FUSSBALL: DSC-Gepäck wiegt fast eine halbe Tonne
Bielefeld. Seit zehn Jahren wäscht er die Trikots, putzt die Schuhe, sorgt dafür, dass die Bälle den richtigen Druck haben. Zeugwart Asim Obarcanin ist bei Arminia das „Mädchen für alles“. Was die Profis auch brauchen, er ist für Pflege und Bereitstellung verantwortlich. In der Woche vor einem Trainingslager bedeutet das für den seit 30 Jahren in Deutschland lebenden Bosnier beinahe Arbeit rund um die Uhr.
Beispiel Dienstag: Nach der Rückkehr vom Hallenturnier aus Kiel um drei Uhr morgens hatte Obarcanin noch gut zwei Stunden im Trainingscamp an der Friedrich-Hagemann-Straße zu tun, und nach nur drei Stunden Schlaf daheim bei Gattin Ibrima stand er ab 9 Uhr schon wieder seinen Mann im Wäscheraum des Fußball-Bundesligisten. Am späten Nachmittag mussten die Arminen schließlich bestausgerüstet beim Hallenkick in Bielefeld ran.
Was Obarcanins Arbeitsbelastung dermaßen erhöht: Neben dem Tagesgeschäft läuft die Reisevorbereitung für das Trainingslager im türkischen Belek, das die DSC-Kicker heute am späten Abend nach einem Flug von Hannover über Istanbul nach Antalya erreichen werden, auf vollen Touren. Das Ergebnis dieser logistischen Bemühungen drückt sich am eindrucksvollsten im Gesamtgewicht des mitgeführten Reisegepäcks aus: 14 große und vier kleine Metallkoffer sowie zwei Trikotkoffer wiegen zusammen fast eine halbe Tonne. „Im Winter brauche ich fast dreimal so viel Klamotten wie im Sommer“, sagt Arminias Ausstatter.
Fehlen darf nichts. „Der Trainer fragt nicht, ob wir Leibchen haben, wir müssen Leibchen haben“, schildert Obarcanin, der vor seiner Zeugwart-Tätigkeit als Schiedsrichter mehr als 2.000 Spiele für Arminia leitete, seine Form von Leistungsdruck. Erst einmal hat etwas gefehlt. Da tauchten die Bielefelder doch vor „sechs, sieben Jahren“, wie sich der immer noch peinlich berührte Obarcanin erinnert, bei einem Freundschaftsspiel in Ahlen glatt ohne Fußballschuhe auf. Der 56-Jährige ließ die Frozzeleien der Spieler aber nicht lange über sich ergehen. Per Telefon dirigierte er seine heute 30 Jahre alte Tochter Mumevra erst zum DSC-Trainingsgelände und dann nach Ahlen, wo die Treter sogar pünktlich zum Spielbeginn eintrafen.
In der Türkei wird nichts fehlen, dafür garantiert Obarcanin zumindest in seinem Bereich. Vier komplette Trainings- und zwei Spielgarnituren, fast einhundert Paar Sportschuhe, 30 Bälle, 120 Leibchen und für jeden Spieler eine Regenjacke („von denen wir hoffentlich keine einzige brauchen“) stehen auf seiner Liste.
Über die weitere Zuladung muss er sich keine Gedanken machen. Sie wird von der Medizinischen Abteilung bereitgestellt. Asim Obarcanin packt nur ein, was „Doc“ Günter Neundorf sowie die „Physios“ Thomas Horstkötter und Markus Zeyer besorgen: Elektrolyt-Pülverchen (30 Liter dieses Getränks soll der Profi-Tross pro Tag schlucken), Vitamin-Pillen, 1.200 Meter Tapeverband, ein tragbares Elektrogerät, einen Laser und die ganze restliche Reiseapotheke für alle möglichen Erkrankungen.
Gegen den Lagerkoller, ein bekanntes Phänomen solcher Dienstreisen, hilft allerdings keine Tablette. „Der kann schnell auftreten, wenn man neun Tage so dicht beisammen ist“, räumt Physiotherapeut Zeyer ein. Gemeinsam mit seinem Kollegen Horstkötter übernimmt er dann „gerne auch die Rolle des Kummerkastens, wenn der Gesprächsstoff mit dem Zimmerkollegen ausgegangen ist“.
Auch Asim Obarcanin weiß, wann Kommunikationsprobleme drohen. „Nach der zweiten Trainingseinheit am Tag sind die Spieler immer ein bisschen müde.“ Seine Lehre: „Da muss man schon aufpassen, was man sagt.“
Quelle NW