http://www.berlinonline.de/ber…rt/476180.html?2005-08-22
Schlagstöcke in der Disko
Andreas Kopietz, Matthias Wolf und Marcel Gäding
Das seit Tagen mit Spannung erwartete Lokalderby zwischen dem BFC Dynamo und dem 1. FC Union Berlin begann nicht erst am Sonntagnachmittag, sondern schon in der Nacht zuvor: Gegen 1.30 Uhr stürmte ein Großaufgebot der Berliner Polizei die Diskothek Jeton in der Frankfurter Allee, in der sich 570 Personen befanden. Im Einsatz waren 300 Beamte, darunter Mitglieder des Spezialeinsatzkommandos (SEK), weil ihre Kollegen von der Einsatzhundertschaft mit bewaffneter Gegenwehr rechneten. Sie vermutete in der Disko, die als Treffpunkt von BFC-Anhängern gilt, einschlägig bekannte Hooligans. Es wurde unter anderem nach Waffen gesucht.
Die Polizisten legten zur Überraschung der Fans und des Diskothekenbetreibers einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss vor, bei dem es darum ging, potenzielle Funktionsträger unter den Hooligans zu identifizieren. Ein Behördensprecher sagte am Sonntag, dass der Verdacht bestand, gewaltbereite Anhänger des BFC würden Straftaten verabreden. Ungewöhnlich ist dieses Vorgehen nicht: Seit Jahren schon besuchen Beamte im Vorfeld der meist in Krawalle ausartenden 1.-Mai-Demos in Kreuzberg potenzielle Gewalttäter.
Nach Angaben eines Polizeisprechers kam es bei der Razzia zu "massiven Widerstandshandlungen". Polizisten seien von Fans, die als Gewalttäter der Kategorie C eingestuft werden, angegriffen worden. Ein SEK-Beamter sagte, dass die Frauen der hartgesottenen Fans ihre Männer regelrecht dazu angestichelt hätten, gegen die Polizisten vorzugehen. Beamte seien mit Flaschen und Gläsern attackiert worden - und hätten mit dem Einsatz von Schlagstöcken geantwortet. Rainer Lüdtke, der Fanbeauftragte des BFC, gab zu Protokoll: "So etwas habe ich noch nie erlebt. Plötzlich hat es geknallt, Möbel sind umgekippt." Die Polizei sei "völlig grundlos" eingedrungen und habe Blendgranaten geworfen. BFC-Pressesprecher Yannis Kaufmann behauptete: "Die Art und Weise des polizeilichen Einsatzes war völlig unangemessen."
Dagegen erklärte Polizeisprecher Steffen Dopichay: "Das SEK ist schnell und zügig rein, denn wir hatten Hinweise darauf, dass dort bewaffnete Hooligans, auch Rädelsführer, anwesend sind und Aktionen für den nächsten Tag planen." Blendgranaten seien nicht eingesetzt worden. Dopichay räumte jedoch ein: "Beamte wurden so hart angegangen, dass wir auch konsequent tätig werden mussten." Die Polizei nahm 188 Besucher der Diskothek vorübergehend fest. Fünf Menschen wurden bei der Aktion verletzt, einige sollen im Krankenhaus liegen.
Einige der Festgenommenen sollten am Sonntag einem Haftrichter vorgeführt werden. Andere BFC-Fans, die die Polizei als gewaltbereit einstuft, wurden in Unterbindungsgewahrsam genommen. Am Mittag befanden sich noch 145 Hooligans in Polizeigewahrsam. Weil in der Gefangenensammelstelle die Technik versagte, zog sich die Bearbeitung der Fälle länger hin. Die Polizei hatte bereits zwei Wochen vor dem Spiel Aufenthaltsverbote an bekannte Hooligans verschickt. Demnach durften sich gewaltbereite Fans am Sonntag zwischen 9 und 21 Uhr nicht in der Nähe der Alten Försterei aufhalten. In den vergangenen Tagen hatte die Polizei Telefone abgehört, SMS-Handynachrichten abgefangen und das Internet überwacht - und sich am Ende für die Razzia im Jeton entschieden.
Am Sonntagmorgen hatte BFC-Präsident Mario Weinkauf beim Berliner Fußballverband und dem NOFV darum ersucht, die Partie abzusagen. Man habe Angst gehabt, die Fans seien durch den Polizeieinsatz so wütend, dass es erst Recht zu Ausschreitungen kommen werde. "Wir distanzieren und eindeutig von Gewalttätern, fühlen aber mit unseren wahren Fans", sagte Weinkauf. Antonio Hurtado, Aufsichtsratschef des 1. FC Union, erklärte dagegen: "Was der BFC da versucht hat darf man nicht zu ernst nehmen. Warum sollte man ein solches Spiel absagen? Das wäre widersinnig." Die Fußballverbände sahen auch keinen Grund für eine Spielabsage.
Die Polizei war rund um die Partie, zu der einige hundert Hooligans aus dem Bundesgebiet anreisten, mit mehr als 1 000 Beamten im Einsatz. Die Bundespolizei stellte mehrere hundert Beamte auf den S-Bahnhöfen ab, um Randale auf den Bahnsteigen und den Zügen zu verhindern. Bis zum Abend, eine Stunde nach Spielende, wurden keine Ausschreitungen vermeldet.
http://www.tagesspiegel.de/spo…2.08.2005/2003711.asp#art
Acht Tore gegen den Rekordmeister
Vor 14 020 Zuschauern an der Alten Försterei bleibt Union beim Sieg über den BFC Dynamo ohne Gegentor
Von Karsten Doneck
Berlin - Spielen sie? Oder spielen sie nicht? Das war um die Mittagszeit die meistgestellte Frage rund um das Stadion an der Alten Försterei. Aufregung hatten kurzfristige und sehr ernsthafte Überlegungen des BFC Dynamo gestiftet, zum Derby in der Fußball-Oberliga beim 1. FC Union nicht antreten zu wollen. Grund: In der Nacht zum Sonntag waren 150 bis 200 Dynamo-Sympathisanten, die in einer Diskothek in der Frankfurter Allee als geschlossene Gesellschaft feierten, von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, Dynamo-Verantwortliche stuften das als „polizeiliche Willkür“ ein. Nach langen Beratungen entschloss sich der BFC eine Stunde vor Spielbeginn, die Mannschaft auf den Rasen zu schicken. Den letzten Ausschlag hatte wohl eine Abstimmung unter den BFC-Spielern gegeben, die sich mit knapper Mehrheit für das Antreten entschieden hatten.
Unter dem Wirrwarr im Vorfeld litt offenbar die Konzentration auf das Wesentliche, den Fußball. Der 1. FC Union hatte jedenfalls wenig Mühe, sich mit 8:0 (2:0) durchzusetzen. Benyamina (3), Mattuschka und Grubert (je 2) und Heinrich erzielten die Tore. Nicht nur die drei Punkte erfreuten die Köpenicker, zudem brachten 14 020 Zuschauer, darunter 3000 Dynamo-Fans, eine stattliche, für Oberligaverhältnisse ungewöhnliche Einnahme von geschätzt 80 000 Euro brutto. Kalkuliert hat Union im Etat mit 3000 Zuschauern im Durchschnitt.
Dass die Fanlager beider Vereine ihre Feindschaft aus DDR-Zeiten bis heute konserviert haben, darauf wiesen schon die vielen Transparente hin, die vor allem im Bereich des Union-Anhangs immer wieder in die Höhe gehalten wurden. Vor Beginn wurden in Unions Fanblock Hunderte von handtuchgroßen Transparenten gezeigt, auf denen standen Begrüßungsformeln für den zehnmaligen DDR-Meister wie „Dynamo-Pack“ oder „Scheiß Dynamo“. Ein Grüppchen auf der Gegengerade forderte allerdings zu Folgendem auf: „Lasst uns die Vergangenheit restlos begraben“, und zwischen dem auf zwei Zeilen verteilten Satz tauchte der Name „Erich Mielke“ auf. Der BFC war einst der Lieblingsklub des Stasichefs.
Die zuvor befürchteten Krawalle aber blieben auf den dicht besetzten Rängen des Stadions Alte Försterei aus. Die einfallslosen Bemühungen der eigenen Mannschaft um ein Tor und die nummerische Überlegenheit der Union gewogenen Zuschauer ließen den Dynamo-Anhang alsbald nahezu verstummen. Kaum Schmähgesänge, kaum Verhöhnung des Gegners – das Feindbild geriet fast ins Wanken. Als das 4:0 gefallen war, stimmten die Union-Fans ihr „Oh, wie ist das schön“ an und die ersten Dynamo-Fans machten sich auf den Heimweg.
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http://bz.berlin1.de/pdfviewer/pdfviewer.php3/z/pdf/bz_1
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http://www.rbb-online.de/_/nac…_jsp/key=news3008629.html
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hier mal noch der Bericht aus BFC Forum (http://www.bfcdynamo.de) vom Fanbeauftragten:
Ich bin völlig geschockt. Ich habe soetwas noch nicht erlebt. So viel Brutalität gegenüber unseren Fans und vor allem Frauen. Es war um halb zwei etwa, wir saßen alle beieinander lachten, tranken und plauderten. Dann Blendgranaten und Schüsse. Gebrüll und Aufruhr. Kaum Widerstand, alle mussten sich zu Boden schmeissen, auch unsere Frauen. Wer nicht schnell genug unten war, wurde zusammengemöbelt. Ich sah viel Blut und Verletzte. Es traf jeden. Alle wurden gefesselt und die Presse durfte herein und machte ihre Fotos. Leute die auf die Toilette mussten, durften nicht. Die Polizei machte sich lächerlich darüber. Es spielten sich Szenen ab, die ich so noch nicht erlebt habe. Die Frauen wurden dann isoliert und konnten wenig später gehen. Sie warteten trotzdem vor dem Jeton, dort war alles abgesperrt. Ich kann schwer abschätzen, wieviele es von uns waren, da überall verteilt um die 150 sollten es sein. Um halb fünf begannen sie dann mit den Zuführungen. Jeder einzeln. Als ich auf den Wagen gebracht wurde, sahen mich dann auch die Leute von der EGH, welche dann veranlasst haben, das ich später entlassen wurde. Ich weiß nicht, wer noch raus durfte. Ich habe soeben Anwalt und Vereinsführung genaustens informiert.
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weiteres unter http://www.bfcdynamo.de im Forum!
A.C.A.B.