 das DSC-Dress), Uli Braun (67-72) und Markus Wuckel (94-96) ausschließlich positive Erinnerungen mit ihren treuen Anhängern verbindet, hat Polizist Volker Geißler auch negative Dinge miterlebt.
Als er 1991 den Dienst als so genannter szenekundiger Beamte aufnahm, erlebte die Hooliganszene gerade ihre Blütezeit. Auch in der Teutostadt, wo die heimischen Hools – die sich selbst als Blue-Army-Bielefeld bezeichnen – rund um die Spiele ihres Vereins für reichlich "Ostwestfalenterror" sorgten. Heutzutage genießt die Bielefelder Szene aber wieder einen friedlichen Ruf. "Seit wir die Hools aus ihrer Anonymität herausgeholt haben, ist es glücklicherweise sehr ruhig geworden. In den letzten Jahren gab es kaum noch Probleme", so Geißler. Die einst etwa 120 Personen zählende Szene sei auf 40 "Gewaltbereite" geschrumpft, die Anzahl der Stadionverbote von über 50 auf 18.
Selbst als Erzrivale Preußen Münster kürzlich auf der Schüco Arena gegen Arminias Amateure antrat gab es lediglich kleinere Zwischenfälle. In den 90ern Jahren hatte es bei diesem westfälischen Duell noch regelmäßig Ausschreitungen gegeben. Einzig und allein der Bierkonsum der Bielefelder Fans ist nach wie vor beträchtlich. Insbesondere bei Auswärtsfahrten mit dem Sonderzug. Doch diesbezüglich ist ebenfalls eine Trendwende zum Positiven erkennbar. Gehörte in früheren Zeiten im Gerstensaftrausch "Scheiben raus treten" und "Notbremsen ziehen" zu durchaus beliebten Hobbies, verhält man sich heute gesittet. "Im Gegensatz zu den Fans anderer Vereine sind unsere Leute auch im angetrunkenen Zustand noch von den Einsatzkräften ansprechbar." (Geißler)
Während zwischen der Bielefelder Polizei und ihren "Pappenheimern" ein fairer Umgang herrscht, fühlen sich die Arminen-Anhänger auf fremden Terrain mitunter schlecht behandelt. Wie beispielsweise in Cottbus, wo man bei Minustemperaturen von Ordnungskräften des Vereins dazu gezwungen wurden, seine Schuhe auszuziehen. Zudem kommen bei einigen Anhänger durch die zunehmende Überwachung der Stadien wie Erinnerungen an "Big Brother"auf.